Mt. Everest: Ein fast olympischer Gedanke

Amerikaner, Neuseeländer, Japaner, Österreicher, Ecuadorianer, Chilenen und Schweizer stapfen ins ABC.

Bericht von Kari Kobler, 20.05.2019

Wenn ich im Basislager sitze und den Wetterbericht studiere, während die Teilnehmer unserer Gruppen von Hiro, Alpenglow und K&P ins ABC aufsteigen, dann wird die Welt klein. Denn Amerikaner, Neuseeländer, Japaner, Österreicher, Ecuadorianer, Chilenen und Schweizer stapfen ins ABC in der Hoffnung, den höchsten Berg der Erde besteigen zu können. Ich staune immer wieder ,wie die Idee, Bergsteiger und gute Agenturen unter den Schirm von K&P am Everest zusammenzubringen, nun langsam Gestalt annimmt. Wie wirklich verschiedene Kulturen gar nicht so verschieden sind, es ist meistens nur die Sprache und das Essen!

Dabei sein ist alles und sein Bestes zu geben, in welcher Form auch immer, ist für mich noch immer einer der wichtigsten olympischen Gedanken. Vielleicht wird man mit dem Alter etwas sanfter und hofft, wenn sich die Menschen auf der Welt besser kennen, dann leben sie friedlicher miteinander.

Es ist schon erstaunlich, dass dies vor allem auf der tibetisch/chinesischen Seite möglich ist. Seit ein paar Jahren bin ich immer wieder involviert bei der Gestaltung einer neuen Struktur der Expeditionen am Fusse des Himalaya auf der tibetischen Nordseite.

Chinese Tibet Mountaineering Association ist sich im klaren, es muss ein klare Struktur geben. Es ist aber wie überall auf der Welt ein langer Weg, bis der richtige Weg gefunden ist. Es waren Kobler & Partner, die die ersten tibetischen Hochträger, Guides oder Sherpas, wie man sie auch immer nennen will, angestellt hat. Dies war der Anfang des Bergsteigens überhaupt im Tibet. Chinesische Gäste gab es keine, oder wenn, waren sie an einer Hand abzuzählen. Heute hat sich das innert kürzester Zeit verändert, z.B. am Muztagh Ata gibt es viel mehr bergesteigende Chinesen als vorher, oder auch am Mt. Everest. Nur am Mt. Everest hat die lokale Agentur die Anzahl der Bergsteiger begrenzt, darum rennen alle auf die nepalesische Seite. Und das schon bald zu hunderten. Auch müssen die chinesischen Bergsteiger vor der Besteigung des Mt. Everest von der Nordseite, den Cho Oyu oder die Shisha Pangma besteigen.

Am 18.5. bekam ich eine Anfrage für ein Interview zum Thema Abfall am Mt. Everest. Es wird ein Kette zur Beseitigung des Abfalls aufgestellt, von den Hochlagern bis nach Tingri. Im ABC und in den Hochlagern ist es noch nicht ganz so, wie es sein sollte. Doch es wäre auch eine Illusion zu denken, man könnte alles innert einem Jahr wegräumen, was in Jahrzehnten hochgetragen wurde. Dann war meine Frage im Interview, was geschieht in Tingri mit dem Abfall. Die Antwort der Journalistin war, sie seien gerade daran eine Entsorgungsanlage zu bauen. Sie lernen schnell, denn auch die Essensreste im Basislager werden den Tieren in den umliegenden Dörfern verfüttert.

Dieses Jahr im Besonderen kommen hohe chinesische Persönlichkeiten vorbei und wollen wissen was am Everest vor sich geht. Lange wurde der höchste Berg der Erde stiefmütterlich behandelt. Man konnte schalten und walten wie man wollte, ich hoffe diese Zeiten sind vorbei. Ich denke es müssen klare Strukturen und Regeln aufgestellt werden!

Obwohl ich persönlich den wilden Westen und die persönliche Freiheit meiner zweiten Heimat Argentiniens sehr schätze und liebe.

Der Mt. Everest ist ein kulturelles Erbe von so grosser Wichtigkeit, dies müssen wir Bergsteiger respektieren und die Mutter Göttin Erde der Buddhisten auch so behandeln. Wenn wir uns weiter so kläglich aufführen wie dies auf der nepalesischen Seite passiert, dürfen wir uns nicht verwundern, wenn der Mt. Everest auf einmal gesperrt wird!

Ich denke auch dies sollte ein Teil des olympischen Gedankens sein.

Wetter am Mt. Everest

Das Jahr 2019 ist ein schwieriges Jahr. Soweit ich mich erinnern kann war das das letzte Mal im Jahr 2005 der Fall. Wir haben auch damals mit den Wettervorhersagen gekämpft. Dies ist auch in diesem Jahr der Fall. 2005 haben wir den Gipfel am 1. Juni bestiegen ... 2019 war das erste, sehr kalte, Wetterfenster zur Besteigung des Mt. Everest am 13. bis 14. Mai. Viele unnötige tote Bergsteiger und Erfrierungen waren die Folge.

In diesem Jahr scheint sich das nächste Wetterfenster um den 22. bis 24. zu öffnen. Wenn sich in der Prognose nichts ändert, wird es wieder ein sehr schwieriges Zeitfenster geben. Doch scheint es, dass es bis Ende Mai kein vernünftiges Wetterfenster gibt und somit müssen wir es probieren.

Das Fixing Team wird am 20.5. ins Lager III (8300 m) aufsteigen. Am 21. Mai werden die Fixseile bis Second Stepp eingerichtet und am 22. Mai bis zum Gipfel.

Herzlichst euer Kari


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