Tagebuch Skitourenreise Island 14.-24.4.2022

Bericht von Christoph Grimm, 27.04.2022

Treffpunkt Flughafen Zürich Kloten 14.4.2022 12.00 Uhr. Auf unterschiedlichen Wegen treffen alle pünktlich ein. 14.35 Uhr hebt die Boeing 737 Max der Icelandair ab; das Abenteuer beginnt. Wir sind im ganzen Flugzeug verteilt, kaum 2 Pers. sitzen nebeneinander. Die „Flugere“ ist vollständig gefüllt. 16.10 Uhr (ESZ-2) ein starker Ruck, „erum vid komin“ (wir sind schon da). „es schiffet und stürmt“ so empfängt uns die Eisinsel. Die drei Chauffeure Ruedi, Ueli und Pesche steuern unsere 3 Mietbusse nach Reykjavik, wo wir die erste Nacht – nach einem leckeren Essen – im Hotel „Leifur Eiriksson“verbringen.

Fr. 15. 4.

Wir haben 450 km und mind. 5 Autostunden vor uns, um von Reykjavik nach Akureyri, im Norden zu gelangen. Das Wetter klart auf und wir wagen unterwegs unsere erste Skitour mit ca. 620 Hm auf den „Kaldbakshnjukar“ (Westgipfel). Das ist eine Art Aufwärmrunde. Nach weiteren ca. 11/2 Stunden werden wir im Guesthouse Skjaldarvik von Bryndis Oskarsdottir (kurz Disa) herzlich empfangen. Sie führt das Guesthouse zusammen mit Ihrem Mann Oli. 15 Min. nach dem Zimmerbezug ist Treffpunkt im Hotpot bei einem Bierchen. Herrlich!

Aus einem ehemaligen Altersheim haben Disa und Oli ein sehr gemütliches Guesthouse gestaltet.

Sa. 16.4.

Der höchste Punkt von heute ist der “Halldôr“ auf 1100m und 1070 Hm. „Tiefstpunkt“ des Tages, die zerbrochene Bindung von Werner. Der lässt sich jedoch nicht aus der Ruhe bringen und findet in Akureyri einen Ersatz. Die großartige Tour von heute runden wir ab mit einer fantastischen Fischsuppe im „GisliEirikurHelgi“ in Dalvik und danach mit dem obligaten Hotpot und einem Bierchen. Von unseren Gastgebern und dem Team mit Alexandra aus La Réunion und Katharina aus Deutschland werden wir mit einem exzellenten Dinner verwöhnt. Welch ein Genuss.

So. 17.4. (Ostern)

Oster-Highlight: Ruedi führt uns bei besten Verhältnissen auf gleich zwei „Höger“. Auf den einen, den Ostgipfel des „Kerahnjukur“ 980 m gehen wir alle zusammen. Beim ersten Halt werden wir mit Schoggieiern überrascht. War das ein Troll? - eigentlich logisch auf der Trollhalbinsel- nach näherer Abklärung stellt sich jedoch heraus, dass der Troll, Tomas heisst. In zwei Gruppen steigen wir nochmal auf, die eine etwas südlicher, die andere nördlicher. Total überwinden wir heute 1220 Hm.

Die Aussicht über die nahegelegenen Berge zum einen und über den riesigen „Eyjafjördur“, dem mit 60 Km Länge grössten Fjord Islands zum andern, ist einfach überwältigend. Für Kurt ist dies das absolute Highlight. Unglaublich, die Schwünge die wir beim Runtersausen hinlegen. Wir geniessen den heutigen Tag von A wie genussvolle Abfahrt über E wie köstliches Essen bis Z wie Ziemlich kaltes Meerwasserbad nach dem Hotpot. Das persönliche Highlight von Christoph: auch Paul Schmutz hat sich überwunden, sich nach dem 38-grädigen Hotpotwasser ins eiskalte Atlantikwasser zu stürzen. Wer hätte das gedacht? Sicher er am wenigsten. Übrigens ist das auch – zusammen mit dem klaren Wässerchen „Gin Tonic“ sein absolutes Highlight.

Mo. 18.4.

Das heutige Wechselspiel zwischen Skitour auf den „Fronastöafjal“ (Vorgipfel auf 840m) 670 Hm mit leichtem Regen und Nebel, stiebenden Wasserfällen, blubbernden Pfützen mit heisser Lava und einem genussvollen Thermalbadbesuch von Myvatn ist Entspannung pur. Für einmal lassen wir den schon zur Tradition gewordene Hotpot-Gang am Abend beim Guesthouse aus.

Unsere Perlen, Alexandra, und Katharina servieren uns nun schon zum vierten Mal einen kulinarischer Leckerbiss. Heute nach einer (Nicht-Fischsuppe😊) Lammkoteletts.

