5 Teilnehmer auf dem Gipfel des Spantik

Der ausführliche Bericht mit Fotos.

Bericht von Andreas Neuschmid, 05.09.2017

Spantik: Fertig zum Gipfelsturm

Die letzten Tagen bescherten uns Regen, Schnee, Wind und Graupel im Base Camp. Vorher hatten wir allerdings Lager 1 und 2 eingerichtet und dort auch übernachtet. Inzwischen sind die Wetterprognosen bis zum 1. September gut. Wir haben uns entschieden beim geplanten Gipfelaufstieg Lager 1 zu überspringen und direkt zu Lager 2 zu gehen. Um unsere Gipfelchancen zu erhöhen ist ein Lager 3+ vorgesehen, welches sich rund 400 Höhenmeter über dem Lager 3 befinden soll. Wenn alles so klappt, sind wir am 28. in Lager 2, am 29. in Lager 3, am 30. in Lager 3+ und stehen am 31. auf dem Gipfel, Insh’ Allah.

Text: Jonas Salzmann & Friends

Spantik 2017 - Summit!

Nach erfolgreicher Akklimatisation mit jeweils einer Übernachtung in Camp 1 (5000 m) und Camp 2 (5400 m) und drei Rasttagen ging es - frisch geduscht und rasiert - Richtung Gipfel. Camp 1 liessen wir dieses Mal aus und übernachteten in Camp 2. Dort beginnt eine etwa 40 Grad steile Flanke, die wir am nächsten Tag mit etwa 600 m Fixseil versicherten. Camp 3 errichteten wir auf einer Kuppe in herrlicher Aussichtslage in 6200 m. Den Plan eines 4.Hochlagers mussten wir wegen Schneefall und Nebel am nächsten Tag fallen lassen, wir harrten 24 Stunden in den Schlafsäcken aus, draussen überzogen etwa 30 cm Neuschnee das Gelände. Am späten Nachmittag klarte es auf, es wurde ernst. Um Mitternacht standen die Gipfelaspiranten in klirrender Kälte vor ihren Zelten und legten in drei Seilschaften los. Ein holpriger Beginn: In den ersten zwei Stunden zwangen diverse gesundheitliche Probleme drei Teilnehmer zur Umkehr. Nach stundenlangem Stapfen im knietiefen Pulver dann das Erlebnis der Blauen Stunde im Karakorum: wild, kalt, einsam, gefährlich und am Ende der Welt. Beim ersten Sonnenstrahl keimt so etwas wie Hoffnung für deine Zehen auf und der neue Tag beginnt mit der existentiellen Idiotie der besonderen Art: Die Gewissheit, bei jedem Schritt qualvoll einzubrechen, wird bei jedem neuen Versuch von jener nur Sekundenbruchteile währenden Hoffnung unterbrochen, dass dich die Schneedecke trägt. Nach elf Stunden standen wir dann am Gipfel des Spantik, 7027 m hoch.

Der Abstieg verlief dann eher unspektakulär. In Camp 3 übernachteten wir noch einmal, der Zustand eines höhenkranken Hochträgers Ali aus Arandu hatte sich am nächsten Morgen dramatisch verschlechtert, wir schlossen ihn an die Sauerstoffflache an und pumpten ihn mit Medikamenten voll, was ihn wenigstens auf die Beine brachte, die anschliessende Abfahrt auf dem Hosenboden zusammen mit dem Bergführer die 600 m lange Steilflanke hinunter war nichts für die Anhänger ausgefeilter Bergrettungstechnik und schon gar nix für schwache Nerven. Dass am Weg zurück ins Camp 1 der vorausgehende Expeditionsleiter im Schnitt alle 100 Meter in einer vom Neuschnee überdeckten Gletscherspalte versank, sorgte später beim Dinner im Basislager für allgemeine Erheiterung. In Camp 1 warteten Mehdi und die Kitchen Boys mit Tee, Sprite und Keksen. Dass sich anschliessend die Nacht über das Karakorum senkte, war nur gut, denn die Ruppigkeit, die notwendig war, um den delirierenden und lamentierenden Ali über die Felsen ins Basecamp zu transportieren, blieb dadurch den Zartbesaiteten verborgen.

Ali, der Hochträger, hat überlebt. Und übrigens auch unsere Ziege. Wir waren nicht genug lange im Basislager. Übermorgen werden wir sie wieder an der Leine den langen Chomolungma Gletscher hinausführen - heim nach Arandu.

Am Gipfel des Spantik standen am 31. August 2017: Anna, Astrid, Stefan, Rainer und Jonas. Begleitet haben sie die beiden Pakistani aus Satpara Fidali und Nazri und der Tiroler Bergführer Andreas.

Herzliche Grüsse aus Baltistan,

Andreas Neuschmid

Bergführer