Expedition Gasherbrum II Teil 2

Bericht von Elisabeth Gschösser, 15.07.2022

Wir sind wieder im Basecamp und genießen hier alle möglichen Annehmlichkeiten. Die Eindrücke und gewonnenen Erfahrungen sind inzwischen sehr vielfältig. „Ein 8tausender ist kein Kindergeburtstag!“, meinte Kollegin Andrea vor ein paar Tagen einmal sehr passend, doch ob sich alle dessen bewusst sind, was sie da tun, stellt sich für mich manchmal sehr in Frage.

Lange habe ich überlegt, ob und vor allem mit wem man einen 8tausender wie den Gasherbrum 2 besteigt. „Der leichteste 8tausender in Pakistan ...“, „Höhenbergsteigen ist zum Tourismus geworden ...“ ... irgendwie scheint die Hemmschwelle für viele ganz schön niedrig geworden zu sein, wie uns so manches Erlebnis und so manche Begegnung der letzten Wochen zeigten. Aus dem behüteten Nest, mit einer renommierten Organisation wie Kobler und Partner im Hintergrund und mit einem hocherfahrenen Bergführer und Expeditionsleiter wie Andreas Neuschmid an der Spitze, können wir zwischen amüsiert und besorgt beobachten.

 

Klingende Namen, wie wir sie Berichten aus dem Internet entnehmen, versprechen ein großartiges Bergerlebnis. Bereits beim Anmarsch bekam man ein erstes Bild, dass teilweise mehr auf Gambler als auf professionelle Expeditionsanbieter oder erfahrene Bergsteiger schließen lässt. Volle Lagerplätze, abenteuerliche Logistik, tja, ein Rekordjahr mit zb. 400 Bergsteigern allein am K2, stellt alle vor neue Herausforderungen und meiner einer ist wieder mal froh in besten Händen zu sein.

 

Im Basecamp angekommen wird das Bild klarer, die Besteigung wird nicht einfach sein, Camp 1 ist nach Tagen noch unerreicht. Unser Team, mit Berg- und Fixingprofis aus Nepal und starkem Support aus Pakistan unter der Leitung von Andreas machen den Weg klar. Eine erste Situationsanalyse stellt heraus, dass viele Teams nur wenig oder kein Material zur Bewältigung der Route dabeihaben. Hier möchte man meinen, es liegt dann entsprechendes bergsteigerisches Können vor, um den Berg im Alpinstil ohne Hilfsmittel besteigen zu können, aber ein Blick auf Technik und Speed bei diversen Zusammentreffen im Eisfall oberhalb vom Basislager lassen dann doch ein eher ernüchterndes Urteil fällen. Das wird spannend am Berg!

 

Wir von Kobler & Partner sind mit einem Top-Team, tausenden Metern von Fixseilen, Eisschrauben und Firnankern zur Versicherung der Route und einem im Basecamp und weit darüber hinaus bekannten und ständig gesuchten Leader auf einer sehr komfortablen Position. Die Strategien der Gambler, .... ähm Bergsteiger, sind vielfältig: einige scheinen einfach nur zu warten, andere haben den Ernst der Lage erkannt und bieten Kooperation an. Hilfe beim Tragen der schweren Last der Seile und auch bei der Fixierung am Berg ist natürlich sehr willkommen, miteinander geht’s halt doch einfacher. Nicht alle scheinen mit dieser Wahrnehmung gesegnet zu sein, spannend ist so manche Unterhaltung und Begegnung: Eine junge Bergsteigerin, die mit den Machenschaften ihres Teams nicht wirklich einverstanden war, dann einfach alleine loszog und bei uns im Basecamp Leihmaterial und schlussendlich durch Tauschgeschäfte einen Platz „hinter“ einer Seilschaft suchte, erinnert einen wieder daran, wie wichtig die Auswahl des Anbieters ist.

 

Die Frage eines erfahrenen Expeditionsbergsteigers eines anderen Anbieters, warum wir denn den Eisfall noch nicht versichert hätten, lässt Staunen aufkommen, es scheint große Erwartungshaltungen an das Team von Kobler & Partner zu geben, von Seiten anderer bekannter Anbieter. Anmerkung der Redaktion: es handelt sich ja nur um einen ca. 5 km langen, unheimlich zerklüfteten, wilden, aber technisch unschwierigen Eisfall, auf den weitere ca. 5 km spaltenreichster Gletscher bis ins Camp 1 folgen.

 

Auf Rotationen und im Basecamp ist unser Andreas eine sehr gefragte Anlaufstelle und auch umgekehrt sucht er selbst mit allen ankommenden Teams schnell das Gespräch. Wir sind inzwischen in der letzten Erholungsphase vor unserem Gipfelpush angekommen. Im gemütlichen Zelt von Kobler & Partner hat sich eine Strategie der Kooperation entwickelt, ein Plan steht und alle noch anwesenden Teams hoffen nun auf gute Konditionen nach dem Schlechtwetterfenster, welches wir gerade durchlaufen.

 

Als stiller Beobachter und stolze Teilnehmerin des Teams von K&P darf ich feststellen (und es handelt sich dabei um meine ganz persönliche Meinung), dass auf dieser Expedition K&P wohl zum Joker für ganz schön viele Teams am G2 geworden ist. Ein Dank an die professionelle Organisation!

 

Elisabeth Gschösser

GF – andean summit adventure (Ecuador)