Im wahrsten Sinne des Wortes stürmisch wurde es, als unser Team von K&P Richtung Gipfel des leuchtenden Berges, wie der G2 auch genannt wird, aufbrach. Nach 5 erholsamen Tagen in Basecamp waren uns die Wettergötter wohlgesonnen und ein großzügiges Wetterfenster zog über den Karakorum. Gut eine Woche sah perfekt für uns aus.
Die Besteigungsstrategie stand und strategische Allianzen waren geknüpft, um mit vereinten Kräften Richtung Gipfel zu gehen. In der Nacht auf Sonntag ging es los Richtung Camp 1, wieder beziehungsweise ein letztes Mal durch diesen angsteinflößenden Eisfall ins erste Camp. Viele Teams waren unterwegs und die Stimmung generell sehr zuversichtsvoll. Als Gipfeltag strebte unser Team (mit nach wie vor 100 % Anwesenheitsquote) von Kobler und Partner den 21. Juli 2022 an. In anderen Teams hatte sich ein Abreisevirus erschreckend stark verbreitet und so war die generelle Zahl der Gipfelaspiranten schon deutlich niedriger als am Anfang.
Im Camp 1 angekommen waren alle guter Dinge. Das letzte Niederschlagsfenster war endgültig vorbei und strahlend blauer Himmel mit wunderschönem Sonnenschein begleiteten uns am Nachmittag, bevor es dann nach kurzer Nachtruhe über die „Bananaridge“ wieder nach Camp 2 ging. Der wohl anspruchsvollste Teil des Aufstiegs führte über steile, teilweise vereiste Flanken und Grate ins nächste Hochlager. Der Komfort in der Höhe war mit dem im Basislager nicht mehr vergleichbar. „Lyofood“ stand täglich am Speiseplan und der Hunger wurde mit zunehmenden Höhenmetern auch immer kleiner. Wunderbare Ausblicke auf die umliegenden Karakorumgipfel bei strahlendem Bergsteigerwetter ließen die Entbehrungen etwas vergessen.
Als wir zum nächsten Camp aufbrachen gab es einen Anruf vom Meteorologen, dass wohl unsere geplante Gipfelnacht etwas stürmisch werden sollte. Nichtsdestotrotz ging es wieder bei großartigen Bedingungen immer weiter rauf. Am Dienstag erreichten wir schließlich Camp 3 wie geplant. Etwas beunruhigt wegen der Windprognosen entschied unser Expeditionsleiter Andreas, dass wir eine zusätzliche Nacht im Camp 3 verbringen würden, um einen stürmischen Gipfeltag zu vermeiden. Panik machte sich breit, hatten wir doch unser Essen sehr knapp kalkuliert. Auch andere Teams hatten schnelle Aufstiege geplant und standen teilweise vor derselben Herausforderung. Wie bisher für alle, gab es auch dafür eine Lösung. Liebevoll meinte unser Andreas, wir müssten halt weniger essen oder uns besser einteilen was wir hätten – was schlussendlich auch wunderbar funktionierte.
Sehr stürmisch wurde diese 2. Nacht auf Camp 3 und es waren wohl alle sehr froh, dass wir auf den Gipfelsturm in dieser Nacht verzichtet hatten. Andere Teams wagten es und setzten sich den widrigen Bedingungen aus, teilweise erfolgreich, teilweise weniger. Nach der Extranacht auf Camp 3 ging es für unser Team weiter auf Camp 4, wo wir dann schlussendlich allein auf unseren Gipfeltag warteten. Am Weg dorthin trafen wir die rückkehrenden Aspiranten von der Vornacht. Wir kannten die meisten von ihnen und so war es unheimlich motivierend, viele Erfolgsgeschichten zu hören.
Es war wohl stürmisch und kalt in der Nacht, doch die Route zum Gipfel gut und ein Großteil der Bergsteiger erfolgreich. Beste Voraussetzungen für den Gipfelsturm von K & P in der kommenden Nacht. Abmarschzeiten wurden festgelegt und schnell ging es zur Nachtruhe, welche sehr bald wieder von stürmischen Winden gestört wurde. Ob das wohl schon klappt mit unserem Gipfel, fragte sich wohl so manch einer, während der Wind unsere Zelte kräftigst durchschüttelte. Eine halbe Stunde vor Abmarsch beruhigte sich der Sturm und unser Aufstieg auf den Gasherbrum II sollte wie geplant stattfinden. Teilweise mit und teilweise ohne Sauerstoff verließ das ganze Team bis um 24 h das Camp 4 Richtung Gipfel. Die Traverse unterhalb des Gipfelaufbaus zog sich unendlich lange hin, doch die Bedingungen waren sehr gut. Am Ende wurde die Route steiler und erhob sich Richtung Gipfelhang, welcher lang und schneereich am Fixseil nur noch Richtung oben führte.
Das Morgenrot und -gold begleitete unsere ersten Teammitglieder um ca. 4 h morgens des 22. Juli 2022 auf den Gipfel des Gasherbrum II. Eine unglaubliche Kulisse, die Bergwelt des Karakorum! Bis 6:15 h erreichten schließlich auch die letzten Anwärter unseres Teams den Gipfel. Für mehr als die Hälfte von uns war es der erste 8000er. 6 von 7 plus unser Andreas schafften den heißersehnten Gipfel. Eine Kollegin musste leider aus gesundheitlichen Gründen auf ca. 7.600 m umkehren. Was für ein Tag, doch der Abstieg stand uns allen noch bevor!
Wir waren früh unterwegs und hatten deshalb noch super Bedingungen, um wieder aus der Todeszone abzusteigen. Camp 1 und Camp 2 waren unsere Ziele für den Abstieg, um dann unseren Weg weiter ins Basecamp zu machen. Teilweise abenteuerlich war so manche Sicherung für unseren Weg retour, doch mit den besten Energien kamen wir alle heil im Basecamp an, wo wir vom lokalen Team herzlichst empfangen wurden. Erst unten angekommen, als langsam die Spannung und Anstrengung nachlässt, realisiert man langsam was man geschafft hat.
Wie man so von allen Seiten hört, darf man annehmen, K & P war das erfolgreichste Team am Berg und hat mit einer unglaublichen Logistikarbeit auch zum Erfolg vieler anderer Gipfelaspiranten und -teams beigetragen.
Wir sind unheimlich glücklich mit unserem erreichten Ziel, sehr dankbar dafür, dass alles gut gegangen ist, und freuen uns jetzt schon wieder auf daheim (und das ein oder andere kühle Bierchen ...).
Dankeschön K & P! Herzliche Glückwünsche an alle Gipfelsieger und jene die es versucht haben!