Skitourenreise nach Japan

Bericht von Chris , 17.03.2025

Skitouren und Varianten in den Pulverschnee-Eldorados von Nordjapan

Die diesjährige K&P-Reise einer sechsköpfigen Gruppe von Freunden nach Japan begann nicht unmittelbar in den Bergen, sondern mit einem Kulturprogramm:

Ein Besuch von Tokio, Kyoto und Nara sind perfekte Ziele zur Einstimmung in das Land der aufgehenden Sonne. Daneben helfen ein paar Tage auf Honshu (Hauptinsel), den aus den Fugen geratenen zirkadianischen Rhythmus, vulgo Jetlag, zu überlisten. Nach fünf Tagen städtischer Exotik und exzessiver Kulinarik war es für die Gruppe aber an der Zeit, auf die Skier zu steigen, um dem legendären japanischen Pulverschnee in Hokkaido zu frönen.

Der erste Skitag – auf eigene Faust – im bekannten Wintersportort Niseko bescherte zumindest stiefelhohen Pulver abseits der Pisten – ein passabler Einstieg in die Freuden des Skisports japanischer Lesart. Zumindest machte es neugierig, was wohl am nächsten Tag auf Tour mit Führer zu erwarten sei. Im Nachhinein lässt sich dazu resümieren: Sturm auf einem Kegelvulkan mit unaussprechlichem Namen, unerwartete Probleme mit Mohair-Fellen und ein nahezu unverständlicher japanischer Skiführer, dessen regelmäßige Referenzen während des Tages zu „Moiwa“ zu einem gesanglichen Mantra der gesamten Reise werden sollten.

Ein Erlebnis, aber noch ohne richtigen JaPOW.

Der sollte auch am Folgetag ausbleiben, als Guide Chris eintraf und im Gepäck gleich eine Warmfront mitbrachte. Die geplante Skitour versprach erst einmal tausend Höhenmeter in offenem Silberbirkenwald bis zur Baumgrenze, lieferte aber wenig mehr als pappigen Schnee und extrem dichten Nebel bei der Abfahrt. Dies führte zu einem Verhauer am Ende der Tour – und zu guter Letzt begann es noch zu regnen! Was unserem Skiführer die Fassung raubte, nachdem die Orientierung schon zuvor verloren gegangen war – Prost Mahlzeit!

Apropos Mahlzeit: Am Essen gab es während der ganzen Skiwoche nichts auszusetzen. Die Lokale, die unser Führer ab seinem Einstand wählte, waren klasse und erstaunlich abwechslungsreich. Und dies sollte ab unserem dritten Tag auf Hokkaido auch auf unsere Skitage zutreffen, als sich Wetter und Schneelage nachhaltig und stark verbesserten.

Der vierte Skitag führte bei erfreulichem Wetter mit regelmäßigen, ergiebigen Schneeschauern, die sich mit Sonnenschein abwechselten, an die Nordflanke des nur 1.300 Meter hohen Annupuri. Von den wenig hohen Bergen sollte sich aber niemand abschrecken lassen, denn bereits in tiefen Lagen, kaum über dem Meeresspiegel, misst die Schneedecke ab Januar mindestens einen Meter. Am Annupuri sollten es drei Meter sein – und zwar feinster Pulverschnee! Entsprechend viele Abfahrten mit Gegenanstiegen hat die Gruppe absolviert – nicht zuletzt, um „verpasste“ Höhenmeter bei hervorragenden Bedingungen endlich nachzuholen.

Eine vielversprechende Wettervorhersage war an den zwei Folgetagen auch die Grundlage für eine Entscheidung zugunsten von Variantenabfahrten an den Außengrenzen des Skigebiets Niseko und in Rusutsu, um reichlich Höhenmeter in leichtem Powder sammeln zu können. Und der fiel tatsächlich reichlich! Zunächst 30 cm zum Reinschnuppern, dann immer mehr – was schon einer „bodenlosen Frechheit“ gleichkam. So hatte sich die Gruppe das vorgestellt!

Die Wehmut war verständlich, als sich zum Ende des zweiten Variantentages die sechs Kollegen samt Guide – gemäß Reiseplan – auf den Weg nach Zentral-Hokkaido machen sollten, wo laut Wettervorhersage keinerlei Neuschneezuwachs zu erwarten war. Warum nur jetzt weiterziehen, wo es gerade so schön war? Skiführer Chris hielt sich mit dem, was uns in der Inselmitte erwarten würde, bedeckt …

Makrele und eingelegten Rettich zum Frühstück? Gewöhnungsbedürftig! Vereiste Straßen im Tal mit wenig Altschnee? Abstoßend! Und doch sollte der Tag in Erinnerung bleiben. Schon bei der langen Fahrt vom Hotel in die Berge Zentral-Hokkaidos wurde klar, dass es an den aktiven Vulkanen nicht an Schnee mangeln würde. Auch nicht an unverspurtem Schnee – trotz wachsender Beliebtheit der Region unter japanischen und internationalen Tourengehern. Und als die Gruppe nach zwei Stunden Aufstieg letztlich am Kraterrand eines fauchenden und entsetzlich stinkenden Vulkans abfellte, blieb jedem einfach die Spucke weg. Ein einmaliges Erlebnis, gekrönt durch Sonne, komplett unverspurte Hänge und reichlich „blower powder“!

Gefeiert hat die Gruppe diesen erstaunlichen Tourentag zu guter Letzt mit einem Onsenbad (in heißen Quellen), das sogar noch einen Blick auf die gefahrenen Hänge erlaubte. Japanische Etikette ließ es allerdings nicht zu, das heiße Bad noch mit einem Bier zu versüßen. Aber der Abend war ja noch lang!

Der nächste Tag begann deutlich kälter als der vorherige, was zwar eine hohe Schneequalität versprach, aber die Absicht, den höchsten Berg Hokkaidos zu besteigen, wenig attraktiv erscheinen ließ. Warum auch bei -27 °C an einem verblasenen Gipfel mit Harscheisen herumkratzen, wenn anderswo (knapp 1.000 Meter tiefer) perfekter Powder auf ebenso perfekten Hängen zu mehrfachen Anstiegen und Abfahrten lockte? Wenn dazu noch der Skitag mit „skinny-dipping“ in den heißen Wassern eines wilden, unerschlossenen Onsens beschlossen werden konnte? Bereut hat diese Entscheidung zugunsten des Genusses keiner! Und was hätte wohl noch treffender sein können als ein Sashimi- und Sushi-Fest am Abend?!

Ein letzter Skitag stand noch an, bevor es nach Eintritt der Dunkelheit von Sapporos Flughafen zurück nach Tokio gehen sollte. Zwar hatte es nachts nicht geschneit, und am wolkenlosen Himmel schien prall die Sonne (absolute Seltenheit!), aber nach neun Skitagen war die Luft ohnehin raus. Entsprechend entschied sich die Gruppe statt einer weiteren Skitour für Variantenabfahrten im Resort Furano, das zudem auf der Strecke zum Flughafen lag.

Erstaunlicherweise wurde daraus aber doch ein prima Pistentag – denn komplett unbeschwertes Skifahren auf perfekt präparierten, dazu noch griffigen, weichen Pisten und kaum anderen Skifahrern gehört eben auch zum exotischen Ski-Erlebnis Japan!