Mt. Everest Private 2021

Die Geschichte begann mit einer Absage...

Bericht von Kari Kobler und Andreas Neuschmid, 27.05.2021

Die chinesische Regierung verkündeten Anfang 2021, dass die Grenzen zu Tibet für die Everest Saison 21 geschlossen bleiben würden, wir von K&P waren gezwungen, die Everest Expedition 2021 abzusagen. Ein Teilnehmer, Phillipp aus Luxenburg hatte aber nur dieses Jahr Zeit, wir einigten uns auf eine Everest Private Expedition: ein Teilnehmer, ein Bergführer, vier Sherpas, 35 Tage Zeit, Vorakklimatisation im Sauerstoffzelt zu Hause, Betreuung durch Dr.Urs Hefti von der Swiss Sports Clinic in Bern, maximaler Sauerstoffsupport ab Camp 2.

Der Gast: Der junge Luxenburger Phillippe ist 33 Jahre alt, arbeitet viel und hart und betreibt Ausdauersport, vor allem Schwimmen. In seiner Laufbahn als Bergsteiger sticht seine superschnelle Besteigung des Aconcagua 2018 innerhalb von sieben Tagen (Mendoza-Aconcagua-Mendoza) im Rahmen einer K&P Expedition hervor.

Die Bergführer:

Kari Kobler (UIAGM Bergführer) ist Gründer und Gesellschafter von K&P, leitet seit 30 Jahren Expeditionen zu den 8000er in Himalaya und Karakorum und stand sechs mal am Gipfel des Mt.Everest.

Andreas Neuschmid (UIAGM Bergführer) ist Gesellschafter von K&P, führt seit 2007 Expeditionen rund um den Globus, stand 11 mal mit Gästen von K&P auf dem Gipfel eines 8000ers, 3 mal am Everest.

Das Sherpa-Team:

Vier Sherpas sollten die Everest Private Expedition begleiten: Dendi, Lale, Karma und Gelu. Alle vier brachten enorm viel Erfahrung an den 8000ern im Himalaya und Karakorum mit.

Die Vor-Akklimatisation:

Bei einem Treffen in Bern wurde Phillippe von den Mitarbeitern der Swiss Sports Clinic in Bern in die Geheimnisse der Vor-Akklimatisation eingeweiht. Phillippe kehrte mit einem Sauerstoffzelt nach Luxemburg zurück. Phillippe verbrachte die Nächte der acht Wochen bis zur Abreise im Sauerstoffzelt und steigerte die simulierte Schlafhöhe sukzessive auf 6.500m.

Trekking ins BC:

Wir verliessen Namche Bazar (3.400m) am 25.04. und gingen bis Pangpoche (3.985m). Am 26.04. trekkten wir nach Dingboche (4.340m) und knackten am Nachmittag am Gipfel des Nagkartshang (5068m) die 5000m-Marke. Am 27.04. erreichten wir Dzongla (4.840m), am Fusse der Cholatse Nordwand. Tags darauf stiegen wir ins Lobuche Highcamp (5300m). Nach der Besteigung des Lobuche East (6.100m) in den Morgenstunden des 28.04. wanderten wir noch am selben Tag nach Lobuche Village (4.940m). Am 29.04. erreichten wir schliesslich unser Everest Basislager auf 5.300m. Dank der Vor-Akklimatisation zu Hause und der fünftägigen Wanderung von Namche Bazar (3.400) ins Everest BC (5.300m) fühlten wir uns bestens akklimatisiert.

Akklimatisation am Berg:

Nach drei Ruhetagen im Everest BC absolvierte Phillippe ein Techniktraining im nahen Khumbu Icefall: Steigeisentraining, Aufstieg am Fixseil mit Jümar und Abseilen standen auf dem Programm. Am 03.05. startete Phillip zu seiner einzigen Rotation am Berg. Der Khumbu Icefall wurde bewältigt und oberhalb in Camp 1 (6.100m) übernachtet. Am 04.05. und 05.05. übernachtete die Mannschaft in Camp 2 (6.400m). Am 06.05. erreichte Phillip Camp 3(7.200m), stieg aber noch am selben Tag ins Basislager ab. Damit war die Akklimatisation beendet und das Warten auf ein Wetterfenster begann.

Gipfelbesteigung:

Nach zwei Ruhetagen im Basislager startete Phillippe Richtung Gipfel: Am 09.05. erreichte die Mannschaft C2 (6.400m), am 10.05. stiegen sie weiter nach Camp 3 (7.200m), am Nachmittag des 11.05. erreichte Phillip um 15:00 Uhr Camp 4 am Southcol (7.900m). Um 21:00 Uhr startete Phillippe seinen Gipfelgang und stand am 12.05.2021 um 07:30 Uhr den Gipfel des Mt.Everest (8.849m). Nach 30 Minuten begann Philippe den Abstieg und gelangte an diesem Tag noch bis Camp 3 (7.200m) und schliesslich am 13.05. zurück ins BC. Am 15.05. flog Phillipe mit einem Helikopter nach Kathmandu und traf am 18.05. wohlbehalten zu Hause in Luxemburg ein.

Sauerstoff-Support:

Insgesamt verwendete Phillip sieben Flaschen Sauerstoff und begann damit ab Camp 2. Während der Besteigung betrug die Durchflussrate 4 Liter/Minute, in den Hochlager-Nächten 0,5 – 1,0 Liter/Minute.

Fazit K&P Everest Private:

Insgesamt dauerte die Reise von Phillip vom 17.04.-18.05.2021 (Luxemburg – Everest – Luxemburg), also 32 Tage. Die gemachten Erfahrungen bei der Everest Private 2021 bestätigen uns in der Einschätzung der Sinnhaftigkeit der Länge von 35 Tagen für jene Bergsteiger, die nicht die Zeit für eine 50-tägige Expedition aufbringen können.

Voraussetzungen für das Gelingen einer Everest Express Expedition sind eine überdurchschnittliche Fitness des Teilnehmers, ein enormer Wille, die Vor-Akklimatisation zu Hause und ein maximaler Sauerstoff-Support am Berg.

Wir von K&P gratulieren Phillippe ganz herzlich zu seinem Erfolg!

Kari Kobler und Andreas Neuschmid

UIAGM Bergführer