Die Fahrt mit dem Bus nach Hualcayan und der Aufstieg zum ersten Camp Calamina ist lang. Früh am Morgen haben uns Agripino und die ganze Mannschaft mit Köchen und Trägern mit dem Bus im Hotel abgeholt. Wir machten ein Kaffee-Stopp in Caraz, bevor uns der Bus über ein steile Schotterstrase nach Hualcayan fuhr. Der anschliessende Fussmarsch ins Lager Calamina ist landschaftlich wunderschön und kurzweilig. Wir kamen sogar in den Genuss zwei Condors beim Fliegen auf Augenhöhe zu beobachten. Das Camp Calamina ist auf einem Vorsprung gelegen, von welchem man einen grandiosen Blick über die gesamte Gegend. Der Sonnenuntergang könnte nicht schöner sein.
Der heutige Tag ist lang und anstrengend. Das erste Zwischenziel ist die Laguna Cullicocha. Der Wanderweg führt entlang einer imposanten Suone, die für die Bewässerung der Landwirtschaft gebaut wurde. Eien Stunde nach der Lagune verwöhnte uns unsere Küchenmannschaft mit einem erstklassigen Mittagessen. Danach führte der Weg über einen Pass und ungefähr dreihundert Meter ins nächste Tal hinunter. Der kurze Gegenanstieg ins Camp Osoruri war ein Kinderspiel. Wie immer war das Camp von unserer Mannschaft schon für uns aufgebaut. Der Sonnenuntergang war auch heute Abend göttlich.
Der heutige Tag beginnt mit ein paar Zentimeter Neuschnee. Das Camp war nach dem Frühstück in Rekordzeit abgebaut und wir starteten mit einem kurzen Anstieg in einen Übergang. Was nun folgte, ist ein fast siebenhundert Höhenmeter langer Abstieg ins Alpamayo Village. Hier wohnen sechs Familien weit ab von der modernen Welt. Durch das anschliessende Tal zu wandern, war ganz mediativ, bis auf einmal der Gipfel des Alpamayo zum Vorschein kam. Leider war der Blick nur eine kurze Freude, da die Wolken den Berg einpackten. Zur Entschädigung wurden wir wiederum mit einem erstklassigen Mittagessen verwöhnt. Das Camp Jancarurish ist wiederum toll gelegen am Fluss mit Blick zum Alpamayo. Am Nachmittag war Katzenwäsche am Fluss angesagt. Die Nacht war angenehm mit einem stetig beruhigendem Rauschen des Flusses.
Der Aufstieg ins Basecamp ist eine Art einen Ruhetag. Mit sensationellem Blick Richtung Alpamayo erreichen wir das Basislager nach zwei Stunden. Die Zeit vor dem Mittagessen nutzen wir, um den Rucksack zu packen und um das Material für unsere Träger bereitzustellen. Den Nachmittag verbrachten wir mit Fixseil-Training. Diese Technik müssen wir alle schliesslich fehlerlos beherrschen am Gipfeltag. Ein herrliches Nachtessen genossen wir im Wissen, dass die nächsten drei Nächte im Hochlager weniger luxuriös sein werden.
Die Zelte waren gefroren und die Sonne noch weit weg vom Basecamp. Bei eisiger Kälte starten wir in Richtung Moränen Camp. Der Weg war steil und nicht sehr angenehm. Kurz vor dem Pass hat Agripino, der peruanische Bergführer ein Fixseil eingerichtet, um eine kurze Kletterstelle angenehmer zu überwinden. Majestätisch präsentiert sich der Alpamayo in seiner ganzen Grösse als wir im Pass ankamen. Wie waren alle überwältigt. Eine kurze Traverse brachte uns zum Moränen Camp. Wir verbrachten den Nachmittag mit Fotografieren, Schlafen und Relaxen während die Träger und Agripino bis zum Gletscher aufstiegen und dort ein Materialdepot machten.
Früh morgens war Tagwach. Der Plan war zum Camp aufzusteigen und dann noch die ersten Meter der Fixseile zum Gipfel des Alpamayos zu montieren. Der Aufstieg zum Gletscher war sehr mühsam im Moränenschutt. Ein steiler Aufschwung auf den flachen Gletscher hatte es in sich. Zum Glück hat unsere Mannschaft am Vortag für uns an dieser Stelle ein Fixseil angebracht. Oben angekommen hatten wir eine Pause verdient, bevor es flach über den Gletscher in einer Stunde zum Camp weiter ging. Wir Bergführer machten nach dem Aufbau des Camps eine kleine Pause auf Richtung Gipfel, um die Fixseile anzubringen. Bald war klar, dass die Verhältnisse nicht optimal sind aber der Gipfel machbar sein könnte. Das unterste Drittel war sehr weich so das wir uns durchwühlen mussten. Der Mittelteil war sehr hart und steil und es hatte Blankeis. Eisklettern war angesagt. Im obersten Drittel war das Eis mit 10 cm hartem Schnee bedeckt, welcher nicht stabil war und durchbrach. Für die Fixpunkte mussten wir den Schnee durchbrechen, um zum stabilen Eis zu gelangen. Dieses Durchbrechen gab Einschlag in der ganzen Route. Weil dieser Eisschlag gefährlich war, blieb uns Bergführern nicht viel anders übrig als die Route schon am Vortag bis zum Gipfel zu fixieren. Pünktlich zum Nachtessen waren wir zurück im Camp und konnten zum Sonnenuntergang ins Bett gehen.
Am Gipfeltag waren alle ein wenig nervös. Früh am Morgen um viertel nach vier Uhr brachen wir zum Abenteuer Alpamayo Gipfel auf. Nach den ersten fünfzig Metern musste leider ein Gast umdrehen, weil es ihm nicht gut ging. Während die anderen Gäste mit Agripino und dem peruanischen Aspiraten weiter kletterten, brachte ich den Unglücklichen zurück zum Camp. Bis zum Gipfel schloss ich wieder zu meiner Gruppe auf, so dass wir den Gipfelerfolg gemeinsam auf dem höchsten Punkt feiern konnten. Nach erfolgreichem Abseilen und Abbauen der Fixseile verbrachten wir den Nachmittag mit Bestaunen unsere Route und bestem Blick auf dem geschafften Gipfel.
Ein kleiner Aufstieg zu einem Pass oberhalb des Lagers ermöglichte uns den Abstieg in das Basecamp vom Santa Cruz Valley. Vom Pass mussten wir zweimal hundert Meter abseilen auf den Gletscher. Der Abstieg über den Gletscher bietet eine super Aussicht ins Santa Cruz Valley und auf das Basecamp. Ein weiterer steiler Abstieg über eine Moräne führt uns direkt ins Lager. Die Aussicht auf den bekannten Artesonraju ist gigantisch von diesem Basecamp aus.
Heute ist das erste Dorf Cashapampa am Anfang das Santa Cruz Valley das Ziel. Die Strecke, die wir zurücklegen müssen, ist etwa 22 km lang. Demensprechend früh sind wir aufgestanden und haben das Camp abgebrochen. Landschaftlich ist das Santa Curz Valley mit Blick auf den Artesonraju und den zwei Seen einmalig. Zur Mittagszeit erreichen wir Cashapampa, wo unser Koch uns ein hervorragendes Mittagessen auf den Tisch stellt. Unser Busfahrer führt uns in einer 3-stündigen Fahrt zurück nach Huaraz. Nach einer wohlverdienten Dusche habe wir bei einem super leckeren Nachtessen den Gipfelerfolg vom Alpamayo gefeiert.