Everest 2018: Anreise

Akklimatisation im Basecamp auf 5200 m

Bericht von Andreas Neuschmid, 23.04.2018

In Chengdu wurden wir von Cindy von unserer lokalen Agentur mit viel Herzlichkeit am Flughafen begrüsst und ins Hotel verfrachtet. Früh am Morgen beim Check-In nach Lhasa lernten wir die Feinheiten chinesischer Bürokratie kennen: Ein Buchstabe im Namen von Christoph Gauss am Boarding Pass stimmte nicht mit dem Visum für Tibet überein. Wir mussten ein neues Ticket kaufen, Christoph kam auf einen Flieger 10 Stunden später. Der Tag in Lhasa verging wie im Flug: Mit unserem Guide Kalsang besichtigten wir den Potala Palast, die ehemalige Residenz des Dalai Lama, und den Jokhang Tempel, religiöser Mittelpunkt des tibetischen Buddhismus mit seiner beeindruckenden Atmosphäre von betenden Gläubigen und der unvergesslichen Aussicht auf die goldenen Dächer dieses wichtigsten Sakralbaus von Tibet.

Die Reise durch Tibet führte uns zunächst nach Gyantse, rund 250 km südwestlich von Lhasa auf 4.000m Höhe, wo 1904 die legendäre Schlacht der 500 Soldaten auf dem Dzong von Gyantse gegen die überlegenen Briten unter Colonel Younghusband verloren ging. Der Dzong hatte leider geschlossen, wir besichtigten die Kumbum Stupa, ein ungewöhnliches Meisterwerk mit 108 Kapellen auf neun Stockwerken mit 10.000 Wandbildern. Nach dem Mittagessen im nepalesischen Tashi-Restaurant mit seiner legendären roten Tips-Box, fuhren wir weiter nach Shigatse. Wir stiegen hinauf zu den Tempeln des Tashilumpo Palasts, dem Sitz des Panchen Lama, der Nummer zwei in der religiösen Hierarchie des tibetischen Buddhismus. Eine weitere zweistündige Fahrt über die karge Landschaft Tibets brachte uns nach Shegar oder New Tingri, 4.200m hoch. Schon vor Tageslicht verliessen wir den trostlosen Ort, um ja nicht den Sonnenaufgang am Pang La (5.200m) zu versäumen. Als Bergführer von K&P erlebst du ja viele Sonnenaufgänge rund um den Globus, aber dieser hier schlägt in seiner Wucht alle anderen: Die ersten Sonnenstrahlen treffen auf fünf der höchsten Berge der Welt: Mt. Everest, Makalu, Lhotse, Cho Oyu und ganz im Westen Sishapangma. Nach weiteren zwei Stunden passieren wir das berühmte Rongbuk Kloster und dann sieht man auch schon ganz prominent die gelben Dome der K&P-Zeltstadt im Mt.Everest Basislager auf 5.200m. Darüber thront unser Ziel: Mt.Everest, Sagarmatha (nepalesisch) oder Chomolungma (tibetisch), 8.848m hoch.

Himalaya-Veteran Kari Kobler begrüsste uns hier als Hausherr eines beeindruckenden Zeltlagers. Er hat mit seinen Sherpas seit einer Woche ein komfortables Camp für Bergsteiger und Sherpas aus der Schweiz, Oesterreich, Deutschland, Japan, USA, Ecuador, Spanien, Indonesien, Tibet und Nepal geschaffen. Mit seiner neuen Agentur Himalaya Vision, die Kari nach dem Tod von Dorjee Sherpa zusammen mit Dendi Sherpa und Subash Shrestra in Kathmandu neu aufgebaut hat, beherbergt er 2018 am Everest nicht nur die Bergsteiger von Kobler & Partner, sondern auch die Expeditionen der japanischen Bergführers Hiroyuki Kuraoka und der japanischen Himalaya-Legende Nukita Muneo sowie von Alpenglow Expeditions unter der Leitung von Adrian Ballinger. Im Basislager von Himalaya Vision versammelt sich die geballte Kompetenz von Himalaya-Bergführern: Allen voran Kari Kobler, Leiter von 35 Expeditionen an den 8.000ern im Himalaya und Karakorum, Adrian Ballinger führte 21 Expeditionen zu den höchsten Bergen der Welt, Hiroyuki Kuraoka 18, Nukita Muneo und Andreas Neuschmid jeweils 12.

Seit einer Woche akklimatisieren wir hier nun im Everest BC: Fixseil-Training und Wanderungen bis auf eine Höhe von 6.000m wechseln sich mit Ruhetagen ab, an denen wir den Luxus unseres Camps geniessen. Am 23.4. werden die Yaks unsere Ausrüstung ins Advanced Basecamp (ABC) auf 6.400m bringen. Dort haben in den letzten Tagen die Sherpas unter der Leitung von Kusang Sherpa das ABC eingerichtet. Wir starten am 24.4. in die Höhe: Auf der zweitägigen Wanderung ins ABC werden wir im Intermediate Camp auf 5.700m einmal übernachten.

Grüsse aus dem Everest BC,

Andreas Neuschmid