Lullaillaco & Ojos del Salado

Der Klügere gibt nach. Starker Wind, eisige Kälte und viel Schnee

Bericht von Klaus Portmann, 14.10.2022

2.10.22

Schon in Zürich traf ich die ersten Teilnehmer: Doris, Dorli und Hanspeter. Um 19:54 Start ab Zürich in einer A320 der Iberia. Landung in Madrid um 21:52. An Bord herrschte Maskenpflicht. 

3.10.22

Start an Bord einer A330-200 der Iberia. Landung nach 12 1/2 Std im 10074 km entfernten Buenos Aires um 7:42. Hier trafen wir Axel und Bergführer Thomas aus Deutschland. Zusammen fuhren wir zum nationalen Flughafen. Mit Einchecken mussten wir noch etwas warten. Als es dann so weit war, mussten alle nachzahlen (10$ pro kg), denn bei der Airline Argentina waren nur 18 statt 23 kg im Ticketpreis enthalten. Das Warten hatte um 17:40 ein Ende: Start in einer Boeing 737/700 nach Salta, wo wir um 19.30 h landeten. Von Enzo wurden wir ins Hotel Inka I gefahren. Hier trafen wir die restlichen Teilnehmer:innen: Karin, Hannelore und Alexander aus der Schweiz und Roland aus Deutschland. Nach Zimmerbezug ging es zum Essen in ein benachbartes Restaurant. 

4.10.22

Um 9.10 h war all unser Gepäck, Wasser, Essen, Zelte und 200 l Diesel auf die Pickups von Pancho, Ulysses und Tardo verladen und das Abenteuer konnte beginnen. Schon bald einmal lief parallel zur Strasse eine weitgehend stillgelegte Bahnlinie (an einem Ort überwinden die Gleise einige Höhenmeter sogar im Zickzack), einzig 20 km werden bei San Antonio touristisch genutzt. Um 10.45 h erreichen wir Mauri, den Ausgangspunkt für eine erste Akklimatisationstour. Sie führte uns in 3 Std. von 2400 m zur Virgin del caminante auf 3300 m Höhe, wir sahen grosse Kakteen und ein erstes Guanacho liess sich blicken. Nach total 4 1/2 Std. waren wir wieder bei den Fahrzeugen und die Fahrt führte uns durch atemberaubende Erosions-Landschaften über einen 4080 m hohen Pass in die Puna (in Peru heisst sie Altiplano).  Um 18 h erreichten wir das Hotel Nubes im Bergbaustädtchen San Antonio de los Cobres auf 3730 m Höhe. Wir liessen uns nach der langen Fahrt das Essen schmecken. 

5.10.22

Um 10.10 h fuhren wir los, am Bahnhof stand sogar der Zug für Touristen. Beim Ortsende war fertig mit asphaltierten Strassen, über den 4560 m hohen Alto Chorillo gelangten wir durch die Olacapato Grande (Vicunas) zur Salar de Pocitos. Um 13.10 h gelangten wir ins gleichnamige Minenörtchen, erst die Hälfte der 160 km geschafft. Im einzigen Restaurant mit vielleicht 24 Plätzen genossen wir das Mittagessen. Ab hier verkehrt alle 15 Tage ein Bergwerkszug Richtung Chile. Ausserdem sahen wir unser erstes Ziel, den Cerro Macon 5611m und machten in der Salzwüste grossartige Bilder. Weiter fuhren wir durch atemberaubende Landschaften mit kegelförmigen Hügeln und Salzseen. Unter anderem der Desierto del Diablo. Der Wind wehte schon die ganze Zeit sehr stark. Von Zeit zu Zeit wurde so viel Sand aufgewirbelt, dass man anhalten musste und 30 Sekunden warten musste bevor an Weiterfahren zu denken war. Schliesslich erreichten wir um 16.10 h unsere Hosteria in Tolar Grande. Wir belegen das kleine Hotel zur Gänze! Der kleine Ort liegt am gleichnamigen Salzsee und war schnell erkundet. Auf einer kleinen Anhöhe wurde man beinahe umgeweht! Abendessen: Schnitzel mit Reis. 

