Am 25.02.23 traf sich die ganze Gruppe bereits morgens um 9 Uhr am Flughafen in Pristina und wurden dort von den lokalen Guides freundlich empfangen. Nach einem Abstecher in das Zentrum von Pristina folgte ein Transfer nach Rahovec, in dem wir ein Weingut besichtigten und alle wohl erstmals kosovarischen Wein degustierten. Im Anschluss folgte die Fahrt über Prizren in das Sharr-Gebirge nach Prevallë. Gespannt waren wir auf die erste Skitour am kommenden Tag, zumal der Schnee vom Hotel aus erst in weiter Ferne auszumachen war. Der viele Schnee, der vier Wochen zuvor noch in Prevallë lag, wurde von einer langanhaltenden Wetterlage mit viel Südwind und warmen Temperaturen leider sehr stark dezimiert.
Von Prevallë aus starteten wir am ersten Tourentag zum Konjushka Peak auf 2571 m ü. M., einem Grenzgipfel zu Nordmazedonien. Das zu Beginn sonnige Wetter verschlechterte sich zusehends, auf dem Gipfel erwartete uns ein Südwind mit einer Stärke von 80-100 km/h und liessen das Abfellen zu einer echten Herausforderung werden. Die Abfahrt gestaltete sich mit Wind, schlechter Sicht und unregelmässigen Schneeverhältnissen als eher schwierig. Auch der Aufstieg am zweiten Tag zum Dovodenica auf 2480 m ü. M. begann freundlich, endete aber im Nebel und wieder mit starkem Wind. Schade, das Gebiet mit seinen Seen hätte landschaftlich sehr viel geboten. Die Abfahrt durch die zum Teil recht steilen Hänge und Einschnitte war aber widererwarten erstaunlich gut. Die letzte Tour in diesem Gebiet startete im Skigebiet von Brezovicë. Dieses wurde ursprünglich als Ersatzgebiet für die alpinen Wettkämpfe an den olympischen Spielen von Sarajevo 1984 ausgebaut, wird seitdem aber stark vernachlässigt. Von den Liften sind nur noch einzelne in Betrieb, andere werden dem Zerfall überlassen. Von der Bergstation des Sessellifts stiegen wird hoch auf die Grenzkrete zu Nordmazedonien und liefen der Grenze entlang bis zum Black Rock Peak auf 2500 m ü. M. Die Abfahrt bei besten Bedingungen war fantastisch, Deni – einer unserer lokalen Guides – zeigt uns die besten Linien zurück zum Parkplatz. Am späteren Nachmittag fuhren wir dann über Žur nach Dragaš ganz im Süden vom Kosovo.
Dragaš zeigte sich uns von seiner eher tristen Seite. Der nebelverhangene Ort wirkte wenig einladend als wir am Morgen nach Brog und weiter nach Malet e Brodit zu einem weiteren Skigebiet fuhren. Bei der Bergstation blies uns wieder ein zügiger Wind ins Gesicht und wir waren froh, die Felle im Restaurant aufziehen zu können. Relativ flach zog sich der Aufstieg hoch zum Mramor auf rund 2300 m ü. M. Über einen schönen Steilhang fuhren wir nordwärts in ein Seitental ab und stiegen anschliessend wieder zur Bergstation auf. Die Schneelage verhinderte die Talabfahrt, sodass wir –wenigstens mit Rückenwind – mit dem Sessellift wieder talwärts fuhren. Am Abend zuvor hatte Ruedi mit Deni entschieden, die geplante Weiterfahrt nach Radomire in Albanien abzusagen. Die Schneeverhältnisse liessen dort noch weiter im Süden keine Skitouren zu. Stattdessen ging die Reise ausserplanmässig im Westen vom Kosovo in Bogë an der Grenze zu Montenegro weiter. Ein richtiger Entscheid, wie die nächsten beiden Tage zeigen sollten.
Von Leqinat stiegen wir bei deutlich mehr Schnee als in den Tagen zuvor in einer traumhaften Gegend hoch zum Jelenka Pass auf Gebiet von Montenegro. Vom Pass waren es nochmals rund 150 Höhenmeter bis auf den Maja Bagrakutz auf 2420 m ü. M., der wiederum im Kosovo lag. Der Gipfel bot einen weiten Ausblick in die Berge von Montenegro und der Republik Kosovo. Die Abfahrt war dann eines der Highlights der Woche.
Die letzte Skitour dieser Woche führte uns auf den Hajla auf 2403 m ü. M. Nach einem kurzen Fussmarsch stiegen wir mit den Ski durch einen lichten Wald auf. Der lange südseitige Gipfelhang war hart gefroren, bot aber dennoch eine grossartige, griffige und rasante Abfahrt. Nach der Tour besuchten wir in Pejë noch das Pećka Patrijaršija Kloster bevor der Transfer nach Prizren erfolgte.
Nach einem sehr guten Abendessen in der Altstadt von Prizren liessen wir uns am letzten Tag von einem lokalen Guide und seiner Frau die Sehenswürdigkeiten von Prizren zeigen. Wir besichtigten unter anderem die Kalaja Festung, die Sinan Pashan Moschee und die Steinbrücke, bevor wir am späteren Nachmittag zum Flughafen aufbrachen.
Nebst den grossartigen Skitouren und dem vorhandenen Tourenpotenzial haben uns verschiedene Dinge im Kosovo überrascht. In bester Erinnerung bleibt uns allen sicherlich der überall ausgezeichnete Kaffee, das einheimische Essen und das Bier sowie der kosovarische Wein. Weniger angetan waren wir hingegen vom Umgang der Bevölkerung mit ihrem Abfall.
Der Balken bot uns viel: Sehr schöne Skitouren, spektakuläre Stürze mit zum Glück glimpflichem Ausgang, einen spannenden Austausch mit unseren lokalen Guides und der Bevölkerung. Vielen Dank an Ruedi für die umsichtige und sichere Leitung und Führung, an die lokalen Guides Alb, Deni und Nedi für ihre freundliche Art und ihre lokalen Kenntnisse, an Heinz für die Gummibärli und an alle anderen, die diese Entdeckerreise zu einem Erfolg und Erlebnis werden liessen.