Broad Peak-Expedition 2019: Waschtage

Beeile dich und warte ... auf den Wascheimer

Bericht von Lydia und Billi und der Rest des Teams, 08.07.2019

english version below

Wir sind gerade von unserer dritten und letzten Rotation am Berg zurückgekommen und genießen den Luxus sowie die Annehmlichkeiten des Basislagers in vollen Zügen. Wir vertreiben uns die Zeit mit duschen, essen, trinken - aber hauptsächlich doch Wäsche waschen. Es ist offensichtlich die beliebteste Freizeitbeschäftigung hier unten. “Wo ist der Eimer?” ruft Lukasz gleich nach dem Frühstück. Er wollte unbedingt seine bunten Socken, Halstücher und Schweizer Unterhosen auf die Leine hängen, auf der bereits unzählig viele Wäschestücke wie Gebetsfahnen im Wind flatterten. Es war überraschend, dieses perfekt geformte und beliebte blaue Gefäß mal wieder bei Christoph, unserem Speedy Gonzalez, zu finden. Christoph hatte es wohl nicht ganz geschafft, seine Schweizer Effizienz auf das Wäschewaschen zu übertragen, denn er brauchte ganze zwei Tage für diese Tätigkeit. Mit all diesen Aktivitäten ist das Basislager momentan ein zufriedener und offensichtlich extrem sauberer Ort, wo sich die Bergsteiger entspannen und auf ihren Gipfelgang warten. Allerdings haben wir noch keinen konkreten Plan, jedoch werden wir euch informieren sobald es einen gibt.

Gehen wir also erst einmal zurück zu der Zeit als wir vor ein paar Tagen die luftigen Höhe des Lager 2, das laut “Stefanpedia” (unser Spitzname für Stefan, der auf den verschiedensten Gebieten eine unglaubliche Wissensquelle ist - egal ob es um die Wissenschaft von Laminaten oder die gruseligsten Märchen der Gebrüder Grimm geht) auf 6200 Meter liegt und dann Lager 3 auf knapp 7000 Metern erreichten. Die Wettergötter meinten es gut mit uns, und beide Gruppen konnten strahlenden Sonnenschein und gute Bedingungen am Berg genießen. “Die Route war zwar gut, aber der Weg ins Lager 3 war ganz schön anstrengend,” sagte Dominika, unsere starke Schweizer Bergsteigerin etwas ermüdet. Der Weg zwischen Lager 2 und Lager 3 präsentierte einige Schwierigkeiten und es gab zwei längere Abschnitte mit Blankeis, wobei die Frontzacken unserer Steigeisen zum Einsatz kamen. “Ich hätte meine Steigeisen doch feilen sollen. Ich dachte zwar, es sei genug wenn ich damit auf den Felsen rumkratze, aber ich habe mich offensichtlich getäuscht,” sagte Deano während Ket und Billi sich noch schnell einen Superfood Riegel - vom Thyme Out Restaurant in Islamabad zur Verfügung gestellt - genehmigten, um für den zirka 40-Grad steilen Abschnitt genügend Energie zu haben.

Wir brauchten alle zwischen fünf und acht Stunden, jedoch schienen die letzten paar Meter ins Lager 3 die härtesten Meter für uns alle zu sein. “Auf den letzten 30 Metern bis ins Lager haben alle ausnahmslos drei oder vier Mal Halt gemacht,” sagten Lydia und Deano und guckten frech mit ihren Cappuccinos in der Hand aus ihrem Zelt. Bis die letzten Teilnehmer im Lager angekommen waren, hatten die Sherpas, pakistanischen Höhenträger und ein paar Teilnehmer bereits hart gearbeitet und mit ihren Eispickeln (es gab keine Schaufel) Zeltplätze geebnet. “Dani und ich hatten eigentlich nur ein halbes Zelt, denn es war teilweise abschüssig und der übrige Platz war mit Ausrüstung vollgestopft,” kommentierte Dominika, die jedoch trotz der herausfordernden Bedingungen sehr dankbar für die Unterkunft auf dieser Höhe war.