Di. 19.4.

Unser letzter Tag auf der Trollhalbinsel. Vom Guesthouse aus starten wir wie üblich nach einem vielfältigen Morgenbuffet. Heute auf den „Pverfiall“ 927 m. Der Himmel verspricht nichts Besonderes, was sich kurz darauf beim Aufstieg auch bestätigt. Nebel und nach kurzer Zeit setzt leichter Schneefall ein, der jedoch nicht lange anhält. Oben zeigt sich ein kleiner Hoffnungsschimmer namens „blauer Himmel“, der sich an einzelnen Orten erblicken lässt. Wir fellen ab und die Abfahrt beginnt. Innert weniger Augenblicke verschwindet der Nebel von der Bildfläche. 1660 Hm, phänomenal mega cool, geil…. da gibt es eigentlich gar keinen Ausdruck dafür, so überwältigend präsentiert sich nun die Landschaft. Zwei tolle Abfahrten mit einem Zwischenaufstieg runden alles ab. Ein solch bombastischer Tag wie heute ist kaum mehr zu toppen.

Unser Gastgeberteam mit Disa, Alexandra und Katharina begeistern unsere Kehlen am letzten Abend mit Leckerbissen. Vorspeise (Forréttur): Buffalo blomkal med gradostasosu;

Hauptgang (Adalréttur): Saltfiskur à midjardahafsvisu med Eyfirsku kartöflusmaelki;

Dessert (Eftirréttur): Marengstertan hennar mömmu.

Alles verstanden? Hauptsache es war ein Traum.

Ein riesen grosses DANKESCHÖN euch allen. Es war einfach super bei euch im Skjaldarvik-Guesthouse!

Mi. 20.4.

Wir ziehen weiter, doch vorher besteigen wir noch den „Blatindur„Im Skigebiet von Akureyrj. Der stürmische Wind oben auf 1309 m lässt uns die Aussicht nicht lange geniessen. Eine coole Abfahrt mehr bringt uns pünktlich um 12.00 Uhr wieder zum Ausgangspunkt bei den Skiliften.

Die lange Rückreise nach Reykjavik kann beginnen. Nach weiteren ca. 5 Fahrstunden, einem Snack und vielen Nickerchen erreichen wir unser schon bekanntes Hotel „Leifur Eiriksson“.

Do. 21.4.

Seit heute morgen wissen wir, dass es auch in Reykjavik nicht immer regnet. Unsere Reise führt heute nach Osten. Für einmal sind wir gewöhnliche Touris und fahren all die Sehenswürdigkeiten ab – Pferdehöfe, Mooslandschaften, Lavafelder, Wasserfälle „Seljalandsfoss“ und endlose Flächen - 391 Metalltritte bringen uns auch heute einige Höhenmeter bis zur Plattform über einem Wasserfall, wo wir einen prächtigen Überblick bis zum Meer geniessen. Für Paul Aebi ist dieser Überblick, die Weite und die ungezähmten Flüsse ein super Highlight. Am „black beach“ oder „Reynisfjara“ versetzen uns Basaltsäulen und die Megawellen ins Staunen. Die vorgelagerten Felszinnen im Meer sollen nach den Volkserzählungen versteinerte Trolle sein, die einen Dreimaster an Land ziehen. Ihren geologischen Ursprung haben sie in der Eiszeit, es sind Überreste eines ehemaligen Vulkans. Einzelne (nicht namentlich genannt sein wollende) so berichten uns Gefi und Fränzi 😅jedenfalls, staunen so sehr, dass sie plötzlich im Nassen stehen.

Sehr imposant! Wir bestaunen die „Skaftafell-Glacier Lagoon“. 1903 reichte der Gletscher noch bis ans Meer. Heute besteht ein grosser Gletschersee voller Eisscholle, die ganz langsam dem Atlantik entgegen gleiten. Seehunde tummeln sich gemütlich rund um die schwimmenden Kolosse.

Das Hotel Skaftafell verwöhnt uns - wir sind es uns auf unserer Reise schon gewohnt – mit Köstlichkeiten.

Fr. 22.4.

Tagwache um 04.45. Uhr. Und steht der längste Skitourengang bevor. Mit ca. 2100 Hm besteigen wir den höchsten Berg Islands, den „Hvannadalhsnukur“ 2119 m. Zuerst sind ca.650 Hm Skitragen angesagt, danach aber starten wir auf den Brettern. Nach der langen Ebene über den Gletscher gilt es eine gefährliche Stelle (eine Gletscherspalte) zu überwinden. Professionell und sicher führen uns Ruedi und Pesche darüber. Oben angekommen strahlen wir alle wie Schneestere. Einfach wundervoll! Beim Runtersausen findet Ruedi, der „Schluf-Finder“ eine kleine, schmale Schneezunge, damit wir unsere Bretter nicht wieder die vollen 650 Hm runtertragen müssen

23.5 km, 9h 30 min, 2100 Hm

Sa. 23.4.

