Rwenzori-Trekking

oder wie ein weisser Fleck auf der Landkarte plötzlich sehr, sehr grün wird

Bericht von „Grandpa“ Andi (74 Jahre!) und Uli, 11.01.2021

Rwenzori - oder wie ein weisser Fleck auf der Landkarte plötzlich sehr, sehr grün wird.

Mit sechs Paar Gummistiefeln im Gepäck - als unsere „schärfste Waffe“ - trafen wir Coronaflüchtlinge uns in Doha am Gate zum Flug nach Entebbe/Uganda. Mit dem geringen Aufwand eines negativen Coronatests in Händen war es kein Problem als Schweizer bzw. Deutscher in Uganda einzureisen. Da eine Quarantänezeit nicht notwendig war, machten wir uns gleich auf die Weiterreise Richtung Fort Portal und dem Rwenzori. Ausgeschlafen und die Taschen für unser Trekking und die Gipfelbesteigung gepackt, ging es am nächsten Tag weiter nach Ibanda, dem letzten Dorf am Eingang zum Nationalpark des Rwenzori. Am Rangergebäude wartete schon eine große Traube Einheimischer in der Hoffnung als Träger für die Tour engagiert zu werden. Waren wir doch die erste Gruppe seit März 2020! Nach einer ausgedehnten Einweisung des redseligen Nationalparkchefs mit unzähligen Hinweisen in welcher Zeit ER dieses Trekking bewältigen würde, liefen dann auch gleich bei uns die ersten Schweißtropfen auf dem Weg zur Nyabitabahütte (dort wo der Tabak wächst). Die Hütten im Gebiet sind sehr einfach, sauber (sauberer als manche Westalpenhütte) und trocken (was wir erst in den nächsten Tagen zu schätzen lernen werden) - was braucht Mann und Frau mehr?

Die nächsten Tage verbrachten wir auf den verschiedenen Etappen zwischen der John Maate Hütte, der Bujuku Hütte und der Elena Hütte auf 4500m.

Zu beschreiben, was wir dort als Naturspektakel, als „grüne Hölle“, mit Vegetation von einem anderen Planeten, die Wälder Tolkiens, einer Landschaft vor der Menschheit oder einfach Natur im Urzustand erlebten, läßt sich in Worten kaum ausdrücken.

Unser erster (Eingeh-) Gipfel fiel am Morgen des 1. Januar um 4 Uhr dem Regenmacher (so einer der vielen Namen des Rwenzori) zum Opfer, der Vormittag war leider weiterhin stark verregnet und vernebelt. Da in Koblers Apotheke die Salbe gegen das Wundliegen nicht enthalten war, beschlossen wir gegen Mittag wenigstens einen kurzen Abstecher über den Stuhlmann-Pass in den Kongo zu machen. Unsere Entschlossenheit wurde belohnt und wir blieben trocken bis zu unserer Rückkehr in die Bujuku-Hütte. Am folgenden ebenfalls wechselhaften Tag verlagerten wir noch unser Quartier von der Bujukuhütte zur Elenahütte hinauf auf 4500m um für unseren Gipfeltag die beste Ausgangsposition zu haben.

Für die Margheritaspitze, die höchste Erhebung im Rwenzorimassiv, belohnte uns der Regenmacher mit einem wunderschönen Sonnenaufgang und Vormittag am Gipfel. Ein Traumtag auf 5100m bei wechselndem Gelände aus Gletscherschliffplatten, kleinen Gletscherresten /Stanleyplateau) und dem Margheritagletscher unterhalb des Hauptgipfels.

Der Abstieg bis hinunter auf die Kitandarahütte am See zog sich noch etwas in die Länge, wurde aber durch die verschiedenen Szenerien von Senezien und Moosen in allen Farben aufgelockert.

Der Weg zurück in die Zivilisation war aber noch weit, rutschig und von vielen Metern Bog (Sumpf) gespickt. Unsere Gummistiefel liefen nochmals zur Höchstform auf und wir waren für jeden Zentimeter Höhe des Stiefelschaftes mehr als dankbar. Rutschige Felspartien waren mit Holzleitern entschärft, forderten aber 6,5 Stunden lang unsere volle Aufmerksamkeit.

Auch der letzte Tag brachte bis zwei Stunden vor dem Dorf Ibanda (unser Ausganspunkt) nochmals das ganze Bouquet eines Rwenzoritages.

Bis dahin waren wir von großen Regenfällen und Gewittern verschont geblieben - aber eben nur bis zwei Stunden vor Ibanda: dort erwischte uns ein Gewitter der Sonderklasse mit zwei Stunden Starkregen vom Heftigsten. Unsere Gummistiefel erwiesen sich mal wieder als beste Freunde und hielten dicht - kein Tropfen Wasser lief beim Abstieg aus unseren aufgefüllten Stiefeln heraus ...

Bei unserer Abschlusszeremonie mit Trinkgeldübergabe und Ausrüstungsverlosung an unsere Träger, Köche und Sumpfguides (gesamt 31 Personen) wurde es wieder sonnig und heiß und der Gewitterspuk war gleich vergessen. In den Tiefen unserer komplett durchfeuchteten Rucksäcke sorgten aber nasse Objekte nach Tagen immer noch für Heiterkeit: z.B. Marisas tropfendes Brillenputztuch im (!!) Brillenetui ...

Unser besonderer Dank innerhalb des ugandischen Teams galt einer 62(!)jährigen Trägerin die für die gesamte Runde mit dabei gewesen ist... und unserer Schwester "Desinfekta" Annet, die uns zu jeder Pause im Gelände oder auch zum Frühstück und Abendessen mit Ihrer Desinfektionssprühflasche und Fiebermesspistole heimgesucht hat.

Zurück in der Zivilisation ließen wir es uns im Queen Elisabeth Nationalpark / Mweya Lodge gut gehen ... bestes Obst und Essen bei Südafrikanischen Weinen und einem Nationalpark den wir gefühlt nur mit seinen Bewohnern (Elefanten, Wasserbüffeln, Hippos, Krokodilen, Warzenschweinen, Antilopen, Springböcken und Fischadlern) teilen mussten.

Aus dem Garten des Lake Victoria Hotels in Entebbe richten wir unseren Dank an alle anderen Teilnehmer (gerade auf dem Weg zu den Gorillas im Biwindi Nationalpark) die trotz der Coronaeinschränkungen an dieser Reise beteiligt waren und daran festgehalten haben und natürlich ans Team Kobler und Partner im Büro (Ulla!!!) die uns bis am Heiligen Abend um 16:00 Uhr mit Updates und aktuellen Informationen versorgt haben. Es hat alles bestens funktioniert und erfolgreiche, intensive, erlebnisreiche Reisen sind unter Corona definitiv möglich!! - und der Aufwand dazu hielt sich wirklich in Grenzen.

Herzlichen Dank an alle für dieses gelungene Abenteuer.

„Grandpa“ Andi (74 Jahre!) und Uli