Plaisi® auf der Trauminsel Madagaskar

Detaillierter Reisebericht einer Teilnehmerin

Bericht von Sabine Wettstein, 28.11.2023

Vielfältiges Nordmadagskar

Der Flughafen der Hauptstadt Antananarivo empfängt uns am Nachmittag mit warmen 28 Grad und wir schnuppern erstmals madagassische Luft. Auffällig sind die vielen kleinen Stände entlang der Strassen, an denen hauptsächlich Tomaten, Bananen, Mango, Reis in Säcken, Fisch und Hühner (lebendige und bereits zerlegte) verkauft werden. Diese werden uns während der ganzen Reise quer durchs Land immer wieder begegnen.

Akanin`ny Nofy

Am ersten Tag unserer Reise fährt unsere 10-köpfige Reisegruppe in einem Kleinbus auf der Route Nationale (RN) 2 gegen Osten. Die RN 2 verbindet die Hauptstadt Antananarivo mit der grossen Hafenstadt Toamasina und ist somit eine hauptsächlich von Lastwagen viel befahrene Strasse. Viele Lastwagen dürfen maximal 45 km/h fahren, was kein Problem ist – bergauf schaffen sie schwerbeladen eh nicht mehr als 10 km/h, und auf der Strecke liegen viele Pässe! Landschaftlich sehr reizvoll fahren wir vorbei an Reisfeldern, kleinen Dörfern aus Holzhäusern und den erwähnten Ständen, vielen Mango- und Bananenbäumen und Kindern auf dem Weg von und zur Schule.

In der Nähe von Andasibe besuchen wir als ersten Höhepunkt ein Chamäleon- und Reptilienreservat. Hier werden die verschiedensten Arten von Chamäleons in den buntesten Farben gezüchtet und wir können live filmen, wie ein Chamäleon mit seiner enorm langen Zunge (zweieinhalb Mal so lang wie sein Körper) die Beute fängt. Die Fotoapparate laufen ein erstes Mal heiss.

Für die 230 km nach Manambato brauchen wir fast 10 Stunden, da der Fahrer wegen riesiger Schlaglöcher in der Strasse immer wieder voll abbremsen und vorsichtig darüber rollt. Die einen geniessen dabei die Aussicht auf das spannende Geschehen draussen, während sich andere im geschüttelten Schlafen üben. In Manambato fahren wir im Dunkeln mit einem Boot nach Akanin ‘ny Nofy ins Palmarium. Und Dunkel bedeutet Dunkel, weder unser Boot noch die anderen Einbäume oder Boote haben Licht, was für uns Schweizerinnen doch etwas gewöhnungsbedürftig ist.

Wir verbringen drei wunderschöne Tage in der Lodge im Naturreservat der Lemuren. Wir haben Indris gesehen und gehört, durften Kronen- und Mohrenmakis mit ihren Babys bewundern, und sehr viele weitere nacht- und tagesaktive Lemuren. Einer der Höhepunkte war der nächtliche Ausflug zum Aye-Aye Reservat, in welchem wir einem Aye-Aye beim Verspeisen einer Kokosnuss zugucken durften. Wir lernten auch viel über die Tarnfähigkeit von Tieren – 10 Leute starren fünf Minuten in einen Busch und entdecken beim besten Willen die beiden faszinierenden Stabinsekten nicht. Aber nicht nur die Tier sondern auch die Pflanzenwelt fasziniert mit Kannenpflanzen, Zimtbäumen, Pfeffer und der berühmten Vanille.

Andasibe – Vakona Insel

Nach der morgendlichen wunderschönen Bootsfahrt durch den Kanal, vorbei an Dörfern, in denen die Menschen im Kanal baden, Wäsche waschen, Kinder spielen und grüne Wälder sich im Wasser spiegeln, bestiegen wir in Manambato wieder die Jeeps. Über eine 7km lange Rüttelpiste fuhren wir anschliessend in unserem kleinen Bus zurück nach Andasibe und in den Andasibe-Mantadia Nationalpark. Dort empfing uns eine wunderschöne Nature Lodge mit Blick auf die Wälder. Am nächsten Tag besuchten wir die künstlich angelegte Vakona-Insel, auf der verschiedene Arten von Lemuren leben, unter anderem sahen wir das erste Mal Diademsifakas. Dank den Fütterungen durch die Parkwächter, konnten wir Lemuren beim Verspeisen des Frühstücks aus nächster Nähe beobachten.

