Broad Peak: Die Reise zu unserem ersten Ziel

Nach sechs Tagen kamen wir am 21. Juni endlich am Basislager an.

Bericht von Lydia und Billi sowie der Rest des Teams, 25.06.2019

english version of the report: Broad Peak: The Journey and the Destination

Obwohl die 2019 Kobler & Partner Broad Peak Expedition bereits in der Schweiz, Österreich, Deutschland, Neuseeland, Australien und Kirgistan angefangen hat, beginnen wir mit unseren Expeditionsberichten und Geschichten über die 17 Bergsteiger (Gäste und Bergführer eingeschlossen) hier auf dem Godwin Austin Gletscher auf einer Höhe von 4800 Metern. Es ist bereits zwei Wochen her, dass wir uns alle in Islamabad trafen. Die Temperaturen erreichten bis zu 40 Grad C und obwohl es eine wahre Zumutung war, vor die Türe zu gehen, fanden einige von uns das schickste Café in der Stadt, wo wir unseren letzten guten Milchkaffee geniessen konnten. Gleich danach machten wir uns auf den Weg zu einem noch schickeren Empfang in der Schweizer Botschaft, wo Botschafter Thomas Kolly und seine Frau Barbla eine Stunde auf uns warten mussten (nicht ganz so schick), da unser Fahrer Schwierigkeiten hatte, den Weg in der hermetisch abgeriegelten diplomatischen Enklave in Islamabad zu finden. Der Botschafter und seine Frau verziehen uns unsere Verspätung und es gelang uns sogar Barbla dazu überreden, mit uns zum Broad Peak Basislager zu trekken. Sie entschied sich spontan und schaffte es ganz ohne Wanderstecken gemeinsam mit den anderen zwei Trekkern, Manu und Claudia, im Basislager anzukommen. Das Trio befindet sich derzeit auf dem Rückweg nach Askole.

Unsere Mägen hatten kaum die Möglichkeit das Schweizer Mittagessen zu verdauen und schon fanden wir uns in einem der coolsten Restaurants in Islamabad wieder. Das „Thyme Out“ Restaurant serviert traditionelle Köstlichkeiten aus Hunza und die Besitzerin, Elizabeth Flew, scheute keine Mühe, um unseren Abend ganz speziell zu gestalten. Sie gab uns sogar 500 ihrer deliziösen Superfood Riegel mit, die inzwischen bei den Expeditionsmitgliedern zum beliebtesten Snack wurden.

Nach knapp 24 Stunden in der pakistanischen Hauptstadt begann unsere Reise Richtung Karakoram. Jeder, der schon einmal nach Skardu geflogen ist, weiss, dass die Flüge in die von hohen Bergen umgebene Stadt extrem vom Wetter abhängig sind, und für uns standen die Chancen auch nicht gerade gut. Eine Lücke in den Wolken sowie ein Pilot, der dazu bereit war, diese Herausforderung auf sich zu nehmen, ermöglichten es, dass wir noch am selben Tag sicher in Skardu landeten und nicht die anstrengende zweitägige Fahrt auf dem Karakoram Highway auf uns nehmen mussten.

Die Jeepfahrt von Skardu nach Askole am Ende der Strasse ist bereits ein Abenteuer für sich. Die Fahrer, und das sind die wahren Helden, steuerten ihre Jeeps über Schotterstrassen, die sich hoch über dem tosenden Baltoro-Fluss erstreckten. Bei dieser Fahrt rutschte einigen von uns das Herz regelrecht in die Hose. Nach ca. sieben Stunden auf diesen unwegsamen „Strassen“ kamen wir endlich in Askole an, wo Hunderte von Trägern herumlungerten und auf Arbeit warteten. Hier verbrachten wir unsere erste Nacht im Zelt.

Das Besondere an dem Trek zum Broad Peak Basislager ist das schiere Ausmass des Terrains sowie die Tatsache, dass man den grössten Teil auf einem Gletscher - nämlich dem Baltoro, einem der längsten Gletscher der Welt ausserhalb der Polarregionen - verbringt. Das Team und seine 210 Lasten zu je 25 kg, die zwischen Träger und Mulis aufgeteilt wurden, wanderten vorbei an riesigen und spektakulären Granittürmen, wie Uli Biaho, die Trango Türme, Lobsang Spare, Masherbrum und vielen anderen Giganten. Kurz vor Concordia, wo sich der Baltoro und der Godwin Austin Gletscher treffen, taten sich drei der fünf 8000er Pakistans vor uns auf - K2, Gasherbrum 2 und Broad Peak.

Nach sechs Tagen kamen wir am 21. Juni endlich am Basislager an, wobei wir die letzten zwei Tage durch tiefen Schnee waten mussten. Unsere Bewunderung geht an die Träger, die in ihren dünnen Plastikschuhen, ihren Shalwar Camises und ihrer Bereitschaft bei eiskalten Temperaturen unter Plastikplanen zu schlafen, über das schwierige eisige Terrain den gesamten Weg bis ins Basislager zurücklegten. Die Mulis schafften es nicht ganz und luden einen Teil unseres Gepäcks ca. eine Stunde vor dem Basislager ab. Unsere Mitglieder zeigten hervorragenden Teamgeist und erklärten sich dazu bereit, die übrigen Lasten ins Basislager zu tragen.

