Der ganze Bericht zum Expeditionstrekking

Erstens kommt es anders, zweitens als man denkt ...

Bericht von Elisabeth Luthiger, 08.11.2021

Expeditionstrekking mit zwei 6000ern und Amphu-Laptsa Überquerung

Mit diesen Überschriften wurde unsere Reise ausgeschrieben. So war die Planung und die Vorbereitung für alle Teilnehmer.

Im Nachhinein würde ich sagen:

Erstens kommt es anders, zweitens als man denkt ...

Unser Abflug mit Quatar Airways nach Doha und weiter nach Kathmandu erfolgt planmässig am Donnerstag 7. Oktober 2021. Wir treffen uns am Flughafen in Zürich und sind gespannt, was uns die nächsten Tage bringen werden. Mit relativ schwerem Gepäck und unterschiedlichen Erwartungen checken wir ein und schon bald geht die Reise los. Ein Zwischenhalt in Doha, wo wir unseren Bergführer Uli Meyer treffen, der direkt ab München seine Reise angetreten hat. Nach einem weiteren Flug erwartet uns schon bald die nepalesische Grosstadt Kathmandu bei herrlichem Sonnenschein. Wir lernen Dendi Sherpa sardar kennen, der unser nepalesischer Führer und Organisator in den nächsten Tagen sein wird. Durch seine offene und willkommene Art, fühlt man sich sofort wohl und gut aufgehoben.

Im Hotel Yak and Yeti checken wir ein und bekommen die ersten Eindrücke von der neuen Umgebung. Es gibt vor allem für diejenigen, die zu ersten Mal in Nepal sind viel Interessantes zu sehen, fremde Gerüche zu atmen und die Kultur mit ihren Menschen zu erleben.

Schon am darauffolgenden Tag sollte unser Weiterflug nach Lukla stattfinden. Wie so oft in Nepal wird eine grosse Flexibilität gefragt. Das Wetter lässt den Flug zum einen der schwierigsten Start-und Landeplätzen der Welt leider nicht zu. Nach langem Warten werden wir auf den nächsten Tag vertröstet.

Lukla, das Eingangstor zum Khumbu erwartet uns dann etwas verspätet. Der Flug zum Tensing-Hillary Airport wird zu einem einmaligen Erlebnis für uns alle. Wir geniessen die atemberaubende Aussicht auf die Landschaft und die höchsten Gipfel dieser Welt. Gleichzeitig sind wir beeindruckt über das Fluggeschehen der Piloten, denen wir als Passagiere ausgeliefert sind.

Kaum ausgestiegen in Lukla erwarten uns die jungen Träger und begleiten uns zur

K2 Lodge. Wir lernen Dawa kennen, der unser zweiter Führer der Gruppe sein wird. Zusammen mit dem Koch Laksman und den neun Trägern fühlen wir uns nun wirklich auf einer Expedition.

Das Wetter ist herrlich warm und wir freuen uns auf die kommenden, gemeinsamen Tage. Unser Trekking startet am nächsten Morgen früh mit der Wanderung in Richtung Osten, hinauf zur Alm Chutanga Kharaka auf 3200m. Da wir schon etwas im Rückstand unserer Reise sind, lassen wir den Akklimatisationstag aus und steigen am folgenden Tag gleich weiter über den Zatrawa-Pass, wobei wir das erste Mal die 4000er Grenze überschreiten. Wir fühlen uns alle wohl und es bereitet uns keine Probleme, dieses Tempo zu halten. Eine Nacht in Kothe, Tagnang und weiter bis nach Khare, lautet unser Plan. Die Wanderungen führen uns durch den Baruntse-Nationalpark. Es ist ein ständiges Auf und Ab. Eine herrliche Natur wird uns vor die Augen geführt und wir geniessen die verschiedenen Etappen. Unser Weg führt uns durch Wälder, über Steine und Bäche, vorbei am Sabai See, dem Dig-Gletscher bis hoch zur Moränenlandschaft und dies alles eingerahmt von einer herrlichen Bergwelt. Wir sind tief beeindruckt von der nepalesischen Landschaft die uns geboten wird.

In Khare angekommen quartieren wir uns in der Mera Lodge ein. Es ist spürbar, dass da eine Frau „am Ruder“ ist, wie man so schön sagt. Es gibt Kaffee und Kuchen zu kaufen und auch sonst ist alles etwas liebevoll eingerichtet.