Antananarivo – Rova Palast

Über die uns bereits bekannte Route Nationale 2 mit den vielen Lastwagen und Schlaglöchern kamen wir am Nachmittag in Antananarivo an. In der Hauptstadt von Madagaskar leben mit 2.8 Mio. Einwohner etwa 10% der madagassischen Bevölkerung. Wir besuchten auf der höchsten Erhebung der Stadt den ehemaligen Königspalast und genossen nicht nur den grossartigen Rundblick auf die Hauptstadt, sondern auch den Einblick in das Königinnenleben bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts.

Auf dem Weg zum Hotel begann es zu regnen und wir erlebten den ersten intensiven tropischen Regen, der zu wahren Flüssen auf den Strassen führte. Aber nach einigen Stunden waren alle Strassen wieder mehr oder weniger trocken.

An diesem Abend hiess es Abschied nehmen von Lawis, unserem grossartigen Führer vor Ort. Er hat uns eine erste spannende Woche organisiert, für kulinarische Highlights gesorgt und uns viel Einblick in die Naturschätze und das Leben in Madagaskar gegeben.

Antsiranana (Diego Soares)

Nach einem frühmorgendlichen Flug von Antananarivo mit einem Zwischenstopp in Nosy Be landeten wir am nördlichsten Punkt unserer Reise in Antsiranana. Interessanterweise ist es hier viel wärmer, weshalb über Mittag eine dreistündige Pause gemacht wird. Die Stadt wird auch Diego Suarez nach ihrem portugiesischem Entdecker genannt. Die Hafenstadt ist sehr lebendig, mit vielen kleinen Läden und auch mehr Touristen. Sie erinnert etwas an New Orleans mit viel Livemusik in den Restaurants, aber leider verfallen viele der schönen Gebäude oder weisen starke Sturmschäden auf. Sie dient auch als militärischer Stützpunkt. Wir besuchten den grossen und bunten Markt im Zentrum und kamen einmal mehr in den Genuss der aktuell stattfindenden Wahlkampagne. Da werden orange T-Shirts mit dem Konterfei des Präsidenten verteilt und alle mit poppiger Musik beschallt.

Am folgenden Tag besuchen wir die berühmten 3 Buchten. Wir laufen an wunderschönen Stränden entlang. Dank des leichten Windes sind die Temperaturen erträglich. Wir bewundern die vielen Skatesurfer und geniessen ein Bad im Meer. In Ramlena geniessen wir nach dem Mittagessen das Strandleben, baden, fahren Boot und fotografieren den Sonnenuntergang im Meer. Wir bedanken uns bei Eduardo, unserem lokalen Führer in Ausbildung für die Begleitung. Für die nächsten Tage wird und Silvio begleiten. Es ist wirklich verblüffend, wie gut die lokalen Führer Deutsch sprechen, obwohl sie noch nie ausserhalb Madagskars waren.

Montagne d’Ambre

Wir fahren wieder in den Süden Richtung Joffreville, dem Eingangstor zum ältesten Nationalpark von Magaskar, welcher 1958 von den Franzosen gegründet wurde. Wir besuchen den wunderschönen Urwald und beobachten ganze Lemurenfamilien in den Bäumen, Chamäleons und die vielen lustigen Tausendfüsser. Hier werden die Lemuren nicht angefüttert, so dass sich das Fernglas bezahlt macht, um die Baby-Lemuren und die Familien in den Bäumen genau beobachten zu können. Wir sind hier fast auf 1000 Meter unterwegs, so dass wir erstmals Jacken anziehen und ab und zu auch ein paar Regentropfen spüren. Wir picknicken in der Mitte des Parks an wunderschönen Tischen und Bänken und geniessen die Natur.