Da es momentan immer wieder schneit, verbringen wir unsere Zeit hauptsächlich damit, das Basislager auf Vordermann zu bringen und genauso schick zu machen, wie das Café in Islamabad! Es dauerte eine ganze Weile alle Zelte für alle 17 Expeditionsmitglieder aufzustellen, die wir hier kurz vorstellen möchten:

Zu allererst kommt natürlich unser Expeditionsleiter und IFMGA Bergführer, Andreas Neuschmid aus Österreich. Er leitet seit vielen Jahren Expeditionen auf hohe Berge und war in diesem Frühjahr zum 3. Mal auf dem Mount Everest.

Der super Bergsteiger und IFMGA Bergführer, Dani Arnold aus der Schweiz. Er hat die Eiger Nordwand in einer Rekordzeit von 2Std. 28 Min. bezwungen.

Die deutsche/Schweizer Bergjournalistin und Leiterin der Himalayan Database, Billi Bierling. Sie stand bereits auf den Gipfeln von fünf 8.000er - zwei davon bestieg sie ohne Zusatzsauerstoff.

Die erste Frau, die den Mount Everest ohne Zusatzsauerstoff bestiegen hat und IFMGA Bergführerin aus Neuseeland, Lydia Bradey. Sie war gerade mit einem Gast auf dem Mount Everest - ihre 6. Besteigung.

Der immerzu lächelnde Deutsche Jürgen Diez, der sich vor ein paar Jahren am Gasherbrum II versuchte. Er stand auf den Gipfeln des Manaslu und Cho Oyu - beide Male ohne Zusatzsauerstoff.

Die Schweizer Bergenthusiastin Dominika Diller. Sie stand bereits auf den Gipfeln aller Seven Summits, ist jedoch das erste Mal in Pakistan.

Der begeisterte Heli Skifahrer mit drei Pässen und einem schüchternen Lächeln, Mauricio Fernandez aus Bondi Beach Australien, Mexiko und Spanien. Er versucht sich zum ersten Mal an einem 8.000er.

Die neuseeländische Weinanbauerin und begeisterte Skitourengeherin, Ket Hazledine. Sie hat den Manaslu sowie einige andere herausfordernde Berge in Neuseeland bestiegen.

Die deutsche Ärztin und neu-konvertierte Bergliebhaberin, Carolin Hess. Sie hat bereits den Himlung und Ama Dablam bestiegen und will sich nun an einem 8000er versuchen.

Der deutsche Bergenthusiast Norbert Ludwig, der mit seiner Frau Claudia, die mit uns ans Basislager wanderte, in der Schweiz lebt. Er stand bereits auf den Gipfeln des Kun und Satopanth in Indien sowie dem Mustagh Atah in China.

Der polnische Bergsteiger Lukasz, der in der Schweiz lebt und nach Pakistan gekommen ist, um seinen nächsten 8000er zu besteigen und sich die anderen Riesen des Karakorams genauer anzusehen.

Der begeisterte Schweizer Skitourengänger Christoph, der sich in der Höhe genauso schnell bewegt wie in den Schweizer Alpen. Er hat bereits den Manaslu ohne Zusatzsauerstoff bestiegen.

Der Schweizer Techno Freak und Expeditionselektriker Joni, der in Pakistan bereits den Spantik bestiegen hat und letztes Jahr mit Kobler & Partner den Dhaulagiri 1 versuchte.

Bergveteran und Seven Summits Bergsteiger Stefan Sieveking aus der Schweiz, der bereits einige Gipfel mit Andreas Neuschmid erklommen hat. Ausser dem Mount Everest hat er die Gipfel des Manaslu und Cho Oyu (ohne Zusatzsauerstoff) erreicht.

Höhenbergführer, Legende und IFMGA Bergführer Dean Staples aus Neuseeland, der bereits neun Mal mit Gästen auf dem Mount Everest stand sowie die Gipfel des Manaslu, Cho Oyu, Dhaulagiri, Lhotse und Shisha Pangma erreicht hat.

Assistierender Bergführer und Big Mountain Snow Boarder, Max Cherkassov aus Kirgistan. Er hat bereits den Gipfel des Makalu erreicht und ist stark wie ein Bär.

Der Neuseeländer und Milchbauer Euan Wilson, der bereits vor 20 Jahren in Pakistan war, in der Vergangenheit schwierige Felsrouten gemeistert hat und seit 14 Jahren keine Steigeisen mehr getragen hat. Er hat vor, seine Alpen Renaissance am Broad Peak zu beginnen.

Natürlich sind hier am Basislager noch mehr Personen, die uns das Leben hier am Basislager erleichtern und uns unterstützen werden, diesen Berg zu besteigen. Wir werden sie in den nächsten Reiseberichten auch vorstellen, denn ohne sie wäre diese Expedition nicht möglich.

Die Mitglieder und Bergführer in diesem Team besitzen viel Höhenerfahrung, Stärke und Motivation und sollten es das Wetter und die Bedingungen am Berg zulassen, haben wir eine gute Chance, den Gipfel zu erreichten. In Shallah!

Den Berg müssen wir zwar erst noch in Angriff nehmen - aber den Spass haben wir bereits!

Mehr Nachrichten von unserem wunderschönen Basislager werden in den nächsten Tagen folgen.

Liebe Grüsse von uns allen an all unsere Familien und Freunde.

Lydia und Billi sowie der Rest des Teams