Die Wetteraussichten machen uns Sorgen. Sie sind leider düster und nicht ideal. Somit überrascht es uns nicht, als es plötzlich zu schneien beginnt und nicht mehr aufhört. Uli und Dendi stoppen unsere weiteren Pläne und meinen, wir warten einfach mal ab. Dass es denn zu sieben Nächten Mera Lodge wird, ist so gar nicht in unserem Sinn. Dennoch, es gibt im Moment kein Vor-und kein Zurück. Es schneit weiter.

Wir harren aus und versuchen uns irgendwie zu beschäftigen. Spaziergänge durch den Schnee, ein Aufstieg zum Mera-La und zurück, schlafen, Karten spielen und essen. Dies alles werden unsere Themen währen dieser Tage auf fast 5000m in der Mera Lodge.

Endlich Sonnenschein!

Von Khare aus steigen wir über grosse Blöcke und Geröll über den Gletscher Richtung Mera Pass. Auf 5415m. Zum Glück besteht schon eine Spur die wir benutzen können um nicht im tiefen Schnee zu stark einzusinken. Weiter geht unserer Route an diesem Tag hinauf bis zum Mera Peak Highcamp. Dort erwarten uns verschiedene kleine Zelte, die wir für einige Stunden Schlaf benutzen dürfen. Es ist kalt und der Weg auf die Toilette wird zu einem grossen Unterfangen. Das Bretterloch ist für Nepal Kenner bekannt und zu vermeiden... Im Kochzelt wird uns allen Dal Bhat serviert, das einfache Alltagsgericht aus Linsen und Reis mit etwas Gemüse. Ich sehe uns heute noch, wie wir dick eingepackt in unserer Daunenbekleidung wie auf einer Stange dasitzen und das warme Essen zu uns nehmen. Danach geht es zurück ins Zelt, bis der Wecker um 02:00 Uhr klingelt und der Gipfeltag beginnt.

Am Samstag, 23. Oktober 2021, stehen wir zu unterschiedlichen Zeiten auf dem Gipfel des Mera Peaks. Summit Erfolg!

Es erwartet uns ein herrliches Panorama mit Blick auf den Mount Everest, Lhotse, Makalu, Cho Oyu und anderen Giganten. Für uns alle ist es ein bewegender Moment, den wir nicht mehr vergessen werden.

Eine Weiterreise wird durch den vielen Schnee verunmöglicht und für die Träger gibt es kein Durchkommen über den Amphu-Laptsa-Pass. Für uns heisst es den Rückweg zum Highcamp zu nehmen und dann weiter zurück bis zur Mera Lodge.

Unsere geplante Reise nimmt hier eine Wendung.

Wir verabschieden uns leider von fünf Trägern, die restlichen vier machen sich mit leichtem Gepäck auf den Rückweg nach Lukla und gleich weiter bis nach Pheriche. Schade, wir hätten gerne alle bis zum Ende unserer Reise dabei gehabt. Auch Laksman, der Koch wird nicht mehr benötigt und auch er wird sich einer neuen Reisegruppe anschliessen.

Dendi organisiert einen Helikopter, der uns mit dem Gepäck direkt in den Khumbu, nach Pheriche fliegen wird. Die Sonne glitzert im Schnee und es ist ein herrlicher Wintertag. Dieser Helikopter Flug ist eine echte Bereicherung für uns. Wer hat schon die Möglichkeit, so nahe an den hohen Bergen vorbeifliegen zu dürfen, so dass das Basecamp der Ama Dablam gut zu erkennen ist. Ein kurzer aber unvergesslicher Flug, gesteuert von einem Schweizer Piloten. Welcher Zufall.

Ab Pheriche werden wir zu Trekkern. Der Weg führt uns an unterschiedliche Orte im Khumbugebiet vorbei. Dugha, Dzonglha, über den Cho La Pass 5420m bis nach Dragnan.

Danke übrigens der heissen Suppe auf dem Cho La Pass die uns erwartete, zubereitet von unserem Freund Klaus.

Der Weiterweg über den Gletscher und der ganz speziellen Landschaft Richtung Gokyo fasziniert uns. Es herrscht eine spezielle Stimmung mit Nebelschwaden und Sonnenlicht. Für uns alle gibt es sicher ganz persönliche Erlebnisse und Eindrücke während den langen Wanderungen.

Wir essen und übernachten in verschiedenen Lodges und nehmen wahr, wie der Luxus langsam zurückkehrt. Es kommt vor, dass uns in der Lodge eine eigene Toilette oder fliessend Wasser erwartet. Man wird bescheiden.