6.10.22

Tagwache um 5.15 h, Frühstück im selben Restaurant wie gestern Abend um 5.30 h. Um 6 h noch im Dunkeln fuhren wir zum Start der zweiten Akklimatisationstour, dem 5611 m hohen Cerro Macon. Auf der Fahrt begann es hell zu werden. Großartig wie die Vulkane und die Salar Tolar Grande in Rosafarben zu leuchten begannen. Beim Start um 7.15 h war es hell und kalt! Schon bald einmal montierte ich wärmere Hosen und Handschuhe. Den Gipfel erreichten nach bewältigten 1200 Höhenmetern Bergführer Thomas & Pancho, Doris, Karin, Hannelore, Alexander, Hanspeter, Dorli, Klaus und Roland in 4 1/2 - 5 Std. Genial diese Aussicht auf die umliegenden Vulkane inkl. Llullaillaco und die Salzseen. Um 12.40 machten wir uns an den Abstieg und erreichten um 14.10 h den wartenden Tardo mit den zurückgekehrten Axel und Guide Uli. Um 15.30 waren wir bereit für die wohltuende Dusche. Bis zum Abendessen um 19.30 h vertrieben wir uns die Zeit mit Erholen, Palavern, Austauschen mit Zuhause (WLAN) oder Spaziergang. Diesmal gab es Suppe, Beefsteaks mit Kartoffeln und einer Dessertpfirsich. Anschliessend boten uns Pancho, Uli und Tardo eine Überraschung: mit den Pickups fuhren wir auf den Salzsee, eigentlich um den Sternehimmel zu bewundern, doch der Mond schien zu hell. Dafür genossen wir den Wein umso mehr😊.

7.10.22

Nach dem Frühstück starteten wir um 8.55 h von Talar Grande zum rund 200 km entfernten Basislager vom Llullaillaco (sprich Schuschaischaggo). Aufgrund der Strassenverhältnisse beträgt die Durchschnittsgeschwindigkeit bei 30 km/ h - mit anderen Worten lagen mit Photostop 7-8 Std Fahrt vor uns. Schon bald einmal querten wir die Salazar di Arizaro und umrundeten eine kreisförmige Lavaerhebung (Ausbruch vor 15000 Jahren). Auf der anderen Seite des Salzsees liegt das Geisterstädtchen Caibe auf 3900 m. Noch vor 70 Jahren lebten hier 3000 Menschen, vor allem Militär, es gab aber auch eine Schule, eine Kirche und einen Bahnhof, dies bot eine Fülle von Fotosujets. Noch heute wird hier von den umliegenden Bergwerkgesellschaften, die vor allem Lithium abbauen, Wasser geholt. Um 11.45 h querten wir die Bergkette - immer begleitet von der Bahnlinie - und gelangten in die nächste Geländekammer, der Llullaillaco rückte immer näher ins Blickfeld. Wir sichteten mehre Male Vicunas, die kleineren Verwandten der Guanachos, letztere haben dunkle Gesichter. Eindrücklich die mehrfarbigen Vulkane in den unteren Bereichen überzogen von gelben Grasbüscheln und den kleineren oder grösseren Lavabomben, die von der Gewalt der Ausbrüche zeugen. In einer Senke auf 3600 m Höhe hielten wir um 13.45 h Lunch. Das Wetter bis dato kaum eine Wolke, stahlblauer Himmel aber mit viel Wind!!! Nach einer halben Stunde nahmen wir die letzten Kilometer in Angriff und gelangten um 16 h am Ende über Steinbett-Trassen zum auf 4806 m hochgelegenen Basislager des Llullaillaco. Während die argentinischen Guides Ess- und Toilettenzelt aufstellten, machten wir das mit unseren Zweierzelten. Anschliessend hiess es uns häuslich einzurichten. Um den Magen in der ungewohnten Höhe nicht zu überlasten, gab es um 19.30 h eine Quinoa-Suppe zum Abendessen. Wir blieben noch eine Weile im Essenszelt sitzen und plauderten bevor wir um 21 h im Mondschein die Schlafzelte aufsuchten. 

