Damavand – Skitouren im Iran

Reise durch ein Land im Mittleren Osten mit unglaublichen Gegensätzen.

Bericht von Andreas Neuschmid, 15.04.2019

Im persischen Shiraz ging eine Reise zu Ende, die uns zwei Wochen durch ein Land im Mittleren Osten führte, das uns mit seinen unglaublichen Gegensätzen, den überraschend vielfältigen Möglichkeiten für Skitouren und seiner unendlich gastfreundlichen Bevölkerung tief beeindruckte.

Nach etwas holpriger Anreise über Istanbul traf sich die Gruppe von K&P in Teheran, wo uns Hamid vom Flughafen abholte. Wegen der heftigen Regenfälle der vergangenen Tage war die Strasse hinauf nach Polur, dem Ausgangspunkt für die Skitouren rund um den Damavand gesperrt. Wir fuhren daher weiter östlich zu den Ausläufern der Lazem Range, wo wir schon etwas spät den gemütlichen Tehneh (3 200 m) bestiegen, danach von Mascha, unserer iranischen Köchin kulinarisch verwöhnt wurden, und am zweiten Tag bei bestem Wetter den durchaus fordernden Arjmand (3700 m) hinaufspurten und in einer ungemein steilen Schlucht den iranischen Firn fanden. Hamid konnte die iranischen Polizisten überreden, uns doch noch nach Polur hinaufzulassen, wo wir uns im Guesthouse der Iranian Mountaineering Foundation einquartierten. Eine weitere Akklimatisationstour führte über ideal geneigtes Gelände zum Lazem (4 100 m) hinauf, leider war die Abfahrt ein Herumgestochere im dichten Nebel, danach waren wir aber fit für den Damavand.

Per Jeep ging es hinauf zur Schneegrenze bei ca. 2300 m, an der golden glänzenden Moschee Gusfandsara (3000 m) vorbei zogen wir hinauf zur Berghütte Bargah-e-Sewom (4200 m), wir waren die einzigen Gäste. Schlafsäcke und Verpflegung wurden von afghanischen Trägern zur spartanischen Unterkunft hinaufgetragen. Am Nachmittag überredete uns der Bergführer aus Gründen der besseren Akklimatisation, ein paar hundert Höhenmeter weiter aufzusteigen. Die Nacht in der Hütte war kalt. In der Früh schneite es dann heftigst, wir verkrochen uns noch einmal für zwei Stunden in die Schlafsäcke, aber um acht Uhr waren wir nicht mehr zu halten. Für die 1400 Hm zum Gipfel brauchten wir sieben Stunden, den letzten Aufschwung auf Steigeisen, der Sturm und die Schwefeldämpfe hatten uns am höchsten Punkt des Iran fest im Griff. Auf der längsten Abfahrt dieses Winters (3200 Hm!) wechselten lockerer Pulverschnee, Bruchharsch und Firn. Nach dem besten Barbecue der Gegend und einem Bad in der schwefeligen Hot Spring unseres Hotels genehmigten wir uns eine wohlverdiente Mütze voll Schlaf.

Bestens gelaunt begannen wir nach den Skitagen im zwei Stunden entfernten Teheran unsere so inspirierende Citytour. In der 14 Millionen-Metropole besichtigten wir den Golestan-Palast und genossen das Treiben im Grossen Bazar von Teheran. In Kashan führte uns unser Guide Farshid zur Freitagsmoschee und zu den luxuriösen Palästen Khaneh Borudjerdiha und Kaneh Tabatabaiha. Die Tour durch Isfahan begannen wir im Armenierviertel Djolfa mit der Besichtigung der christlichen Vank-Kathedrale und des Feuertempels der Zarathustrier-Gemeinde von Isfahan, im armenischen Museum unmittelbar daneben wurden wir eindrücklich an den Genozid am armenischen Volk durch das osmanische Reich während des 1.Weltkriegs erinnert. Auch trafen wir auf letzten Zeugnisse einer jüdischen Gemeinde inmitten dieser islamischen Metropole. Unbeschreiblich schön war der Besuch des vielleicht schönsten Platzes der islamischen Welt, des Meydan-e-Imam mit dem repräsentativen Ali Quapu-Palast, der Masdjid-e Imam Moschee (Königsmoschee) und der Lotfallah-Moschee. Unvergesslich der Sonnenuntergang hoch über dem Eingang zum Königsbazar und die in der Nacht beleuchteten Brücken Allah Verdi Khan und Pol-e Khadju, architektonische Meisterwerke der Zeit der Safawiden des 17. Jh.

Die Fahrt nach Shiraz unterbrachen wir in Pasargadae am imposanten Grab des Achämenidenkönigs Kyros II. und nach Ankunft in der persischen Stadt der Liebe, der Rosen und Nachtigallen, am Fusse der Allah-o Akbar-Berge, Heimatstadt des berühmtesten Dichters Persiens, Hafiz, stürzten wir uns in das Treiben des Wank-Bazars. Den Tag beendeten wir im Shah Cheragh-Mausoleum mit seinen filigranen Spiegelmosaiken und Fliesenornamenten. Am letzten Tag besuchten wir wie so viele andere glücklich aber eben auch unglücklich Verliebte das Grabmal des Dichters Hafiz, dem persischen Poeten der Liebe. Am Nachmittag fuhren wir dann noch hinaus zu den Felsgräbern von Naqsh-e Rostam, der Nekropole der Achämenidekönige von Persepolis, wo es dann laut über die Ausgrabungsstätte scholl: „Attention, Nadine! Attention!“ Der Sturm riss einen strammen Baum unmittelbar neben uns um, während unser nimmermüder Guide Fashid enthusiastisch die Reliefs mit den Delegationen der 28 Völkerschaften des achämenidischen Weltreichs, die am Nowruz-Fest dem König ihren Tribut zollten, erklärte. Danach schlappten wir aber endgültig ab! Ein Abendessen mit feinsten iranischen Gerichten und persischer Livemusik beendete eine erinnerungswürdige Reise in ein Land voller Herzlichkeit, kulturellem Reichtum und landschaftlicher Gegensätze, das wir bisher nur aus der Perspektive westlicher medialer Berichterstattung kannten.