Expedition Mount Everest - Süd 2. Bericht

Akklimatisation

Bericht von Andreas Neuschmid , 08.05.2023

Nach der Besteigung vom Gokyo Ri (5357m) und Lobuche East (6119m) kamen wir ja schon ziemlich gut akklimatisiert im Everest Basecamp auf 5200m an. Wir verabschiedeten uns von unserer Trekking-Begleitung Mathilde, die mit Dendi wieder zurück nach Lukla wanderte. Nach ein paar Technikübungen im nahe gelegenen Eisbruch wanderten wir einmal zum Highcamp (5720m) des Pumori und anderntags bestiegen wir den Kala Pattar (5550m). Dazwischen wurden wir von unserer Küchenmannschaft angenehmst verwöhnt.

Dann ging es durch den berühmt-berüchtigten Khumbu Icefall: Wir starteten um 01:30 Uhr, einerseits in der Hoffnung auf weniger Traffic mitten in der Nacht, andererseits wohl auch, um in der Dunkelheit die Gefahr der sechs Stunden im Eisfall besser verdrängen zu können. Denn im Verdrängen musst du ein Meister sein: Unglaublich, in welch fragilem Eis-Labyrinth du da stundenlang hin und her und auf und ab zwischen Eistürmen hindurchjonglierst über zusammengebundene Leitern balancierst und senkrechte Eiswülste hochjümarst. Ich beneide die Stoik der Inder vor mir, die ihren 3m langen Selfie-Stick ausfahren, um sich beim Balanceakt über dräuende Gletscherspalten zu filmen. Überholt werden wir von Sherpas mit acht (!) Flaschen Sauerstoff im Rucksack, Lale bemerkt dazu knapp: „Carry-Bonus!“ Langjährige Beobachter sagen uns, dass 2023 der Khumbu Icefall im Vergleich zu den Vorjahren easy sei, weniger gefährlich sagen sie nicht. Am Beginn der Saison sind drei Sherpas verunglückt, davon wird aber nicht geredet. Wenn dann die Sonne wunderschön auf den gegenüberliegenden Pumori (7156m) siehst du, in welchem Chaos aus Eis du dich da stundenlang hinaufgeplagt hast.

Um 08:00 Uhr früh kamen wir in Camp 1 an, wo wir auf 6060m einmal übernachteten. Am nächsten Morgen nahmen wir die ziemlich flache Strecke ins Western Cwm nach Camp 2 unter die Steigeisen und schlugen die Zelte in 6500m auf. Das Wetter wurde schlecht. Wir harrten zwecks Akklimatisation fünf Tage in dieser Gefriertruhe aus, versuchten zwei Mal Camp 3 zu erreichen, mussten aber noch unterhalb der völlig vereisten Lhotse Flanke wegen zu viel Wind umkehren. Am sechsten Tag unserer Exkursion in die Höhe schlichen wir mit angehaltenem Atem durch das Wirrwarr aus Eis wieder retour ins Basecamp.

Die Wetterberichte von Meteotest Bern prognostizieren bis zum 11.Mai Windgeschwindigkeiten von über 100 kmh, uns bleibt also nichts anderes zu tun als die Annehmlichkeiten des Basecamps zu geniessen: Chicken, Pommes, Ham and Eggs, Pasta, Pizza, Rotwein und Bier, und Internet. Man gönnt sich ja sonst nix!

Grüsse aus dem Everest Basecamp,

Andreas Neuschmid

Bergführer K&P Everest 2023

PS: Im Herbst 2023 werden wir wieder in der Gegend sein. Ziel ist einer der wohl schönsten Berge der Welt, die Ama Dablam. Details dazu findest du hier:

https://www.kobler-partner.ch/offers/expedition-ama-dablam-mit-lobuche-peak/?dates=4829