8.10.22

Nach einer eher unruhigen Nacht (meine Sauerstoffsättigung 76% bei 81 Puls) trafen wir uns um 8.30 h zum Morgenessen mit Müesli, Bananen, Rührei, Toastbrot mit Butter und Aufstrich. Anschliessend packten wir den Rucksack mit Dingen, die heute Abend nicht benötigt werden. Um 11.10 h starteten wir zum Gepäcktransport ins Lager 1. Nach 1 1/4 Std eine erste Pause und nach netto 3 Std. bzw. 645 Höhenmetern erreichten wir um 15.15 h das zukünftige Lager 1 auf 5360 m Höhe, Zeit fürs Picknick, Lufttemperatur 10 Grad. Zelte und Wasser waren schon durch drei zusätzliche argentinische Porter hochgetragen worden.  Wir deponierten unsere Sachen und beschwerten sie mit Steinen, denn der Wind blies mit geschätzten 40 km/h. Um 15 h machten wir uns an den Abstieg und erreichten nach einer Stunde das Basecamp. Axel bekundete Mühe und musste umkehren, vor zwei Jahren stand er mit 78 Jahren noch auf dem Aconcagua! Dies veranlasst ihn, auf eine Besteigung zu verzichten und mit Tardo im Basislager zu bleiben, schade! Wieder zurück gönnten wir uns Biskuits mit Tee/ Kaffee und plauderten, dösten kurzum, erholten uns von der heutigen Etappe. Abendessen um 19.30 h Reis mit Poulet und Gemüsestreifen und Birne in Rotwein als Dessert. Dazu gönnten wir uns Rotwein. Um 21.30 h zurück im Zelt, Temperatur 8 Grad. 

9.10.22

Endlich einmal gut geschlafen. 8.30 h Morgenessen, anschliessend erneut Packen, diesmal alle warmen Kleider, Schlafsack, Matte und Lunch für 3 Tage. Um 11 h folgte eine Zeremonie für Erdmutter Pachamama: Tardo hatte ein kleines Loch gegraben, als erstes beugte er sich auf Knien über das Loch, verrieb im Anschluss Kokablätter zwischen den Händen und füllte sie ins Loch, dann goss er etwas Rotwein hinein, nahm einen Schluck Schnaps in den Mund und liess ihn ins Loch rinnen, zum Abschluss zündete er eine Zigarette an und blies den Rauch ins Loch, bevor er sie ins Loch legte. Pancho und Uli, die zwei anderen argentinischen Guides wiederholten die Zeremonie gefolgt von verschiedenen Teilnehmern der Trekkinggruppe. Zum Schluss füllte Tardo das Loch mit Erde auf und schichtete Steine darüber auf. Mit dieser Zeremonie kann man sich von Pachamama etwas wünschen, ich hoffe, dass alle neben gutem Gelinge vor allem wenig Wind gewünscht haben. Die Prognosen sehen für den Gipfeltag gegen 100 km/h vor! Schliesslich starteten wir um 11.25 h und gelangten erneut nach 1 1/4 Std. zum Picknickplatz. Nach 15 Min. machten wir uns erneut auf den Weg und gelangten bei viel Wind nach netto 3 Std. 9 Min. um 14.35 h zum Lager 1 auf 5360 m Höhe. Die Träger hatten bereits 3 Zelte aufgestellt. Es wurden die restlichen Zelte aufgestellt und man richtete es sich gemütlich ein. Etwas essen, plaudern, dösen. Ich nutzte die Zeit, um diesen Bericht mit dem Daumen auf dem iPhone einzutippen😊. Um 18.30 h Abendessen aus dem Beutel. Um 19.40 h geht der Vollmond hinter den Bergen auf. Bereits um 20.15 h stellen wir uns auf eine lange Nacht ein. 