Wir steigen runter zum Lac Vert, der seinen Namen dank seiner grünen Farbe verdient und bei Regen massiv steigen kann, so dass das ganze Tal unter Wasser steht. Wir übernachten in der wunderschönen Nature Lodge mit wunderbarem Ausblick über die Hügel und werden nachts von einem Hund bewacht.

Tsingy Rouge – Ankarana - Ambilobe

Nach einem wunderschönen Frühstück auf der Veranda der Nature Lodge fahren wir zu den Tsyngy Rouge. Eine wunderschön geformte Landschaft mit fragilen Sandformationen, welche durch die Erosion entstanden ist und nun unter Schutz steht. Wir laufen runter ins kleine Tal, vorbei an den bizarrsten Gesteinsformationen, geniessen den Schatten unter einem riesigen Baum und steigen wieder hoch und geniessen den Blick von oben.

Wir fahren weiter in Richtung Ankarana und essen zu Mittag an dem Ort, der «Zwischen den Wassern» genannt wird und bekannt ist für seine Krokodile. Die Legende sagt, dass ein durstiger Reisender den Ort besuchte. Die Bewohnerinnen und Bewohner gaben ihm aber nichts zu trinken. Daraufhin hat er sie verflucht und ihnen ein Hochwasser gewünscht. Dieses kam wirklich eines Tages und die Bewohnerinnen und Bewohner wurden in Krokodile verwandelt. Wir können das nicht bestätigen, wir haben nur ein Krokodil auf einem Foto gesehen.

Auf der Weiterfahrt nach Ambilobe sehen wir viele Zebus, Schafe, Hühner und Ziegen. Die Zebus sind für die Madagassen ganz wichtig und an jedem Fest dabei. Sie werden gegessen, dienen aber auch als Nutztiere. Wir sahen zwei- und vierspännige, ja sogar sechsspännige Kutschen, auf denen alles mögliche transportiert wird. In dieser Gegend gibt es aber auch Minenstädte, in denen die Menschen nach Saphir suchen.

Ambilobe, Grand Tsingy

Ambilobe «Bei den grossen Plantagen» ist eine Stadt mit 50'000 EinwohnerInnen und ist für uns der Ausgangspunkt für den Besuch des Tsingy Nationalparks. Wir fahren mit den Jeeps zum Eingang, erledigen die Eintrittsformalitäten und nehmen den Park Ranger in unserem Wagen mit. Heute steht nun erstmals ein längerer Fussmarsch bevor und wir melden dem Park Ranger, dass wir alles, wirklich alles sehen wollen. Wir laufen also durch einen wunderschönen Urwald. Wir sehen einen nachtaktiven Lemuren am frühmorgendlichen Sonnenbaden, Lemuren-Familien, Vögel und wunderschön geformte Lianen und ineinander verschlungene Bäume. Es gibt Bäume, welche sich um andere Bäume schlingen und diese mit der Zeit erwürgen und absterben lassen. Das sieht für uns toll aus, für die absterbenden Bäume sicher weniger toll.

Nach einem längeren Fussmarch öffnet sich eine wunderschöne Karstlandschaft. Wir laufen bzw. balancieren über die Steinlandschaft, vorbei an Kratern, welche bis zu 30 Metern tief sein können. Wir überqueren einzeln eine Hängebrücke, machen uns schmal durch die engen Passagen und geniessen die wohlverdiente Pause mit Blick auf die Karstspitzen. Trotz der kargen Landschaft wachsen einzelne hellgrüne Büsche und Bäume.

Beim Picknicken besucht uns ein Lemur, welcher sehr gerne die angebotene Mango verspeist. Am Nachmittag steigen wir über 200 Treppen zur Fledermaus Grotte hinab und hören den Fledermäusen zu, welche in der dunklen Höhe hängen. Voller toller Eindrücke kehren wir müde in das Hotel in Ambilobe zurück.

