Nach der dritten Rotation am Berg mit einer Übernachtung in Camp 2 in 6.400m und „Touching Camp 3“ war das K&P Team am Dhaulagiri ausreichend akklimatisiert und wartete im BC auf das gute Wetterfenster. In Abstimmung mit den Prognostikern von Meteotest Bern entschieden wir uns für den 9. Mai als Gipfeltag. Wir starteten am 6.5., im dichten Schneefall zogen wir eine Spur ins Camp 1 hinauf. Auch am nächsten Tag zum Camp 2 hinauf in 6.400m dichter Nebel und Schneefall, knietiefes Spuren im Neuschnee. Am 8.5. wurde es dann oberhalb von Camp 2 richtig steil. Etwas nervös registrierten wir immer wieder Lockerschneelawinen links und rechts von uns. Wir erreichten Camp 3 in 7.200m um 15:00 Uhr und schaufelten Plattformen für die Zelte aus dem 40 Grad steilen Schneehang. Der Platz ist nichts für schwache Nerven. Die Entscheidung des Bergführers: Aufbruch Richtung Gipfel um 20:00 Uhr. Es war windstill und wolkenlos, als wir stundenlang am Nordostgrat des Dhaulagiri im tiefen Schnee entlangstapften. In der steilen Traverse in der Nordwand erreichten uns die ersten Sonnenstrahlen, ein strahlend schöner Tag im Himalaya kündigte sich an, wir kämpften wie die Löwen im tiefen Schnee. Zweifel kamen auf, wir waren zu langsam. Und dann standen wir im sogenannten East Couloir 100 Meter unter einer überdimensionierten Wechte, deren Ausmass dem ambitionierten Höhenbergsteiger noch einmal so richtig zu verstehen gibt, wer hier der Chef ist, nämlich der Berg selbst und nicht der Bergsteiger. Wir getrauten uns kaum zu schnaufen, schon gar nicht zu reden, um nur ja nicht die fragile und tonnenschwere Architektur ober unseren Köpfen zu stören. Wir mogelten uns nach rechts hinaus auf den Westgrat, verfolgten diesen noch etwa 15 Minuten und standen nach 16 Stunden Klettern im steilen Fels , Eis und Schnee im strammen Gipfelwind am höchsten Punkt des Dhaulagiri: 8.167m. Es war 12:00 Uhr mittags, 9.Mai 2022. Es war erst die zweite erfolgreiche Besteigung des siebthöchsten Berges der Welt in der Geschichte von K&P, ganze 32 Jahre nach dem Erfolg von Kari Koblers Team am 30.09.1990.
Der Abstieg war geprägt von den unvermeidbaren Erfahrungen, die Höhenbergsteiger machen, wenn sie sich zu lange in grosser Höhe aufhalten, denn der Mensch ist nicht gemacht für diese Höhe. Und: Der Gipfel ist nur die halbe Miete. Zurück am Nordostgrat wurde es schlagartig dunkel und auf einmal beutelte uns ein Sturm durch die Nacht, dass uns Hören und Sehen verging. In den folgenden dramatischen Stunden zeigte sich auf eindrückliche Weise, was ein starkes Team an einem Himalaya Giganten ausmacht. Um drei Uhr früh, 31 Stunden nach Aufbruch, waren schliesslich der Bergführer, die vier Sherpas und die fünf Teilnehmer der K&P Dhaulagiri Expedition zurück in ihren Zelten in Camp 3 in 7.200m.
Das K&P Team am Dhaulagiri 2022:
Climbing Sherpas: Tashi Sherpa
Lale Tamang
Karma Sherpa
Mingmar Sherpa
Members: Jonas Salzmann
Jürgen Diez
Stefan Sieveking
Billi Bierling
Bergführer: Andreas Neuschmid