10.10.22

Es wurde eine lange und kalte Nacht!!! Im Zelt sind es -8 Grad. Um 8.30 h bringt uns Uli die gefüllten Thermoskannen und Biskuits zum Frühstück. Meine Banane ist schwarz und gefroren, ich muss sie erst zwischen den Oberschenkeln auftauen. Um 9 h wollen Alexander, Hannelore und ich ins Lager 2 auf 6000 m Höhe aufsteigen. Der Rest der Gruppe will uns begleiten und dann ins Basecamp absteigen. Um 11.25 h sind wir startklar. Nach 120 Höhenmetern und 45 Min. erneute Krisensitzung bei Inkaruinen wegen der Kälte bzw. der Windverhältnisse bzw. - Prognosen. Kommentar von Thomas: es ist saukalt und wird mit zunehmender Höhe nicht besser. Er hatte schon sämtliche warmen Kleider montiert. Fazit: wir verzichten auf den Gipfel und steigen alle die 700 Höhenmeter ins Basecamp ab, wo wir ab 13.30 h eintrudelten. Über das 10 m breite Schneefeld hatte Tardo die Spur mit Bierbüchsen markiert, ein Angebot, das wir nicht ausschlagen konnten. Die raufgetragenen Sandwiches liessen wir von ihm toasten. Anschliessend richteten wir die Zelte ein und erholten uns von den Strapazen. Laut Wetteramt wehte abends um 18 h der Wind auf Gipfelhöhe mit 100 km/h. Tardo verwöhnte uns beim Abendessen mit Spaghetti/Fleischstück und Fruchtsalat. 

11.10.22

Noch ein paar Überlegungen zum Gipfelverzicht: um 7 h war es im BC auf 4800 m Höhe -13 Grad, dies ergibt geschätzte -25 Grad im Lager 2 auf 6000m Höhe. Start wäre um 4.00 gewesen von der gefühlten Temperatur (Windchill) -40 Grad??? Fazit: es war die einzig richtige Entscheidung zu verzichten. Um 11 h starteten wir erneut bergwärts und erreichten nach genau 2 Std. Inkaruinen auf 5150 m Höhe (laut Pancho liegen sie auf chilenischem Boden). Von rund einem Dutzend waren die Mauern erhalten, dazu die Deckenbohlen aus Kakteenholz. In einem Gebäude die eingegrabenen Reste eines Tongefässes und überall verstreut Keramikscherben. Es wird vermutet, es handle sich um das Inka Basecamp für die Gipfelbesteigungen zwecks Menschenopfer (1999 wurden auf Gipfelhöhe die Mumien von einem 4, 5 und 13jährigen Kindern gefunden).  Nach dem Picknick machten wir uns um 13.50 h an den kurzen Auf- bzw. viel längeren Abstieg (460 Höhenmeter) und erreichten unser Basecamp eine Stunde später. Zeit für Lunch. Dorli erklärte heute Morgen wäre ihre Motivation fürs Trekking auf Sockenhöhe gewesen! Abendessen: kalte Platte und Suppe. 

12.10.22

Tagwache heute schon um 7 h, hiess es doch noch vor dem Frühstück um 7.30 h fertig gepackt zu haben. Bis alle Zelte abgebrochen und das ganze Material verladen und wir abfahren konnten, war es 10.10 h.  Nach 2 Std. erreichten wir den Salar de Llullaillaco wo wir Flamingos entdeckten und im Anschluss bei WINDSTILLE den Lunch umso mehr genossen. Um 13 h machten wir uns an die Weiterfahrt.  Um 14.45 h kamen wir in Casualidad am Rand der Salar de Rio Grande an, einer Bergwerks-Geisterstadt inkl. Schule und Kirche, wo von den 60er Jahren bis 1979 3000 Menschen lebten. Mit einer 16 km Seilbahn wurde das zu verarbeitende Material herangebracht. Durch die Strassen lief eine grosse Herde Vicunas. Wir umrundeten den Salzsee zum grossen Teil auf asphaltierter! Strasse und querten einen nächsten Höhenzug. Vor uns lag der Salar de Arizaro mit dem 330 m perfekten Cono de Ariba, welch perfekte Kegelform! Über einen nächsten Bergrücken kamen wir nach Antofallita, einem Weiler mit 2-3 Gebäuden und Bäumen, haben wir seit Tagen keine mehr gesehen. In einem Pferch eine Herde Schafe am Rand des Salar de Antofalla. Mittlerweile war es dunkel und 10 Std. nachdem wir das Basecamp verlassen hatten, erreichten wir um 20.10 h das auf 3400 m hochgelegene Antofalla. Wir wurden auf 2 Mehrbettzimmer aufgeteilt. Im einzigen Restaurant im kleinen Örtchen konnten wir unseren grossen Hunger endlich stillen. 