In Gokyo geniessen wir den Ausblick über den grün glitzernden See und steigen am folgenden Tag zum Gokyo Ri auf . Auch hier, auf 5350m, bietet uns der Ausblick ein herrliches Panorama und man bekommt das Gefühl, der Mount Everst, Nuptse, Lhotse und auch die Ama Dablam seien in unmittelbarer Nähe. Diese Giganten so zu sehen lässt einem bewusst werden, wie klein der Mensch doch ist und wie gewaltig die Natur wirken kann.

Vom Gokyo Ri laufen wir zurück über Machermo, Dole, bis nach Namche Bazar.

Hier im Dorf bekommt man wirklich den Eindruck, zurück in der Zivilisation zu sein.

Es gibt Internet Zugang, Strom, Cafés, Irish Pubs, Pizzeria und Geschäfte, soviel wie das Herz begehrt. Es hat immer noch wenig Touristen doch wir können uns gut vorstellen, dass normalerweise ein echter Trubel in diesem Dorf sein wird. Wir geniessen es so wie es ist und freuen uns über die wohlig warmen Zimmer in der Mountain View Lodge, wo wir untergebracht sind.

Die letzte Etappe beginnt am nächsten Morgen früh von Namche Bazar bis nach Lukla. Es begleiten uns andere Trekkinggruppen, viele Einheimische die die unterschiedlichsten Waren auf ihren Rücken tragen. Es ist unglaublich zu sehen, wie kräftig diese oft zierlichen Menschen sind und mit welch schweren Lasten sie von einem Ort zum andern laufen. Auf diesem Weg begegnen uns Maulesel, beladen mit Gepäck, Trekker und Einheimische, Ziegen und Kühe. Alles läuft über Stock und Stein, über Treppen, Hängebrücken, von einem Ort zum andern mit unterschiedlichem Ziel. Am Wegrand werden Waren verkauft, Getränke angeboten, Schmuck, Mützen oder Toilettenpapier offeriert. Auf dieser Route würde man nicht verhungern oder alleine unterwegs sein. Es ist interessant, die bunte Gesellschaft zu beobachten.

Zurück in Lukla verabschieden wir uns von den inzwischen liebgewonnenen Trägern und auch von Dawa, unserem Führer. Sie werden kurz nach Hause gehen um sich bald wieder für eine nächste Reisegruppe zu engagieren. Auf Wiedersehen und besten Dank für ihre tolle Leistung und weiterhin viel Erfolg für die Zukunft.

Der Flug nach Kathmandu klappt nach Plan und schon sind wir wieder zurück im Hotel Yak and Yeti. Die langersehnte Dusche erfreut unser Herz und Körper. Am Abend essen wir im „Le Sherpa“ Restaurant und geniessen das wunderbare Menü. Welcher Gegensatz zu unseren vergangenen Tagen in den Bergen. Wir lassen uns verwöhnen und verabschieden uns nun auch von Dendi und seinem Partner.

Wird es ein Wiedersehen geben? Jeder von uns hat seine eigenen Gedanken und Gefühle in diesem Moment.

Nun heisst es auch für uns, die Heimreise anzutreten und Nepal zu verlassen. Trotz der grossen Umstellung unserer Reise konnten wir ein Ziel, die Besteigung des Mera Peaks erfolgreich abschliessen. Mit dem Trekking lernten wir eine neue Gegend kennen. Für den geplanten Island Peak heisst es, nochmals nach Nepal zu reisen...

Wer weiss, irgendwann wird es soweit sein.

Wir landen alle wohlbehalten in Zürich am Sonntag 31. Oktober 2021.

Allen Teilnehmern und Organisatoren sprechen wir unseren Dank aus. Vor allem danken wir auch unserem Führer Uli Meyer, der uns begleitet und immer unterstützt hat. Ich bin überzeugt, dass diese Reise bei uns allen noch lange weiterschwingen wird.

Teilnehmer:

Alpiger Andrea

Alpiger Niklaus

Erni Andreas

Luthiger Elisabeth

Meyer Uli (Bergführer)

Dendi Sherpa sardar

Dawa Chhiring Sherpa Climbar

Laxman Tamang (Cook)

Tashi Lama Sherpa

Karma Gelzen Lama

Da Temba Sherpa

Pasang Sherpa

Pemba Rai

Nabin Rai

Ash Bahadur Rai

Nara Bahadur Rai