Ich mache es ein wenig spannend ob das K&P-Team als erstes westliches Team 2018 den Gipfel erreicht hat.
Normalerweise starten die Teams vom Lager III auf 8300 m in der Nacht um zwischen 21 und 23 Uhr. Da der Wind in dieser Nacht stark war, ist das Team von K&P erst um 01 Uhr gestartet. Es geht anfänglich ca. 20 Minuten einer Schneeflanke folgend los, bis unter einen kleinen 10 m hohen Aufschwung. Er bringt die Bergsteiger das erste Mal ausser Atem.
Dann folgt man für längere Zeit einer Verschneidung, hier gibt es normalerweise die ersten Staus. Ist das der Fall, schläft man ohne Probleme stehend ein! Denn es ist noch Nacht und eigentlich schläft man um diese Zeit.
Am Ende der Verschneidung geht es um eine kleine Nase herum und man gelangt auf den grossen Verbindungsgrat der von der Fantasie Ridge bis zum Everest Gipfel verläuft.
Übrigens ein Tipp an alle jungen Helden: dieser Grat wurde noch nie durchgehend bestiegen. Von hier folgt man zuerst einem breiten Grat bis zum „First Step“. Je nach Schneesituation merkt man fast nichts vom ersten Aufschwung. Dann kommt eine lange Traverse, die mit ein paar heiklen Stellen gespickt ist. Doch auch hier, wenn es genügend Schnee hat, fliegt man über diese Stellen hinweg und gelangt zum markanten Mushroom Rock. Hier wird meistens die Sauerstoffflasche gewechselt.
Dann steigt man leicht ab bis unter den Second Step. 2017 stehe ich auf dem Second Step und ein Bekannter, der mit einer kostengünstigen Agentur unterwegs ist, kommt gerade dort an. Ich rede mit ihm, in dem Moment schaue ich runter und sehe wie ein Sherpa runterfällt. Zum guten Glück wird er von Fixseil gehalten und er kann wieder in die Spur aufsteigen. Ich bin mir fast sicher, er hat vermutlich am Everest zum ersten Mal Steigeisen an.
Dann geht es weiter über den Second Step, die erste Leiter ist etwas steil, dann die zweite Leiter etwas wacklig, aber seit die Leitern dort sind gibt es eigentlich fast keinen nennenswerten Stau mehr. Es folgt die dritte und längste Leiter. Wenn man die geschafft hat und nicht zu spät dran ist, dann sollte man den Gipfel erreichen.
Es ist nur noch ein Kampf mit sich selbst! Der breite Grat bringt die Bergsteiger über den dritten Aufschwung, der nicht schwierig ist, in die letzte Schneeflanke. Sie ist länger als man hofft, aber man kämpft und erreicht die ca. 100 m lange Querung. An deren Ende geht es über eine kurze Felspartie auf den Gipfelgrat.
Gipfelgrat: den haben heute im 2018 als erste Westler von der Nordseite, Ingrid Schittich, Christoph Gauss und Andreas Neuschmid geschafft.
Ich möchte hier im speziellen Ingrid gratulieren, wenn man ihre Geschichte kennt, hat man einfach Verständnis dafür.
Doch nicht weniger von Herzen möchte ich Christoph Gauss und dem Bergführer Andreas Neuschmid gratulieren. Dies unter dem Motto: „jeder Mensch darf ein kleiner Held sein“.
Herzlichst Kari