Warten auf das Wetterfenster

Bericht von Billi , 02.05.2022

Heute ist der 1. Mai – Tag der Arbeit und das Kobler & Partner Team ist emsig dabei, Wäsche zu waschen, die Zelte zu säubern oder einfach nur im Gemeinschaftszelt zu sitzen und Revue passieren zu lassen, was in den letzten paar Tagen geschah. Am Dienstag, den 26. April brachen wir zu unserer dritten und letzten Akklimatisierungsrunde auf. An einem Traumtag stiegen wir ins Lager 1 auf 5.800m auf, wo wir den Rest des Tages in unseren Zelten verbrachten, lasen und uns mental auf den weiteren Aufstieg vorbereiteten. Am nächsten Tag ging es weiter ins Lager 2, jedoch war der Aufstieg nicht so sonnig und perfekt wie am Vortag. Der Wind rüttelte uns regelrecht durch und wir waren froh, als wir im Lager 2 auf 6.460m ankamen. Hier ging unsere Bewunderung wieder einmal an unsere Sherpas, denn Karma, Mingmar, Lale und Tashi scheuten keine Mühe und stellten unsere Zelte auf, in die wir uns nach dem mühsamen Aufstieg dankbar schleppten. Nun konnten wir endlich den unglaublichen Blick auf Annapurna 1, Manaslu, Himlung und zahlreiche andere 7.000er genießen. „Der Aufstieg hat sich definitiv rentiert,“ meinte Joni, der mit seiner Kamera unzählige Bilder schoss und nebenher Schnee schmolz. Das Abendessen fiel an diesem Mittwoch eher klein aus und schon bald lagen wir alle selig in unseren Schlafsäcken und lauschten dem Sturm, der in der Nacht langsam abflaute.

Nachdem wir am nächsten Tag von Lale mit einer Tasse Kaffee geweckt wurden, packten wir unsere leichten Rucksäcke und folgten unseren Sherpas Richtung Lager 3, das auf ca. 7.200m liegt. Der Sturm hatte sich endgültig verflüchtigt und die Welt sah wieder freundlicher aus. „Das Wetter ist gut und wir gehen soweit wir kommen, denn das ist wichtig für unsere Akklimatisierung, besonders für diejenigen, die ohne Flaschensauerstoff gehen wollen,“ meinte Andreas und stapfte durch den tiefen Schnee. Als wir auf ca. 7.100m ankamen – die Sherpas hatten bereits Lager 3 erreicht – änderte sich das Wetter jedoch schlagartig. Innerhalb von wenigen Minuten wurden wir von einem Sturm überrascht, der uns zum Umkehren zwang. Langsam aber sicher stiegen wir in einem Whiteout ins Lager 2 ab, wo wir ein paar Stunden später ankamen. Ohne große Worte verschwanden wir alle in unseren Schlafsäcken und außer einem kurzen Besuch unseres Expeditionsleiters Andreas wurde niemand mehr außerhalb der Zelte gesehen. „Ich musste ab und zu nachsehen, ob Billi noch in ihrem Schlafsack atmet, denn sie machte keinen Mucks mehr und schlief friedlich auf ihrer Matte mit Loch,“ meinte Joni, der mit Billi ein Zelt teilte.

Der Sturm hielt die ganze Nacht an und rüttelte unsere Zelte durch. Auch wenn wir es nicht erwarten konnten, wieder in unserem luxuriösen Basislager anzukommen, fiel es uns am Freitagmorgen allen schwer aus unseren feuchten Schlafsäcken zu kriechen, zusammenzupacken und abzusteigen. Die Sherpas packten noch schnell unsere Zelte zusammen, um sicherzugehen, dass sie nicht vom Wind im Lager 2 weggefegt werden. Nach ca. 20 Minuten ließ der Wind auch schon wieder nach und wir kamen rechtzeitig zum Mittagessen im Basislager an. Unsere Köche Kancha und Pasang, hießen uns mit einem leckeren Menü willkommen und wir waren alle froh, wieder auf der relativen niedrigen Höhe von 4.600m zu sein.

Unsere Akklimatisierung ist nun abgeschlossen, und wir benötigen nun ein paar Tage, um uns zu erholen, gut zu essen und unseren Wasserhaushalt wieder auf das richtige Level zu bringen bevor wir – wenn die Wettergötter es zulassen - unseren Gipfelversuch starten. „Auch wenn ich da oben gut schlafen kann, das Essen schmeckt einfach nicht – egal was ich versuche,“ sagt Jürgen, der sich eine Portion des nepalesischen Nationalgerichts Dhal Batt nach der anderen auf den Teller lud und sich an seinem wiedergefundenen Appetit erfreute.

Wir melden uns wieder sobald wir einen genaueren Plan für den Gipfelversuch haben.

Viele Grüße vom Kobler & Partner Team aus dem Dhaulagiri 1 Basislager