Ein alter Bergführer ist ein guter Bergführer.

Ist man das auch, wenn man den Gipfel der Ama Dablam nicht errreicht hat?

Bericht von Kari Kobler, 11.04.2019

Ignacio Cueto: mit ihm habe ich vergangenen Jahr den Cho Oyu in kürzester Zeit erreicht. Dasselbe wollten nun Sebastian Diaz, Ignacio Cueto und Kari an der Ama Dablam wiederholen, aber es kam anders als erhofft.

5 Tage vor Anreise meiner chilenischen Freunde ging ich ins Khumbu-Gebiet um mich ein wenig umzusehen, denn ich war seit 2008 nicht mehr in einem der weltbekanntesten Trekkinggebiete unterwegs. Immer wieder hörte ich, wieviel sich verändert haben soll, doch ausser ein paar neuen Unterkünften, die vielleicht ein wenig luxuriöser sind, hat sich nicht viel verändert. Die grössten Veränderung ist mir an den Bergen selber aufgefallen, doch zu dem etwas später.

Wir liefen über Monjo nach Kumjung und weiter über Phortse nach Pangboche. Kaum im Ama Dablam Basislager angekommen, bezogen wir die gemütliche Lodge, 100 m unterhalb des eigentlichen Basislager. Am gleichen Tag kam die Meldung von unserem Sirdar oberhalb vom Camp IIII: die ganze Flanke sei sehr trocken und nicht wie anfänglich erwartet mit viel Schnee beladen. Der kalte Winter kam mit grossen Niederschlägen, was unüblich ist im Khumbu. Doch der Schnee fiel nur bis zu einer bestimmten Höhe, darüber ist es „furztrocken“. Einen Tag später versuchen die K&P-Sherpas den letzten Gipfelhang einzurichten; dabei ist der Lead-Sherpa 10 m den Hang runtergesaust. Zum guten Glück angeseilt und es ist nichts passiert, aussser ein paar Prellungen. Solche Ausrutscher gehen mir persönlich immer mehr an die Nieren, wie schnell hätte etwas Gröberes passieren können. Aus diesem Grund ging ich noch ernster an die Entscheidung heran, sollen wir weitergehen oder abbrechen. Wir sind dann bis Lager I aufgestiegen und da war es noch besser ersichtlich, wie trocken die Flanke oberhalb Lager III ist.

Die Entscheidung dauerte eine Nacht und am Morgen wusste ich, das ist mir zu heiss! Abbruch der ganzen Expedition, denn für die kommenden 5 Tage war auch noch wechselhaftes Wetter angesagt. Ein Tag gutes Wetter, der Rest Schnee und einfach gruselig.

Wenn ich etwas nach 35 Jahren Bergsteigen gelernt habe, ist es, auf mein Gefühl zu hören.

Um aber nicht ganz ohne einen kleinen Erfolg aus dem Khumbu abzuhauen, entschlossen wir uns, den Island Peak anzugehen. Genau an dem Tag der uns gepasst hat, war gutes Wetter angesagt. Es ging wieder auf Schusters Rappen vom Basislager runter nach Pangboche bei dichtem Schneetreiben. Von Pangboche nach Dingboche, am kommenden Tag, immer noch bei schlechtem Wetter, über Chukkung ins Island Peak Basislager.

Die Besteigung des Island Peaks habe ich vor etwa 30 Jahren zum letzten Mal unternommen und ich hatte die Besteigung einfach in Erinnerung. Dem war nicht so, denn kaum auf dem Gletscher-Plateau angekommen, ging es mit den Leitern los. Spalten mit Leitern gespickt, so hatte ich den Aufstieg nicht in Erinnerung und gar den letzen Hang zum Gipfel. Hartes Blankeis mit ganz wenig Schnee überzuckert der in den letzten Tagen gefallen ist. Ich darf gar nicht daran denken, wie es an der Ama Dablam-Flanke ausgesehen hätte, denn die liegt auf der Schattenseite.

Die Besteigung hatte noch einen anderen Haken, der Gipfelhang ist mit koreanischen Fixseilen eingerichtet und diese laufen über Felsbänder. Ich mochte gar nicht daran denken, wenn da mal wieder 10 Bergsteiger in den Seilen hängen und das Fixseil reibt sich über die Felsen. Bumm und die Bergsteiger sind weg.

Ich habe über unseren Sirdar Kusang dem Lodge Besitzer ausrichten lassen, dass ich ihm gute Fixseile besorgen könnte. Der Lodge Besitzer führt das Basislager und richtet auch die Fixseile am Island Peak ein.

Es ging dann schnell nach Kathmandu und nun sitze ich ihm Hotel Shangri La bevor es wieder zum grossen Berg im Tibet geht.

Herzlichst euer Kari