Skitouren in der Türkei 2020

Im Pulver Anatoliens carven

Bericht von Andreas Neuschmid, 12.03.2020

Als die Nachricht reinkam, dass es in Marokko zuwenig Schnee für gscheite Skitouren hätte, wurde es hektisch im Büro in Bern: Schliesslich entschieden wir uns für das Taurus Gebirge in der Türkei. Recep meldete sensationelle Schneebedingungen. Die kleine Gruppe traf sich am Gate in Istanbul, wir flogen weiter nach Kayseri, mieteten einen VW Bus und wurden zwei Stunden später um Mitternacht von Recep mit einem famosen Abendessen herzlichst empfangen.

Dichter Nebel erwartete uns am ersten Morgen in den Bergen Anatoliens, wir schindeten unseren Bus auf verwegenen Schotterstrassen hinauf zur Schneegrenze bei den Apfelplantagen im Aladaglar Nationalpark. Bei etwa 3000m dann wolkenloser Himmel, eine Stunde genossen wir am Gipfel des Eznevit (3.550m) die Aussicht auf das Nebelmeer, bevor wir unsere First Lines in den Pulver Anatoliens carvten. Am zweiten Tag war der Beginn etwas holprig, ein Drittel der Gruppe hatte die Skischuhe vergessen, etwas verwickelt dann der Aufstieg zum Alaca (3.688m), die ketzten 200 hm mit Steigeisen zu Fuss, die Aussicht gewaltig: Hasan Dagi im Westen, Erciyes Dagi im Norden, und rund um uns die schneereichen Berge des Aladaglar Nationalparks. Eine nicht enden wollende Abfahrt im besten Pulver der Saison! Am dritten Tag dann der Höhepunkt der Woche: Durch enge Schluchten erreichten wir die sonnigen Hänge des Mt. Emlers (3.723m) , die 1900 hm waren nicht geschenkt, aber die Abfahrt war dann nicht mehr zu überbieten! Ein Fest! Ein Rausch! Das wir auf der Rückfahrt im Bachbett mit unserem VW-Bus hängen blieben, ist eine andere Geschichte! Die letzte Tour in den Bergen der Aladaglar-Gruppe führte uns ein zuerst flaches Tal mit gewaltigen Felswänden auf beiden Seiten hinauf, dann spurten wir in den Dolomiten der Türkei unberührte Pulverhänge und gelangten nach fünf Stunden zum Gipfel des Yoncalitas Tepesi (3.463m). Nach der tollen Abfahrt feierten wir mit unserem wunderbaren Gastgeber Recep, der uns mit bestem türkischen Essen und Wein aus seiner Heimat versorgte. Früh starteten wir am nächsten Morgen nach Ihlara und zogen bei veritablem Sturm hinauf zum 3.268m hohen Gipfel des Hasan Dagi, einem Vulkan auf unserem Weg nach Kappadokien. In Göreme checkten wir im komfortablen Cave-Hotel ein und genossen den Sonnenuntergang von der Dachterrasse.

Ein Besichtigungstag in Kappadokien beendete den Ausflug nach Kleinasien: Im Freilichtmuseum von Göreme staunten wir über die Kirchen im Tuffstein, stiegen unterirdische Städte hinab und wanderten von Zelve nach Göreme über eine der phantastischsten Landschaften der Welt. In Kayseri hiess es Abschied nehmen, am Weg zum Flughafen wurden neue Pläne für 2021 geschmiedet. Anscheinend soll es nach Libyen gehen, oder vielleicht war es auch der Libanon? Wer weiss das schon so genau?

Grüsse aus Anatolien,

Andreas Neuschmid