Der Abschlusstag bedeutet für uns nochmal Touritag. Der Golden Circle ist angesagt. Mit baden unterwegs im kleinen, etwas sehr heruntergekommenen Schwimmbecken „Seljavallalaug“ am Fuss des „Eyjafjallajökull“, dem Vulkan, der vor 12 Jahren durch seinen Ausbruch die Fliegerei rund um den Nordatlantik lahmgelegt hat, wird nichts. Also zumindest für die meisten von uns. Nur Urs ist mutig und steigt rein. Er schwimmt eine Länge im leicht warmen Wasser. Dies wird von Tomas spontan als sein persönliches Highlight der Reise gekürt.

Im Golden Circle erinnert uns der „Gullfoss“ (auch goldener Wasserfall genannt) etwas an den Rheinfall. In 10‘000 Jahren hat er eine 3-4 Km lange und 70 Meter tiefe Schlucht gegraben. Die Geysire im Thermalfeld „Haukadalur“ pumpen und pumpen, es brodelt und……zischschsch, alle drücken auf den Auslöser. zu spät, also warten wir auf den nächsten Dampfschwall. Sehr imposant. Als letztes Ziel der Rückreise steuern die drei SAC-Busse „Bingvelir“ an. Kein Ort in Island ist von so grosser nationaler, historischer und auch geologischer Bedeutung. Geologisch stellt es eine Besonderheit dar, denn hier treffen Alte und Neue Welt, Europa und Amerika, deutliche sichtbar aufeinander. Kilometerlange Spalten, von Nordosten nach Südwesten verlaufend, prägen die gesamte Gegend. Die beiden Kontinentalplatten driften jährlich ca. 8 mm auseinander. Der Weg in die USA wir demnach jedes Jahr weiter. Hier wurde die 1. Verfassung der Isländer verabschiedet. Übrigens; erst seit 1944 ist Island ein autonomer Staat und ist seitdem als Republik von Dänemark unabhängig.

Die letzte Nacht in Reykjavik: sie wird kurz. Nochmal ein Islandfischchen, eine kräftige Suppe und ein Bierchen, danach noch ein Besuch in einer Beiz und tschüss….

So. 24.4.

04.15 unsere drei Steuermänner starten zum letzten Mal die Motoren. Ca. 2200 Km haben wir hinter uns.

Nun sitzen wir im Flughafen Keflavik und warten auf den Abflug. Alles klappt wie am Schnürchen.

So liebe Leute das wars und es war sehr toll und wird wohl für alle unvergesslich bleiben. Wir waren ein dynamisches, cooles, geniales, sportliches und manchmal auch ein etwas chaotisches Team.

Fazit: Ruedi, unser Herdentreiber hat uns brillant geführt und uns (gemäss seinen Aussagen) 4/5 der Sehenswürdigkeiten des Landes vor Augen geführt. Ganz herzlichen Dank lieber Ruedi!

Ein ebenso grosser Dank geht an unserer Steuerleute (hauptsächlich an Ueli Brawand alias von Allmen, Pesche Grogg der Mitorganisator und schon wieder Ruedi), die die lange, teilweise fast endlose Reise sicher durchsteuert haben.

Für unsere 7 Skitouren mit ca. 8100 Hm über 82 Km haben waren wir ca. 35 Stunden unterwegs.

Da ist sicher das Highlight von Werner genau richtig. Für ihn war die ganze Reise ein Höhepunkt. Gute Leute, Kameradschaft, erfahrene Tourengänger:innen, schöne, interessante Touren und Abfahren, grandiose Fotos fast ohne Ende, Feuz und von Allmen oder andere Geschichten zu „fast“ jeder Tages- und Nachtzeit, Wetterglück etc. etc. an das er sich alles trotz des Duschabsturzes und der Fingerflickübungen gerne erinnert.

Es wird gemunkelt, dass hinter den Kulissen schon wieder verhandelt wird, wo es ein nächstes Mal hingehen könnte.

Teilnehmende:

Aebi Paul; Bay Barbara; Bichsel Werner; Brawand Ueli; Bürki Gnehm Franziska; Gfeller Peter; Grimm Christoph; Grogg Peter; Grossniklaus Urs; Jegerlehner Verena; Mischler Adrian; Neuhaus Kurt; Samoel Tomas; Schmutz Paul.

Tourenleiter, Herdentreiber und Organisator: Kellerhals Rudolf