13.10.22

Erst um 9 h beim Morgenessen. Nach Tagen wieder einmal die Möglichkeit, mit den Liebsten via WLAN zu kommunizieren, entsprechend lange dauerte das Morgenessen 😊. Um 10.10 h fuhren wir mit der Laguna verde in der Salar de Antofalla. Bei absoluter Windstille entstanden tolle Bilder der farbenprächtigen Ojos de Mar mit ihrem kristallklaren Wasser, sie ähneln mit der kreisrunden Form an kleine Cenotes auf Yucatan/Mexiko. Die Besonderheit, der Salzgehalt des Wassers ist 5x höher als derjenige des Meeres. In den Bodenschichten sind uralte Bakterienformen enthalten, die Sauerstoff produzieren - Grund für intensivere Forschung. Zurück im 40 Einwohner zählenden Antofalla machte Pancho mit uns eine kleine Ortsbesichtigung. Um 12.45 h ging es zum Lunch: jetzt sind wir definitiv in Argentinien angekommen, unglaublich, was alles vom Grill auf unseren Tellern landete. Um 15.30 h starteten wir von Antofalla nach dem 92 km entfernten Antofagasta. Die Fahrt führte quer durch die Salar de Antofalla und in 75 Min erreichten wir durch ein sich windendes, eng eingeschnittenes Tal den Pass Portezuela de Calalaste 4600 m. Bei der Fahrt hinunter hatten wir 200-300 Zaungäste in Form von Vicunas und auf 4200 m Höhe sogar Enten.   Zum ersten Mal verdeckten sogar dunkle Wolken die Sonne. Um 18 h erreichten wir die Hosteria Puebla del Sol im 4000 Einwohner zählenden Antifagasto. Welche Wohltat, wieder einmal zu duschen! Abends gingen wir um 21.30 h zu Fuss auswärts essen. Entsprechend spät erhielten wir Poulet- bzw. Rindsschnitzel mit Reis. 

14.10.22

Um 7 h Morgenessen, anschliessend hiess es Auto packen und um 8.10 h fuhren wir los. Nach kurzer Zeit zweigten wir von der „Hauptstrasse“ ab und fuhren zur Laguna Carachi Pampa, wo wir Flamingos beobachten konnten. Ausserordentlich auch die rotbraune Farbe des Wassers. Wir passierten den gleichnamigen Vulkan und kamen um 11.15 h zur weissen Mondlandschaft des Campo de Piedra Pomez. Von weitem hätte man aufgrund der Farbe denken können, es handle sich um einen Gletscher. Von Nahem sah es aus, wie weisser Beton (Bimsstein?) versehen mit skurrilen Strukturen. Ich nehme an, vor allem vom Wind geformt. Nach 25 Min. mussten wir weiter und fuhren von 3200 m bis auf den 4600 m hohen Las Papas Pass (Kartoffelpass). In der Abfahrt fiel Doris kleiner Seesack herunter. Der richtige Zeitpunkt mitten auf der einspurigen Strasse Lunch zu machen. Die Holperpiste klebte quasi am Berghang, entsprechend lag die Geschwindigkeit bei 10-(20) km/h. Nach 45 Minuten hatten wir den Talboden erreicht. Seit unserer Abfahrt waren 5 1/2 Std verstrichen und wir hatten 150 km zurückgelegt. Auf den nächsten 27 km raus aus dem Fiambala Tal durchfuhren wir den Fluss ganze 79 Mal. Danach erreichten wir mit Palo Blanco die erste Ortschaft. Auf der nunmehr asphaltierten Strasse ging es plötzlich mit 100 km/h rassig weiter und um 18 h erreichten wir Fiambala. Nach dem Geldwechseln, zog es uns in ein Restaurant an der Plaza. In der Zwischenzeit besorgten Pancho, Uli und Tardo Lebensmittel. Aus der 1 Stunde Pause waren schon bald einmal 90 Min. geworden, bevor sie uns abholten. Der anschliessende Tankstop dauerte nochmal 15 Min. Als wir die letzten 90 km unter die Räder nahmen, war es bereits Nacht geworden. Immerhin war die Strasse dank Bergwerken, welche von Chinesen betrieben wird, dementsprechend gut ausgebaut. Die Hosteria Cobertas erreichten wir um 22.20 h. Wir waren seit mehr als 10 Std.  unterwegs und entsprechend gerädert. Nach dem Zimmerbezug erwartete uns eine Schüssel Stocki/Gehacktem mit Käse überbacken. Nach der Dusche waren wir erst um 23.30 h im Zimmer. 

