Zurück vom Himlung Himal ...

Ein unvergessliches Erlebnis.

Bericht von Christian Willi, 10.10.2018

Nach einer angenehmen Anreise nach Kathmandu und einer erholsamen Nacht im Shangri-La Hotel fuhren wir am 9. September, gemeinsam mit unseren Reiseführeren Mingmar und Chandra, los in Richtung Besisahar. Auf halber Strecke kam es zu einer kleinen Panne, welche uns eineinhalb Stunden Zeit kostete und einen Buswechsel bescherte. So startete unser Abenteuer etwas anders als erwartet. Am späten Abend erreichten wir dann Besisahar. Am nächsten Tag öffnete der Himmel über Besisahar dermassen die Schleusen, das wir zum ausharren verdonnert waren. Am 11. September ging es dann endlich weiter nach Koto. Dieser Tag stellte unsere Geduld, vor allem aber auch unsere Nerven und Griffkraft auf die Probe. Für 65 km Fahrtweg brauchten wir satte 10 Stunden und wurden züchtig durchgeschüttelt. Die nächsten vier Tage unserer Reise marschierten wir über Meta und Phu zu unserem sehr idyllisch, auf 4'800 Meter Meereshöhe gelegenen Basecamp. Dies bedeutete insgesamt ein Fussmarsch von ca. 45 Kilometer und das überwinden von 3'000 Höhenmetern. Das Basecamp war bei unserer Ankunft bereits komplett aufgebaut und liess absolut keine Wünsche offen! Fresh Coffee, Ginger Tea, Hot Wather und sogar Blumen standen für uns im Aufenthaltsraum bereit.

Von nun an stand unser eigentliches Ziel, der 7'126 Meter hohe Himlung, im Mittelpunkt unseres Interessens. Dafür war zuerst einmal das Aklimatisieren an die inzwischen doch beträchtliche Höhe angesagt. Dies führte den Schreibenden für zwei Tage zurück nach Phu und die anderen ein erstes Mal ins Camp 1 (5'420 m). Am 18. September warem wir wieder alle im Basecamp vereint. In einer zweiten Phase planten wir ins Camp 2 (6'050) aufsteigen und bei idealen Voraussetzungen eventuell sogar einen Gipfelgang zu versuchen. Petrus oder vielleicht auch Buddha, hatten jedoch andere Pläne und stoppten uns im Camp 1. In Camp 2, welches die Sherpas inzwischen für uns vorbereitet hatten, fiel ein halber Meter Neuschnee. Und sogar im Basecamp hatte der Winter kurzzeitig Einzug gehalten. Somit hiess es wieder absteigen und uns in Geduld zu üben. Nach zwei Ruhetagen und nach Konsultation unseres Wetterberichtes, welcher uns ein Schönwetterfenster vom 24. – 27. Septemer versprach, versuchten wir unser Glück aufs Neue. So stiegen wir am 24. gemeinsam ins Camp 1 auf. Am nächsten Tag begaben wir uns mit schwerem Rucksack auf Neuland in Richtung Camp 2. Leider musste unser edler Samariter Fritz den Aufstieg infolge gesundheitlicher Problemen abbrechen. Wir andern erreichten am Nachmittag müde aber glücklich das wunderschön gelegene Camp 2.

Mittwoch 26. September, Gipfeltag.

Der Wecker holte uns um ein Uhr Nachts aus unserem Möchtegernschlaf. Unsere Powerfrauen Sylvie und Carla kämpften die ganze Nacht über mit gesundheitlichen Problemen und mussten deshalb schweren Herzens von einem Gipfelversuch absehen. Ihrer guten Stimmung tat dies jedoch keinen Abbruch, wie wir später erfuhren. Somit blieben noch André und ich als Gipfelaspiranten übrig. Unsere zwei Dauerläufersherpas Chandra und Pasang gingen voraus um weitere Fixseile anzubringen. Mingmar, André und ich starteten um 02:45 Uhr in Richtung Himlung. Die Nacht war monderhellt, glasklar, windstill und für diese Höhe mit «nur» -15 Grad ziemlich mild. Einfach wunderschön! Zuerst ging es auf dem Gletscher rauf und runter, bevor wir vor einem steilen Anstieg standen. Dieser Führte uns auf einen kleinen Gipfel, den wir bei Tagesanbruch erreichten. Dann folgte eine Gratquerung die uns zum eigentlichen Anstieg des Himlungs führte. Jetzt gings erst Richtig los. Wir holten Chrandra und Pasang ein und gingen gemeinsam Schritt für Schritt aufwärts. Die Steilheit ist sehr unterschiedlich und bewegt sich zwischen 30 und 45 Grad. Zu schaffen machte uns die sehr unterschiedliche Schneebeschaffenheit. Einmal pulvrig mit Harschdeckel und einmal griessig-tief war ein gleichmässiges Vorankommen sehr schwierig. Schon bald wurde ich langsamer und langsamer und musste leider auf 6'650 m. die Segel streichen. Für den Gipfel fehlte mir an diesem Tag schlicht die nötige Substanz. Chandra und ich stiegen nun gemeinsam bis ins Camp 1 ab. Die anderen drei setzten Ihren Aufstieg Richtung Gipfel fort und erreichten um 15:00 Uhr, nach gut 12 Stunden Aufstieg, den Gipfel des Himlung Himal! Herzliche Gratulation an André, Mingmar und Pasang! Eine grosse Kraft- und Willensleistung war nötig, um an diesem Tag den Gipfel zu erreichen. Die drei Gipfelbezwinger erreichten um 20:00 Uhr Camp 2, wo sie sich «als Belohnung» für die kommende Nacht zu Dritt in ein einziges Zelt kuscheln durften.

Der Abstieg am nächsten Tag verlief bei allen ohne Probleme und so waren wir am Nachmittag wieder im Basecamp vereint. Am Abend verwöhnte uns unsere Küchencrew mit Pommes Frites, Ziegensteak, Gemüse und Schokoldenkuchen. Ein Gedicht! Nach einer kleinen, gemeinsamen Zeremonie liessen wir den Tag tanzend, singend und rauchend ausklingen. Am 28. September hiess es Abschied nehmen von unserem lauschigen Plätzchen am Fusse des Himlung. Der Rückweg inmitten der zauberhaften Landschaft des Himalaya war sehr kurzweilig und verlief ohne grössere Probleme. Zu erwähnen ist noch, dass je weiter talauswärts wir kamen der Tee mehr und mehr durch Bier und die Kaugummis und Hustenbonbons durch Zigaretten ersetzt wurden. Am 2. Oktober abends erreichten wir schliesslich Kathmandu. Die restlichen zwei Tage verbrachten wir mit Stadtbesichtigung, Einkaufen und dolce far niente.

Die Himlung Expedition 2018 war ein unvergessliches Erlebnis mit einem super Team und einer unglaublichen Nepali-Crew. Im Namen von uns vier Teilnehmern danke ich Carla für die wirklich tadellose Führung, der Nepali-Crew für ihren unermüdlichen Einsatz und Kobler und Partner für den sehr grosszügigen Service und die super Organisation.

P.S. Der Bericht ist so lang ausgefallen weil ich im Monsterstau nach Kathmandu mehr als genügend Zeit hatte diesen zu verfassen.