Die meisten von uns hatten eine ziemlich schwierige Nacht mit unterbrochenem, oder gar keinem Schlaf. “Glücklicherweise hatte ich ein Hörbuch dabei, mit dem ich mir die Nacht um die Ohren schlagen konnte. Ich habe kein Auge zugetan,” sagte Christoph während Mauricio ein Zelt mit Euan teilte, der “die ganze Nacht auf ihm gelegen war”.

Langsam aber sicher trödeln alle Teilnehmer wieder im Basislager ein. Ein ganz großes Dankeschön geht an unser Küchenteam, das uns bis aufs Letzte verwöhnt. Arif, unser Küchenjunge, und Haddar Ali, unser Chefkoch, empfingen uns sogar mit Keksen und einem kalten Getränk an unserem “Crampon Point” (die Stelle, an der wir unsere Steigeisen anziehen), was eine willkommene Abwechslung zu dem faden Schmelzwasser war, das wir in den Höhenlagern trinken. Vom Crampon Point sind es noch 45 Minuten Fußmarsch bis ins Basislager und die Route, die durch den Irrgarten aus Eisbergen und Flüssen führt, hat sich in den letzten paar Wochen bereits sehr stark verändert. “Ich glaube, wir müssen nach unserem Gipfelgang ins Basislager zurückschwimmen,” sagt Deano, in dem er auf das in der Hitze schnell schwindende Eis verwies. Da wir aus einer internationalen Mischung bestehen, wird dieses Ereignis wohl in modernen Speedoes und Board-Shorts stattfinden. (Wir werden LIVE berichten). Glücklicherweise waren bei unserer Ankunft unsere Zelte noch intakt und waren noch nicht in den tiefen Gründen des Godwin-Austin Gletschers versunken.

Der Aufenthalt in Lager 3 war trotz allen Anstrengungen etwas ganz Besonderes. Auch wenn die meisten von uns bereits atemberaubende Panoramas gesehen haben, ist der Ausblick von dort oben etwas ganz Spezielles. Schaut man Richtung Nordwesten aus dem Zelt, hat man den K2, den der österreichische Bergsteiger und Erstbesteiger des Broad Peak, Kurt Diemberger, einmal als großartigen Kristall beschrieben hat, im Blickfeld. Guckt man aus der anderen Seite des Zeltes, sieht man wie der Masherbrum und viele andere spitze und einmalig geformte Berge in die Höhe ragen. Blickt man nach unten, sieht man vier riesige Gletscher ineinanderfließen. Diese Vistas sind etwas ganz Besonderes, und nur ein Bruchteil der Weltbevölkerung wird jemals die Gelegenheit haben, diese gigantischen Naturereignisse zu erleben. Egal wie ruhelos unsere Nacht m Lager 3 war, wir schätzen es alle sehr, was wir hier erleben dürfen.

Es ist jedoch auch immer wieder ein Segen, wenn man nach der abwechselnden Kälte und Hitze, den großen Anstrengungen mit schweren Rucksäcken, dem weniger guten Essen und der dünnen Luft wieder im Basislager ankommt. Dann kann man die kleinen Dinge des Lebens wieder so richtig schätzen. Es fühlt sich gut an, mit allen, die mit ihrer Leistung zufrieden sind, an einem Tisch zu sitzen. Das ganze Team sieht frisch, stark und sauber genug aus - besonders nach der Waschaktion mit dem blauen Eimer - um den Berg zu besteigen. Jetzt müssen wir nur noch warten, was die Kombination aus Wetter, Bedingungen und unserer restlichen Zeit auf dem Gletscher bringt.

Die Spannung bleibt! Sobald wir unsere Pläne für die nächsten Tage geschmiedet haben, werden wir sie Euch sofort übermitteln.

english version:

We have just come back from our third, and last rotation on the mountain and everyone is truly enjoying the luxuries and amenities of base camp by having showers, eating, drinking and first and foremost - doing their laundry. It’s obviously the most favourite pastime down here. “Where is the bucket?” Lukasz shouted out right after breakfast as he was keen to add his colourful socks, buffs and Swiss underpants to the lines of washing flapping like prayer flags in the wind. It was surprising to find out that Christoph, our Speedy Gonzalez, was yet again in possession of the popular blue and perfectly shaped receptical trying to apply his Swiss efficiency to his laundry…but he obviously failed dismally as it has taken him two days to get it done. With all this frantic activity, base camp is currently a happy and spick and span place, with lots of sunshine and mountaineers waiting to head for the summit. A concrete plan for our summit bid still need to be discussed. Be assured though, that we will inform you as soon as it is developed.

