Mt. Everest: Expeditionsvorbereitungen

Sturm im Wasserglas am Mt. Everest

Bericht von Kari, 03.04.2018

Sturm im Wasserglas am Mt. Everest

Ein wenig verrückt ist es schon, dass ich nun zum 18. Mal zum Mt. Everest unterwegs bin. Ich kann mich noch gut erinnern, bis Ende der 90er Jahre habe ich mich vehement gewehrt zum höchsten Berg der Welt zu fahren. Doch ein paar Freunde haben mich überredet (u.a. Beni Fahner) eine Everest-Expedition zu organisieren. Das erste Mal ging es zwar ziemlich in die Hosen, doch dies hat meinen Ehrgeiz erst richtig in Fahrt gebracht.

Nun geht es im Jahr 2018 ein weiteres Mal zum Mt. Everest und wie alle Jahre wieder, ist diese Besteigung ein „gefundenes Fressen“ für die Medien und sonst alle die etwas schreiben möchten aber selber nie am Berg waren. Dann sind noch die Interviews, wo jeder etwas zu sagen hat, der meint etwas sagen zu müssen.

Ein paar Beispiele:

Regeln am höchsten Berg benötigen die Bergsteiger nicht, denn wir sind perfekt!

1000 Bergsteiger in einer Saison, kein Problem, dann machen wir einfach 3 Bahnen von Fixseilen.

grosse Schlafzelte mit Bett im Basislager, da könnte der Schuss hinten rausgehen, denn dann werden die Bergsteiger, die den Höchsten besteigen wollen, nicht mehr aus dem Basislager gehen ...

Zuerst wollte die nepalesische Regierung Behinderte sperren, der Schuss hingegen ging wirklich hinten raus, denn es geschah, wie so vieles in Nepal, ohne rechtliche Grundlage.

Besteigung des Mt. Everest in immer kürzerer Zeit, heisst schon ein Monat ist zuviel.

Dies nur ein paar Anliegen die ich gelesen habe, doch es werden, mit Sicherheit, noch mehr kommen!

Fangen wir mit dem letzten Thema an, denn dies betrifft wirklich die Bergsteiger vom Mt. Everest und könnte auch mich etwas angehen. Die Besteigung des Mt. Everest in kürzester Zeit, oder wer schafft es noch kürzer. Ich denke es geht soweit, bis ein Mensch deswegen sterben muss! Ich will nicht verurteilen oder urteilen, ich versuche nur aufzuzeigen was dafür oder dagegen spricht.

In der vergangenen Saison waren am Aconcagua einige Bergsteiger, die die Besteigung in sehr kurzer Zeit machen wollten. Sie hatten eine super Akklimatisation zu Hause im Hypo-Zelt. Zwei Bergsteiger hätten dies fast mit dem Leben bezahlt, wäre da nicht Notfall-Sauerstoff von Kobler & Partner zur Verfügung gestanden.

Was ist passiert? Sie sind bei der Gipfelbesteigung bis ans Limit gegangen und dabei fast nicht mehr runtergekommen. Im Lager III (Colera) stand zum Glück Sauerstoff zur Verfügung und dies hat den Amerikanern vermutlich das Leben gerettet.

Mit grösster Wahrscheinlichkeit liegt es in den Genen des Menschen, immer wieder neue Limiten zu suchen, doch haben wir als Verantwortliche eine grosse Verantwortung, ich weiss von was ich rede. Denn auch ich habe diese Grenzen immer wieder versucht zu erweitern. Doch nie auf Kosten von Menschenleben!!

Und genau dies passiert zur Zeit mit den Speed-Besteigungen am Mt. Everest. Warum komme ich zu diesem Schluss?

Da gibt es Veranstalter die sagen dann einfach, dann geben wir einfach mehr Sauerstoff und dies bis zum geht nicht mehr. Dies obwohl sie fast keine Ahnung haben, von was sie beim zusätzlichen Sauerstoff eigentlich reden. Man beauftragt die Firmen, da gibt es nur eine die dies kann, einen Regulator mit einem Sauerstoff-Flow von 8 Litern pro Minute herzustellen.

Doch das die heutigen Sauerstoff-Reservoirs, die an der Maske angebracht sind, diesen Sauerstoff-Flow gar nicht aufnehmen können, geht ihnen "am Arsch vorbei". Das ist ein Spiel mit dem Leben der Kunden!

Für Idee von 8 Liter Sauerstoff müssten neue Reservoir entwickelt werden und dies kann oder will niemand bezahlen!

Dann zum Thema Regeln: Warum lebe ich z.T. in Argentinien? Einer der Hauptgründe ist die persönliche Freiheit und die ist in Argentinien um einiges höher als in der Schweiz oder auch in Europa. Also ich liebe es frei zu sein und mit möglichst wenig Vorschriften dafür mehr Eigenverantwortung zu leben.

Doch es gibt wie häufig ein Aber! Am Mt. Everest kommen Kulturen zusammen die eine total andere Art von Wertvorstellung haben. Dies auch gegenüber einem oder dem eigenen Leben. Ein Russe denkt darüber völlig radikal oder der Inder weiss z.T. gar nicht auf was er sich einlässt. Expeditionen werden für Inder häufig vom Staat unterstützt oder gänzlich bezahlt.

Ein weiteres leidiges Thema ist der Abfall. Also prallen Vorstellungen aufeinander die total diametral verlaufen.

Wie kann man die kontrollieren? Leider nur mit Regeln und Geboten oder Gesetzen. Das ist leider so und das muss jeder Bergsteiger respektieren! Auch der Kari ...

1000 Bergsteiger – kein Problem. Ich bin mir sicher das ist der Tod des Mt. Everest. Wie man dies regeln könnte, habe ich vor ca. 10 Jahren als erster bei einem Meeting mit der nepalesischen Regierung angebracht und Dawa von Asien Trekk hat mich nur verdutzt angeschaut. Heute ist derselbe Vorschlag wieder ein Thema. Wenn alle Everest-Aspiranten vorher einen 8000m, oder von mir aus auch einen 7000m hohen Berg in Nepal besteigen müssten, wäre das Problem von zu vielen Bergsteigern am Mt. Everest (Südseite) schon mal um einiges entschärft. Gleichzeitig würde mehr Geld ins Land kommen und klar hätten wir mehr Arbeit.

Drei Fliegen auf einmal erwischt, wer schafft das schon.

Betten im Basislager: ich gebe Stefan Nestler recht, was er schreibt wegen den Betten. Besuchen sie die Webseite oder Facebook von Stefan Nestler, sie hat eigentlich immer gute News über die Expeditionen. Wenn dich aber verdammt noch mal schon nach einer Woche der Rücken plagt, dann muss ich Stefan widersprechen. Die Bergsteiger können noch so Softies wie der Kari Kobler sein: wir sind alle heiss den Berg zu besteigen! Ein gutes Bett kann niemanden abhalten! Übrigens, ich war letztes Jahr der erste, der das Bett für sich persönlich ausprobiert hat und ich habe es genossen. Ich habe mich noch geniert, schon dieses Jahr Betten für die Teilnehmenden zu organisieren. Wir werden aber die Kunden fragen ob sie dies möchten. Grosse Zelte sind bereits organisiert und werden dieses Jahr fast allen Kunden zur Verfügung gestellt.

Dann ein letztes Thema: Behinderte von einer Besteigung auszuschliessen: jeder Mensch sollte das Recht haben, sein Leben zu leben ob er behindert ist oder nicht!

Bis bald aus dem Basislager, dass ich ca. 1 Woche vor den Kunden erreiche, damit es nicht heisst, ich sei ein Softie ...

Euer Kari