15.10.22

Um 10 h fuhren wir los, über den 4720 m hohen Pass Portazuela de Lacrima runter zur Laguna Azul. Zeit für ein paar Fotos! Erneut rauf zum Balcon del Pissis mit wunderschöner Aussicht auf unser Ziel den Monte Pissis 6795 m hoch, die Lagunen Negra und Verde. Am Ufer der Laguna Negra näherten wir uns den ersten Flamingos, bevor wir kurz danach unseren Lunch geniessen. Auf der Weiterfahrt sahen wir eine Gruppe Vicunas. Durch einen Fluss fuhren wir immer höher. Ein erster Versuch scheiterte: Grund: Ein mit Schnee gefüllter Graben. Pancho hatte Glück, fuhr er auf Stein auf. Tardo rief sofort STOP, als Pancho manövrieren wollte, Folge davon, unweigerlich ein gravierender Schaden am Auto. Mit einer Schaufel wurde der Brocken untergraben und rausgeholt. Sowohl ein zweiter Versuch (Schnee) wie auch ein dritter (zu steiler Abhang scheiterten. So fuhren wir unverrichteter Dinge zurück zum Hotel, wo wir um 18.30 h ankamen. Erneut bezogen wir die Zimmer und trafen uns um 20 h zum Essen: Ossobuco mit Reis und Früchten. Weiterer Plan: Der Cerro San Francisco 6016 m hoch. 

16.10.22

Ausschlafen! Um 8 h fuhren Pancho und Uli nach Fiambala. Auf der Polizeistation wollten sie Permits abholen, um den Cerro San Francisco 6016 m zu besteigen. Diese sind nötig, weil einerseits seit Corona die Grenze nicht wieder geöffnet wurde und andererseits, weil der Ausgangspunkt zur Besteigung die Passhöhe auf 4700 m ist, die Grenzstation aber auf 4100 m. Laut Uli gab es Probleme, da die Polizeibeamten unbedingt unsere Anwesenheit vor Ort wollten. Irgendwie schafften sie es, dass es ohne ging, doch waren pro Teilnehmer ein mehrseitiges Formular auszufüllen, und zwar in dreifacher Ausführung. Ergab gegen 100 Seiten! Weil zeitweise die Beamten nicht anwesend waren, kehrten sie erst gegen 14.30 h zurück. Wir erkundeten die nähere Umgebung der Hosteria, See mit Flamingos und nutzten ausgiebig das WLAN. Schnell waren die Autos beladen und in einer Stunde fuhren wir die 82 km nach Las Crutas, die Zollformalitäten waren rasch erledigt und wir fuhren zu einem „Zeltplatz“ mit einem mit einem Tonnengewölbe überdeckten Raum, im hinteren Teil befindet sich ein 4 m2 grosses Wasserbecken, Temperatur 33 Grad. Im vorderen Teil fand unser Esstisch Platz. Die 5 Zelte an einem 29 Grad warmen Bach waren um 17 h aufgestellt. Danach hiess es Zelte einrichten und den Rucksack für den morgigen Tag zu packen. Um 19 h wurden wir mit Pouletflügel und Stocki (Käse wurde darunter gerührt) verwöhnt. Schon früh lagen wir in den Schlafsäcken. 