Let’s go back to a few days ago when we all left for the lofty heights of Camp 2, which according to “Stefanpedia” (our nickname for Stefan, who is a fountain of knowledge no matter in whatever field, be it the science of laminates or the Grimmest fairytales) is at 6,200m and then on to Camp 3, just below 7,000m. The weather gods were kind to us and both groups (we went in two lots) had gorgeous sunshine and pristine conditions on the hill. “The route was good, but getting to Camp 3 was tough,” said Dominika, our strong Swiss female member. The way between Camp 2 and Camp 3 presented some difficulties with sections of blue ice requiring us to use the front points of our crampons. “I should have sharpened them after all. Scraping them on rock obviously was not good enough,” said Deano, while Ket and Billi quickly gobbled down a Superfood bar - courtesy of the Thyme Out Restaurant in Islamabad - to have enough energy to navigate the steep section of about 40 degrees.

We all took between five and eight hours, but the last few metres to Camp 3 seemed to be the hardest for most of us. “Without exception, everyone had to stop at least four times over the last 30 metres into camp,” Lydia and Deano said peeking out of their tent sipping on their instant Cappuccinos, which according to Lydia are some of the best (instant) she’s ever had. By the time the last people arrived at camp, the Sherpas, high altitude porters and some of the members had worked extremely hard to build platforms for the tents - using their ice axes. “Dani and I actually only had half of the tent space as the other half was full of gear,” Dominika commented, however, she was grateful for the shelter at this altitude.

Most of us had a tough night with fitful, or no sleep at all. “Fortunately, I had an audiobook to listen to. I didn’t sleep a wink,” said Christoph, whilst Mauricio was cramped in a tent with Euan, who “was on top of him” all night.

Slowly but surely everyone is trickling in to base camp. A huge thanks goes to our kitchen team, who look after us amazingly well. Arif, our kitchen boy, and Haddar Ali, our chief cook, even greeted us with biscuits and a cold drink when we reached Crampon Point - the biscuits a welcome change to the stale and hot melted water in which we imbibed at the higher camps. From Crampon Point it is still another 45 minutes or so to reach base camp and the route through the maze of icy pinnacles and rivers has significantly changed since we first started walking to the bottom of the climb. “I think we will have to swim through the river after our summit bid,” said Deano observing how quickly the ice around us was melting. Being a mix of “Euros” and Antipodeans, expect Speedoes and board-shorts for this chilling event! (We will send a live report!) Fortunately, our BC tents were still standing and have not yet disappeared in the ever-changing abyss of the ice.

We all loved being up at Camp 3. If there is anything that stands out of all the high-altitude camps we have collectively experienced, it is the panorama. The vistas of the beautiful peaks are jaw-dropping. In one direction, the person on the NW side of the tent has an in-your-face vista of K2, the great “crystal” (as the legendary climber, Kurt Diemberger described it) and if the mid-level clouds clear, they see jagged ranges far away into remotest China; the person on the other side of the tent scans the ranges towards the Hushe Valley and beyond, with Masherbrum piercing the sky and surrounded by countless dramatic and uniquely shaped mountains. Below us, lies the conglomeration of four massive glaciers, the Baltoro being one of the longest non-polar glaciers in the world. These views are very special and have only been seen by a small fraction of the world population; in spite of all of us having a restless night at 7000m, we treasure what we have been able to experience.

Yet again, after the cold and the heat, the super hard efforts of load-carrying, the less than gorgeous food, and the thin air, it is always great to come back to base camp. It makes you appreciate the small things in life that most of us take for granted every single day. Sitting here among everyone who was up there is very special as everyone seems very happy and pleased with their amazing achievement. Everyone looks fresh and strong and clean enough to tackle the mountain - especially after abluting with the blue bucket, so we will just have to wait and see what the combination of the weather, conditions and our remaining time here on the glacier is doing.

Watch this space - we will be back with more details on our upcoming plans!