Wenn man sieht mit welchem Elan die Sherpas am Mt. Everest Basislager an die Arbeit gehen, dann muss ich mich vor ihnen verbeugen. Jedes Jahr bin ich mit den Teinehmenden über Lhasa angereist, dieses Jahr ergab sich die Möglichkeit, mit den Sherpas über die neue Strecke von Kathmandu über den Kyrong Pass und ins Dorf Kyrong zu reisen. Ich wollte mal sehen was da so abgeht, bevor die Expeditionen sich ins gemachte Bett setzen dürfen.
Strom-Sherpa
Es passieren viele kleine Missgeschicke, vor allem der Strom ist ein heikles Unterfangen. Unser Strommann ist aus Nepal und dann kommt noch ein Tibeter, der den Strom für alle Expeditionen verteilt. Er hilft unserem Strom-Sherpa, der etwas zurückhaltend ist bei seiner Arbeit. Der Tibeter geht etwas forscher an die Arbeit, doch schliesst er gleich mal alle Stecker kurz. Zum Glück gibt es den ersten Kurzschluss, und somit den ersten Kabelbrand, nur im Esszelt
Koch-Sherpa
Für mich sind die Köche auf der Expedition immer das wichtigste Bindeglied zwischen der einheimischen Mannschaft und den Teilnehmenden. Sie machen die Teilnehmenden glücklich, wenn sie mal müde sind. Doch sind sie ein nicht zu unterschätzender Faktor für die Sherpas. Der Sherpa-Koch ist verantwortlich für das Kochen, er kauft die Esswaren auch ein, denn sie müssen je nach Gusto zuebereitet werden. Dieses Jahr haben wir z.B. zwei Köche für unsere japanischen Kunden. Einer im Basislager und einer im ABC steht für das leibliche Wohl zur Verfügung. Nachdem Pancho viele Jahre unser Koch war und wir uns von ihm getrennt haben, dachte ich mir, einen besseren gibt es nicht. Doch das Gegenteil ist Fall, Pasang ist noch ein Stern besser. Die Ängste die uns Menschen vor dem neuen zurückhalten, sind grösstenteils unbegründet. Ein wichtiger kommerzieller Faktor ist das liebe Kleingeld, denn die Köche kaufen das Essen selbstständig ein. Wenn da einer etwas sorgfältiger ist, kann viel Geld gespart werden, dies kennt jede Hausfrau/mann.
Darum, und um besser verstehen zu können wo das liebe Kleingeld hingeht, habe ich dieses Jahr die erste Sherpa Gruppe und den wichtigsten Koch begleitet.
Climbing-Sherpa
Mit der zur Zeit vorherrschenden Art die grossen Berge zu besteigen, sind Sherpas oder Climbing Sherpas nicht mehr weg zu denken. Was passiert, wenn sie einmal nicht mehr diese grosse Stärke ausspielen können oder es nicht mehr wollen? Schon heute sind die wirklich guten Sherpas in Nepal nicht mehr so einfach zu bekommen. Man muss sie vor allem im Frühling so früh wie möglich auswählen und ihnen einen Lohn-Vorschuss geben. Auch werden von nepaleschischen Agenturen heute Sherpas vom Ackerbau abgeworben und ohne je ein Steigeisen an denn Füssen getragen zu haben an die hohen Berge geschickt. Obwohl es in Nepal recht gute Ausbildung-Programme zum Hochträger gäbe.
Die ersten Sherpas wurden von den westlichen Bergsteigern angeworben um das Material in die Höhe zu tragen. Sie hatten eine ganz natürliche Fähigkeit sich im Schnee und Eis zu bewegen. Gut zu vergleichen mit den Schweizer Bergführern die mit den Engländer unterwegs waren.
Dann kam die zweite Generation, da gab es schon welche, die waren unheimlich stark, aber hatten auch einen sehr guten Geschäftssinn. Diese haben sich gedacht, wenn wir schon die Abendländer auf die Gipfel bringen, können wir das auch selber machen.
Dabei gibt es zwei Haken!
Viele hatten absolut null Ahnung oder Ausbildung zu Spalten oder Spaltenrettun, von Schneebeschaffenheit oder deren Folgen, den Lawinen schon gar nicht. Viele dieser super Sherpas liessen ihr Leben in Bergen.
Dann kam die dritte Generation, sie ist voll am arbeiten und übernehmen das Geschäft. Doch auch hier werden wir nach einer gewisssen Zeit sehen, es ist nicht alles Gold was glänzt. Ein Punkt der mir persönlich immer etwas weh tut ist, dass diese Sherpas von den lokalen Agenturen ausgenützt werden. Denn viele Agenturen leben vom Geld, dass sie im kommenden Jahr einnehmen. Die Investitionen sind enorm um nur den Basic Standard zu erfüllen. Auch hier weiss ich von was ich rede, denn ich habe selber ohne fremde Hilfe eine Agentur aufgebaut. Über viele Jahre habe ich meinen Dorjee unterstützt, weil er immer Geld für das kommende Jahr bekam. Bis wir dies langsam gemeinsam in den Griff bekommen haben.
Sirdar
Es ist noch nicht lange her, da hat ein Sherpa der Arbeit am Mt. Everest bekommen wollte, dem Sirdar eine Kuh nach Hause gebracht, kleines Besechungsgeld.
Ich komme aus einer Zeit, da war Bestechung um eine Arbeit als Sherpa zu bekommen gang und gäbe. Ich erwische mich immer wieder selber, wenn ich denke, wieviel hat da der Sirdar dem Sherpa abgeknüpft! Es ist heute weniger üblich, aber immer noch der Fall. Nur ist es auch für mich nicht immer einfach in die Köpfe zu sehen.
Trotz allem Negativen sind die Sherpas doch genial. Dazu eine kleine Geschichte:
Vor ein paar Jahren hatte ich mit Dendi eine Diskussion über die Expeditionen und wie lange ich das mit den Expedtiionen noch machen kann.
Da kommt die Aussage, ach Kari ,das kannst du noch lange machen und wenn du dann wirklich alt bist, kümmern wir uns um dich ...
Wenn das nicht eine Aussage ist, die einen als Mensch bewegt!
Verstecktes-Geld-Sherpa
Wenn ein Sherpa der die Möglickkeit bekommt zu Mogeln nicht reich wird, dann wird er in der immer noch vorhandenen Sherpa Kultur als dumm betrachtet. Dies war die Aussage von Dorjee und mit ihm hatte ich ein fast brüderliches Verhältnis gehabt.
Im abendländischen Kulturkreis haben Sherpas schon einen fast heiligen Status. Es gibt diese Menschen und zwar nicht wenig. Es ist jedoch grösste Vorsicht geboten, wenn man mit Sherpas zusammen arbeitet. Viele sind in einfachen Verhältnissen aufgewaschsen und mussten täglich ums Überleben kämpfen. Es ist ihnen nicht zu verdenken, dass sie von klein auf gelernt haben sich zu wehren. Auch meine Kindheit war nicht immer auf Rosen gebettet, darum denke ich, diese Denkweise ein wenig verstehen zu können.
Herzlicher Gruss, Kari Kobler von K&P