Trekking Dolpo

Bericht von Alexander , 06.12.2024

Das Dolpo liegt im Nordwesten Nepals und grenzt im Norden an Tibet und im Osten an Mustang. Begrenzt wird Dolpo rundum von über 6000 m hohen Bergketten. Das Gebiet liegt eingeklemmt zwischen Gautam Himal und Kanti Himal im Norden und im Süden stösst es an die Dhaulagiri-Kette und ist in zwei Regionen unterteilt: Das obere und untere Dolpo. Das obere Dolpo umfasst eine wüstenartige, stark tibetisch-buddhistische geprägte Region, die relativ isoliert bleibt. Das untere Dolpo ist eine Mischung aus buddhistischen und hinduistischen Dörfern, sowie dichten Wäldern, hohen, schneebedeckten Bergen und tosenden Flüssen in wilden Schluchten. Irgendwo da führen Wege durch: Schöne Spazierwege, steil aufsteigende und steil abfallende, glitschige Pfade, teils in Felsen gehauen, ausgesetzt, über Schwindel erregende Abgründe, über hohe Pässe und über schaukelnde Brücken. Obwohl das Trekking im Dolpo wild, abgelegen und manchmal ziemlich herausfordernd ist, ist es ein grossartiges und vor allen Dingen lohnenswertes Abenteuer. Diese wilde Natur, diese satten herbstlichen Farben, die noch ursprüngliche Lebensweise der durchwegs freundlichen Bewohner, machen eine Reise durch dieses Gebiet zu einem einmaligen und unvergesslichen Erlebnis. Siedlungen befinden sich in einer Höhe von 2100 bis über 4300 m und zählen zu den höchstgelegenen, permanent bewohnten der Welt. 80 % der Fläche liegen auf über 3600 m. Aufgrund der Höhenlage lässt sich die Region in das untere Dolpo im Süden und das nur über 5000 m hohe Pässe erreichbare obere Dolpo im Norden unterteilen. Von Dunai aus ist diese Gegend nur in 4-5 Tagesmärschen zu erreichen. Die Versorgung erfolgt praktisch nur mit Yaks, Mulis und Dzos über schwindelerregende Pfade, die nur im Sommer/Herbst passierbar sind. Es ist ein faszinierendes Labyrinth aus tiefen Tälern, zerklüfteten Bergrücken und schneebedeckten Gipfeln. Das untere Dolpo besitzt mit Juphal einen Landeplatz für kleine Propellermaschinen. Erst seit anfangs der 1990er Jahre darf Dolpo von Touristen bereist werden. Daher ist die touristische Infrastruktur im Dolpo, mit Lodges und Restaurants, noch weitgehend unentwickelt und die Region ein wenig besuchtes Ziel durch Touristen. Im Verhältnis zum Khumbu ist es noch wohltuend einsam. Man muss seinen Schritt noch nicht dem der Touriprozession anpassen.