 17.10.22

Aufstehen um 3.45 h. Morgenessen um 4 h, Abfahrt um 4.30 h, wir fuhren die 21 km hoch zum Passo San Franzisco auf 4700 m Höhe, bogen ab Richtung Cerro San Francisco und die Abhänge hoch bis auf 5090 m. Hier starteten wir im Schein der Stirnlampen unser Gipfelabenteuer bei -10 Grad. Nach 5 1/4 Std und rund 1030 Höhenmetern hatten wir um 11.05 h den Gipfel 6016 m erreicht. Die Aussicht überwältigend. Der Wind wehte stark, so machten wir uns um 11.30 h ohne gross zu verpflegen an den Abstieg und holten dies weiter unten nach. Die Pickups erreichten wir um 13.20 h. und um 14.20 h waren wir zurück am Lagerplatz. Auf der anderen Bachseite grasten zwei Vicunas. Anschliessend war Kaffee/Tee angesagt. Als ich in Badehosen erschien, hatten es sich schon Pancho und Uli im Pool gemütlich gemacht, später gesellte sich noch Axel dazu. Karin und Hanni zogen ein Bad im Bach vor.  Den Rest des Nachmittags verbrachten wir mit Dösen/Lesen, etc. Abendessen um 19 h Geschnetzeltes mit Linsen/Rüebli. 

18.10.22

Morgenessen erst um 8.30h. Kurz nach 9 h Abfahrt Richtung Cerro Bertrand 5300m. Doch auf 4200m blockierte ein Schneeband die Strasse, einmal mehr Plan B, um 10 h starteten wir zum Cerro Falso Morocho 4483 m, nach 1 3/4 Std und 460 Höhenmetern war der Gipfel erreicht, einmal mehr wehte ein starker Wind und wir suchten Schutz im bei den 2.5m hohen Steinmanndlis. Diesmal waren alle auf dem Gruppenfoto, auch Axel und Roland. Ein letztes Picknick und noch einmal einen fantastischen Blick auf unsern Cerro San Francisco. Schon nach 40 Minuten war der Abstieg geschafft. Karin, Hanni, Alexander und Klaus beschlossen bis ins Lager zurückzulaufen. Entlang eines Sees mit Flamingos und Vicunas, die schon bald einmal das Weite suchten, erreichten sie nach 1 1/4 Std. das Camp. Kalte Platte und eine Gemüsepfanne warteten schon.  Bis zum Abendessen Spaghetti mit Linsen/Rüebli um 19 h war Erholung, Lesen und Spielen angesagt. 

19.10.22

Noch vor dem Morgenessen um 8 h war alles persönliche Material verpackt. Auch die 5 Zelte waren bei starkem Wind als Team schnell abgebaut. Einzig das Verladen auf die Pickups dauerte einige Zeit nicht zuletzt deshalb, weil Pancho, Uli und Dardo die Fahrzeuge in Hinblick auf die Weiterreise anders beladen wollten. Schliesslich konnten wir um 9.45 h losfahren. Nach einer Stunde passierten wir die Hosteria Copertas. Bei massivem Wind, einmal musste wegen fehlender Sicht sogar angehalten werden, fuhren wir in die Qeubrada (Schlucht) Los Angosturas mit wunderschön roten Felsen. Einen Schreckensmoment erlebten wir als die Seitenscheibe neben Alexander durch einen Stein getroffen zum Spinnennetz wurde. Am Ortsrand von Fiambala neben dem Weingut Bodega Tizac erreichten wir um 12.30 h das wunderschöne Hotel Abaucan. Endlich nach Tagen - abgesehen vom 33 Grad Pool bzw Bach - eine richtige Dusche. Fiambala liegt auf 1511m über Meer, wieder einmal Zeit für kurze Hosen, es ist 22 Grad warm! Kaum angekommen, hiess es auch schon wieder, die Sachen flugfertig zu packen. Um 14.45 h fuhren wir zu siebt mit Pancho, Uli und Dardo zu den Terma de Fiambala, diese liegen in einer Schlucht, von unten bis ganz oben sind 14 Becken angelegt, von zuunterst 32 Grad bis ganz oben 45 Grad erreicht werden (bei uns waren es allerdings „nur“ 43 Grad). Wir genossen ausgiebig die verschiedenen Becken. Jetzt sind wir sozusagen porentief rein. Auf jeden Fall sind die schwarzen Ränder der Fingernägel verschwunden. Der Einkaufsbummel in Fiambala entpuppte sich als Flopp. Nur gerade ein Geschäft kam halbwegs in Frage. Um 20 h trafen wir uns zum gemeinsamen Schlussabendessen mit Empanadas, Rindsfiletsteaks mit Kartoffeln und Creme Catalan. Zum Anschluss dankte Thomas den Guides, ebenso dankte Pancho uns allen. Im Namen der Gruppe bedankte ich mich bei Pancho, Uli und Dardo für ihr Engagement, vor allem, dass sie immer eine Ersatzlösung fanden, so dass wir doch noch einen Berg über 6000m besteigen konnten, und überreichte ihnen in einer von uns allen signierten Tasse das wohlverdiente Trinkgeld. Kurze Zeit später gab es einen viertelstündigen Stromausfall. Bevor wir gegen 22.30 h für eine kurze Nacht in die Zimmer gingen, verabschiedeten wir uns von Dorli und Hanspeter: sie geniessen zwei Ruhetage und machen danach eine Anschlussreise. 

