Die Bedingungen sind gut und Lorenzo ist bei uns im BC angekommen. Der Aufstieg zum C1 ist ziemlich schnell geschafft und ich fühle mich fit. Ich überhole eine leicht überausgerüstete Asiatengruppen, die auf dem Gletscher bei diesen Temperaturen vor Hitze sterben wird. Ich steige mit den Sherpas hoch und innerhalb von 4 Stunden sind wir im C1 um die letzten Sonnenstrahlen des Tages zu genießen.Wir müssen nicht allzu früh aufstehen und am Morgen haben wir einige Gespräche mit Michael. Er will die Akklimatisationsrunde nicht noch einmal machen, da sein Knie geschwollen ist. Falls das Wetter gut ist, will er den Gipfel bei dieser Rotation versuchen, auch wenn er noch eine Nacht im C1 verbringen muss, um sich ausruhen zu können. Unser Guide Franz ist ebenfalls ok, aber das Schlusswort hat das Wetter. Michaels Sherpa geht zurück zum BC, um seine Ausrüstung zu holen und die von Michael zu ergänzen.
Ich für meinen Teil werde mich weiter eingewöhnen und steige zum C2 hoch, was ein sehr technischer Teil ist mit 4 großen Seracs zum überklettern. Andererseits ist die Landschaft mitten in diesen Seracs grandios. Der letzte Serac ist Überhang. Einige Sherpas sitzen obendrauf um den Leuten hochzuhelfen. Für mich gebe ich zu, ein kleiner Helfer auf dem letzten Meter.
Das ist das berühmte C2 und unsere Zelte sind ganz oben. Doch es gibt eine kalte Nacht und ein kleines technisches Problem! Meine Matte hat eine kleine undichte Stelle, die natürlich auf dieser Höhe fast nicht zu erkennen ist. Ich werde das im Basecamp reparieren müssen. Gut, dass ich alleine im Zelt bin, den alle zwei Stunden heisst es Matte aufpusten, so ist das Leben!
Nächster Tag, letzter Angriff und hoch ins C3 für einen Besuch, dann aber wieder runter und im C2 schlafen. Auf dem Programm steht «350m Höhenmeter und keine großen Schwierigkeiten». Aber nicht zu früh freuen. Verdammt, da geht einem alles durch den Kopf. Ich motiviere mich und zähle 3 Sekunden, um den nächsten halben Schritt zu starten; und das für 3 Stunden... Aber nun denn, es sind nur noch 20m sagt mein Sherpa, der direkt hinter mir ist. So, C3 geschafft!! Ich muss mich erstmals erholen und spreche kurz mit zwei jungen Schweizer aus Martigny und Yvonand. Wir haben sie ein paar Tage zuvor getroffen. Sie sind zwei topfitte Jungs und sind heute früh vom BC aus gestartet und wollen heute wieder runter.
Ich verbringe 3 Stunden mit unseren Sherpas und unserem Guide, dann gehe ich wieder runter und schlafe in C2 mit meinem Sherpa "Guilou". Er passt gut auf mich auf und prüft meine Gesundheit alldauernd.
Ich treffe den guten alten Michael, der mit seinem Sherpa "Le" im C2 angekommen ist.
Er ist nicht in einem super Zustand aber sehr motiviert weiterzugehen. Wir essen Bolognese Maccaroni und sagen uns, 8000m ist gar nicht so hoch… Alles wird gut, der Wetterbericht ist gut und die Sherpas sind stark. Im C3 wird Sauerstoff uns guttun. Der weitere Abstieg ist lang und der Gletscher hat sich verändert. Er ist jetzt grau und düster. Viele der Anker des Fixseils sind unter Hitzeeinwirkung gerissen. Außerdem muss man riesige Schritte machen, um einige Spalten zu überspringen, bei denen einen schwarzen Abgrund unter uns wartet. Vorsicht und nicht nachlassen. Ich komme gegen Mittag im BC an und Franz unser Guide und Jürgen kommen gegen 13:15 Uhr zum Mittagessen.
Dann sind 3 Tage Ruhe, wie unser ursprünglicher Eingewöhnungsplan geplant ist. Vor allem werde ich versuchen den fehlenden Schlaf wieder zu bekommen was nicht einfach ist. Ausserdem werde ich meinen kaputten Zahn gut reinigen, weil er ein winziges bisschen zieht. Ich mache einen Termin per Mail ab, um direkt nach meiner Rückkehr zum Zahnarzt gehen zu können. Die Freude ist umso grösser, als wir in dem Moment, wo ich diese Zeilen schreibe, über Radio erfahren, dass Lorenzo und Michael sowie ihre 2 Sherpas den Gipfel geschafft haben und wieder im C4 sind. Fantastisch, gut gemacht Freunde, wir sind stolz!!