Ankify

Auf der Route Nationale 6 geht es weiter nach Süden zum Hafen von Ankify. Wir fahren an vielen Cashew Bäumen vorbei. Die Nüsse werden auf den kleinen, mit Holzkohle geheizten Öfen geröstet, von den Schalen befreit noch lauwarm an der Strasse verkauft. Wir geniessen diese Köstlichkeit ausgiebig. Die Cashew Bäume wurden von den Franzosen importiert und sind deshalb eigentlich nicht typisch madagassisch. Bei einer Kakaoplantage lernten wir nicht nur die Verarbeitung kennen, sondern konnten auch die frisch

gerösteten Kakaobohnen probieren. Neben Kakao wird auch hier Zimt, Kurkuma, Vanille, Pfeffer und Ananas gewonnen. Selbstverständlich darf auch der Rum in den unterschiedlichsten Geschmacksrichtungen nicht fehlen. Nach einem köstlichen Mittagessen mitten in der Plantage mit dem üblichen Poulet und Fisch, ging die Fahrt über die bekannten Strassen mit Schlaglöchern weiter.

Ankify ist eine sehr kleine Hafenstadt, über welche viele Güter nach Nosy Be verschifft werden. Ganze Lastwagen gefüllt mit Ananas, aber auch Mikrowellen und Waschmaschinen werden - nicht ganz Suva konform – auf Lastwagen umgeladen. In der Hotelanlage in Ankify pflückten uns die Gartenarbeitenden frische Kokosnuss von der Palme. Der junge Mann zog die Arbeitskleidung aus und kletterte die Palme hoch und schlug die Kokosnuss ab. Das Öffnen der Kokosnuss mit Schweizer Sackmesser ging aber bedeutend länger und sah längst nicht so elegant aus wie beim Aye-aye.

Nosy Sakatia

In Ankify bestiegen wir am nächsten Morgen direkt am Strand das Boot nach Nosy Be. Mit den Jeeps fuhren wir der Küstenstrasse entlang in das Lakobe Reservat nach Ambatasovavy. Nosy Be sieht bedeutend reicher aus, mit mehr gepflegten Häusern, Städtchen mit Läden und auch mehr Weissen.

In Ambatasovavy durften wir an die Ruder. In drei Auslegerbooten erhielt jeder von uns ein Paddel und wir glitten eine Dreiviertelstunde lang mehr oder weniger schnell über das Wasser. Das Auslegerboot ist aus einem Stamm geschnitzt und nicht wasserdicht, so dass wir immer wieder Wasser ausschöpfen durften.

Das Lakobe Reservat entpuppte sich einmal mehr als ein wunderschöner Urwald, in welchem wir Indris, die grossen Schlangen, aber auch viele Frösche und einen Mausmaki sichten konnten. Einer der lokalen Parkführer brachte die Indris zum Singen. Sie sangen eine völlig andere Melodie als die Indris im Palmarium. Ohrenbetäubend waren aber vor allem die Zikaden, die es hier zu Hunderten zu geben scheint.

Da wir uns beim Hin Rudern schon vollständig verausgabt hatten – oder uns die Einheimischen die Strapazen nicht mehr zutrauten, wurden alle Auslegerboote mit einem Seil verbunden und von einem Motorboot zurück nach Ambatasovavy gezogen.

Nach einer weiteren Fahrt mit den Jeeps der Küste entlang, bestiegen wir das Boot zu unserem letzten Ressort. Auf der Bootsfahrt in den Sonnenuntergang wurde unser Gepäck und unsere Schuhe auf ihre Wasserfestigkeit geprüft – nicht alles war wasserdicht.

Unsere letzten drei Tage verbrachten wir in der Lodge mit Faulenzen und Schnorcheln. Auch die Unterwasserwelt hat es uns angetan mit Korallen, Schildkröten und vielen bunten Fischen. Abends genossen wir den Sternenhimmel und in der Nacht gab es häufig einen tropischen Regenwald. Die mit Palmdächern bedeckten Lodges waren nicht immer ganz wasserdicht, so dass einige von uns mit dem Regenschirm über dem Kopf schlafen mussten.

Rückflug von Nosy Be

Nach zwei erlebnisreichen Wochen verabschiedeten wir uns von Silvio am Flughafen. Nordmadagaskar hat unserer kleinen Reisegruppe viele tolle Erlebnisse und Begegnungen mit Tieren am Tag und in der Nacht, Unterwasser und im Urwald und Pflanzen beschert, welche nur in Madagaskar zu bewundern sind. Madagaskar – wir kommen wieder!