Nach den drei „Big ones“ (Everest, Broad Peak, Manaslu) im Jahr 2019 wurde es für den Bergführer zum Jahreswechsel so richtig gemütlich. Bergsteigen in Ecuador heisst nämlich – anders als im Himalaya und Karakorum - Übernachtungen in hochgelegenen Berghütten und Relaxen in komfortablen Hotels zwischen den Akklimatisationstouren.
Nach der Landung in der ecuadorianischen Haupstadt Quito fuhren wir gleich weiter ins malerische Otavalo (2.532 m), wo wir nach dem langen Flug über den Atlantik ziemlich müde in die Betten fielen. Nach dem Frühstück führte unsere Gastgeberin Elisabeth durch den Markt von Otavalo, danach ging es hinauf zur Laguna Cuicocha (3.078 m), dem „Meerschweinchensee“ wegen der beiden Inseln im Kratersee, den wir in knapp vier Stunden umrundeten. Bei Tonja Esta in Cotacachi genossen wir „Carnes Coloradas“, bevor uns Fernanado nach Pukyu Pamba chauffierte, wo wir von Laura und Manuel herzlichst empfangen wurden. Die beiden leiten dort eine interkulturelle Cooperativa. Ungemein steil führte uns ein Pfad in aller Früh hinauf zu unserem ersten Gipfel Imbaburra (4.610 m), einer Bergtour gewürzt mit ein paar leichten Kletterstellen.
In Cayambe probierten wir die ecuadorianischen Biskotten in einer Biscocheria, in Quizato überquerten wir den Äquator, wo uns Juanito, erklärte, warum Norden nicht oben, sondern links ist, und Süden nicht unten, sondern rechts zu sein hat. Sylvester feierten wir am Fusse der Illiniza Berge. Am ersten Tag des neuen Jahres stiegen wir im Schneefall hinauf zum Illiniza Norte (5.126 m). Nach der Übernachtung im Refugio Nuevops Horizontes (4.700 m) wurde es ernst: Die recht steile Flanke zum Illiniza Sur (5.263 m) war ganz schön vereist, die drei Bergführer kletterten mit zwei Pickeln voraus und sicherten die Teilnehmer souverän rauf und runter. Das Jahr hatte für K&P mit einem schönen Gipfel begonnen.
El Chaupi war der Ausgangsort für die Besteigung des nächsten Vulkans, des Cotopaxi. Vom Parkplatz waren es nur 40 Minuten zum Refugio Jose Ribas (4.800 m). Schon um ein Uhr starteten wir in die sternenklare Nacht hinaus und standen nach sechs Stunden im Sturm am Gipfel. Die Aussicht auf die „Allee der Vulkane“ war atemberaubend: Chimborazo, Antisana, die beiden Illinizas, Cayambe. Das K&P Team Ecuador am Kraterrand des zuletzt 2017 ausgebrochenen Cotopaxi in Hochstimmung!
Nach einer Übernachtung in Riobamba besuchten wir auf dem Weg zum Chimborazo die kleine Ortschaft Salinas. Hier war schon früher ein Schweizer vorbeigekommen, hatte eine Käserei gegründet, die als Kooperative Emmentaler und Co. herstellt. Eine Schokoladeproduktion und eine Kooperative von 100 Frauen der Umgebung von Salinas, die Strickwaren erzeugt, besichtigten wir auch, begleitet von unserem Guide Ivan. Auf den Strassen feierten die Leute von Salinas das Fest der Heiligen Drei Könige mit Umzügen und Blasmusik.
Den Chimborazo (6.263 m) bestiegen wir nicht vom Refugio Carrel oder vom Refugio Whymper aus, sondern quartierten uns im Highcamp auf 5.300m in einem grossen Kuppelzelt ein, von wo wir um ein Uhr in der Nacht starteten. Die schattige Flanke hinauf in die Sonne wollte nicht enden, es war eiskalt, erst am Vorgipfel erreichten uns die ersten Sonnenstrahlen, von dort waren es noch dreissig Minuten hinüber zu unserem höchsten Ziel im Ecuador, dem Chimborazo. Nach dem Abstieg liessen wir uns von Fernando nach Banos chauffieren, wo wir nach den Strapazen am Berg einen easy day genossen.
Zurück in Quito führte uns Cityguide Richard durch die Zweimillionenmetropole, wir liessen keine Kirche aus! Am Abend dinierten wir stilvoll hoch über den Lichtern der Stadt, das sicherlich weltweit eindrucksvollste Abschlussessen im Programm von Kobler & Partner. Wir stiessen mit Malbec an auf die zahlreichen Gipfelsiege der letzten zwei Wochen, aber auch auf den Enthusiasmus und den Teamspirit unserer Gruppe und den reibungslosen Ablauf der Reise, für den Elisabeth von Andean Summit Adventure gesorgt hatte.
In Ecuador waren dabei: Stefan, Urs, Urs, Daniel, Julia und Marco.
Grüsse aus Quito,
Andreas Neuschmid, Bergführer