20.10.22

Bereits um 4.10 h klingelte der Wecker, aufstehen, Gepäck zum Empfang schleppen und nach einem kurzen Frühstück starteten wir um 5.15 h die beinahe 700km lange Fahrt nach Cordoba. Eine Stunde später ein erster Tankstopp in Tinogasta und um 6.50 h ging die Sonne auf. Nach 4 Stunden machten wir eine halbstündige Kaffeepause inkl. erneutem Betanken der Fahrzeuge.  Von anfänglich 1500m ü M hatten wir drei Gebirgszüge gequert und waren bis auf 500m ü M runtergefahren.  Das Landschaftsbild änderte sich stündlich: plötzlich tauchten wieder Wälder auf inkl. grossen Kakteen, dann wieder ausgetrocknete Salzseen mit spärlichem, niederem Bewuchs, nur von einer gut ausgebauten Strasse und einer Starkstromleitung durchschnitten. Um 11 h hatten wir die Grenze von der Provinz Catamarca zur Provinz Cordoba erreicht und der Verkehr nahm zu. Um 11.45 h passierten wir Quilino und kurze Zeit später hielten wir in Déan Funes für Mittagshalt.  Um 14.30 h hatten wir nach 9 1/4 Std die Fahrt nach Cordoba geschafft. Wir verabschiedeten uns von Dardo, Pancho und Alexander, diese kehren nach Salta zurück… An Einchecken Stunden vor dem Abflug war nicht zu denken. Also machten wir es uns in einem Restaurant gemütlich. Um 17.30 h waren wir unser Gepäck los, dann hiess es bis um 18 h zu warten, um durch die Security zu gehen. Schliesslich wurde es 18.30 h. An Bord einer A320-200 der Latam starteten wir um 20.55 h und flogen in einer Stunde und 10 Min. über die Anden von Cordoba nach Santiago de Chile. Nach der Passkontrolle liefen wir mit dem Gepäck auf den Trolleys rüber ins Holiday Inn Hotel. Für einen Absacker und um das letzte Hüngerchen zu stillen, trafen wir uns in der Lobby…

21.10.22

…es wurde 1 h bis wir in die weichen Betten sanken. Um 8 h waren wir bereits beim Frühstück, anschliessend Packen. Jetzt trennen sich unsere Wege erneut: Hannelore und Karin bleiben noch in Santiago und fliegen dann noch nach Mendoza, Doris, Roland und Klaus fliegen um 12.20 h via Madrid nach Hause, Axel um 12.30 h via Sao Paolo und Thomas erst nachmittags um 16 h via London. 

Fazit: es ist nicht vieles am Berg nach Plan verlaufen (Wetter, Schnee) und doch gibt es in Argentinien mehr als genug Ersatzberge😊.  Die Fahrten (insgesamt rund 2700km) in den Fahrzeugen waren lang! Geblieben sind neben Bildern einzigartiger, atemberaubender Landschaften vor allem neu entstandene Freundschaften! Damit schliesse ich meine Berichterstattung, auf Wiedersehen in heimischen Gefilden, Klaus