Unsere Reise

Am Morgen in aller Herrgottsfrühe landen wir, das sind Esther, Heinz, Marianne, Livia, Nico und Alexander, in Kathmandu. Danach geht’s zum Yak & Yeti Hotel. Am späteren Vormittag machen wir mit einem Führer eine Stadterkundung. Dieser erklärt uns die Gebräuche und Gepflogenheiten Kathmandus. Ich staune über die Sauberkeit in der Stadt. Da hat sich was getan in den letzten Jahren. Bald einmal sauberer als bei uns in der Schweiz mit all dem herumliegenden Abfall und den Schmierereien. Abends beim Nachtessen erfahren wir, dass unser Anschlussflug von Nepalgunj im Terai nach Juphal im Dolpo gestrichen wurde. So fliegen wir nach Nepalgunj und übernachten dort in einem Hotel. Anstatt am nächsten Morgen eine knappe Stunde Flug, fahren wir nun 2 Tage Offroader über staubige, holperige Strassen. Von etwa 150 m führt die Strasse anfangs durch den Dschungel mit Warnung vor Tigern und Elefanten. Später durch bewohnte Gebiete. Über grosse Flüsse führen Brücken. Zum Glück führen die Bäche nicht mehr so viel Wasser. Manche Furt wäre unpassierbar und unserem Abenteuer würde eine neue Komponente hinzugeführt. So geht’s weiter bis hinauf nach Dunai auf 2150 m. Dort treffen wir auf die restliche Mannschaft. Sie besteht aus 2 Führern, 1 Chefkoch, 3 Gehilfen, 3 Muliführern, 11 Mulis und 2 Pferdchen. Diese kann man eigentlich nur am Wiehern von den Mulis unterscheiden. Mitten im Dorf stellen wir unsere Zelte für das Nachtlager auf. Am nächsten Morgen bricht die ganze Karawane auf zu unserer Trekkingtour. Wir kommen vorbei an terrassierten Feldern, viele irgendwo im Nirgendwo. Wo ein kleines Stück bebaubar war, wurde etwas gepflanzt. Wo ein Platz für ein Haus angedacht werden konnte, wurde eins gebaut. Die meisten Felder sind bereits geerntet. Doch staunen lässt, ob der grossen Äcker mit Chilischoten. Als würden sich die Leute nur damit ernähren. Ganze Hausdächer sind davon belegt zum Trocknen. Auf den steilen Halden sieht man zwischendurch Ziegen oder Schafe, die an dürren Halmen oder dornigen Sträuchern knabbern. Lämmer- und Himalajageier benutzen die morgendliche Thermik an den steilen Felswänden und schrauben sich majestätisch in die Höhe. Raben fliegen an und inspizieren die Gegend um die Touris nach etwas fressbarem. Steinmauern mit Petroglyphen säumen die Wege bis über die Pässe. Viele dieser Manis müssen sehr alt sein, sind von Flechten überwachsen. Chörten sind besonders in der Nähe von Dörfern anzutreffen. Wir treffen auch auf mehrere Klöster. Die tiefe Religiosität dieser Menschen ist allgegenwärtig. Allgegenwärtig ist auch das ohrenbetäubende Dröhnen des Tarap Khola, an dem wir näher, oder höher am Hang, aufwärtslaufen. Oft müssen wir den Fluss überqueren. Da gibt’s verschiedene Brückenmodelle. Viele Hängebrücken, aber auch alte nepalesische Arten. Manche bekämen das SUVA-Siegel kaum. Interessant wie Mulis und Yaks über diese Brücken laufen. Als hätten sie nie etwas anderes gemacht. Da bekommen manche Menschen stärkeres Herzklopfen. Wurde eine weggerissen bleibt nur noch Känguru oder Fisch. In Dho Tarap machen wir einen Ruhetag. Da wegen des Flugausfalls die Zeit nicht mehr reicht für die Tour übers obere Dolpo, passen wir unser Programm an. Wir laufen nach Westen weiter, über den Numa La Süd 5309 m und steigen noch auf die Anhöhe daneben 5524 m. Welch ein Rundblick. Im Osten die Annapurnakette, südöstlich die eisbedeckte Dhaulagiri-Kette, im Süden der Gyaekochen 6107 m und Kakkot Himal mit seinem schönen Gletscher. Das Wetter ist wunderbar und tagsüber warm. Die Herbstfarben leuchten in der Sonne. Am nächsten Tag überqueren wir den Bagala La 5169 m. Auch da sehen wir Rudel von Blauschafen, die äsend über die weiten Flanken ziehen. Schneehühner, einmal aufgescheucht, flattern in die nächste Deckung. Danach geht’s weiter nach Ringmo am Phoksundo See. Die Farben auf dem Weg dorthin und in der Gegend rund um den See sind unbeschreiblich. Das glühende Rot der Dornensträucher, das Grün der Bäume, die eisbedeckten Zinnen ringsum. Das Goldbraun der verdorrten Gräser, Sträucher und Berghalden. Ab und zu ein zotteliger Grunzochse oder ein Bewohner von Ringmo, der im oder ums Dorf herum arbeitet, die diese Idylle (für Touris) abrunden. Ganz zu schweigen von den Farben des Sees. Je nach Tageszeit und Sonneneinstrahlung wechselt dieser zwischen den hohen Felswänden in unglaubliche Farben. Danach führt uns der Weg entlang des Phoksundo Khola abwärts. Auch auf diesem Weg halten manche die Luft an und zwingen sich, nicht hinunterzuschauen. Atemberaubend – der Weg als auch die Farben! Wir machen noch einen Abstecher ins nächste Tal, nach Pungmo. Dort kommen praktisch keine Touris vorbei. Ich weiss nicht, wer wen mehr angestarrt hat, wir die Bewohner des Dorfes oder sie uns? Sogar die Ziegen waren irgendwie irritiert. Auf dem Weg dorthin versuchten sich Esther und Marianne sogar im Reiten. Ja – hat geklappt. Der Weg zurück nach Juphal war recht gemütlich bis nach Suligat Ghat, dem Eingang zum Nationalpark. Auf der anderen Seite der Bhimbrücke führt die Strasse von Nepalgunj her mit lärmenden Motorrädern, Offroadern und Lastwagen. Die uns gewohnte Zivilisation hat uns wieder. Im Hotel in Juphal hat es sogar WLAN. Am Abend machten wir noch ein Fest zusammen mit unserer Mannschaft. Es waren prächtige Kerle, die sich die ganze Zeit mit vollem Einsatz für uns ins Zeug legten. Ihre Freundlichkeit, mit der sie uns umsorgten, war berührend. Danke! Obwohl fest gebucht und bestätigt, war an diesem Abend noch nicht klar, ob wir am Folgetag zurückfliegen konnten. Subash von Himalaya Vision musste einiges an Aufwand betreiben um den Rückflug Juphal – Nepalgunj zu ermöglichen. Von dort nach Kathmandu war wieder das gleiche Theater. Doch auch das schaffte er. Von Kathmandu nach Doha wurden die Hälfte der Flüge von Qatar Airways, obwohl bestätigt, gestrichen. Es braucht schon fast zwei, um das zu glauben. K&P organisierte einen Flug nach Bangkok mit Übernachtung. Am nächsten Tag von Bangkok mit Swiss nach Zürich. Nur dank vollem Einsatz und guter Vernetzung unserer Agenturen, kamen wir noch glimpflich davon. Andere Gruppen sollen weniger Glück gehabt haben …

Fazit: Abgesehen von dieser ärgerlichen Sache mit dem Fliegen war es eine unvergessliche Reise in eine aussergewöhnliche Gegend. Mit guten Freunden und einheimischen Begleitern, die allesamt ihren Teil dazu beigetragen haben zu dieser wunderbaren Tour. Danke!

Fotos: Ganze Gruppe